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Syrien dementiert Geisel–Übernahme

■ Sechs Ausländer, darunter Cordes und Schmidt, angeblich in syrischer Hand / Hizbollah transportierte Gefangene ab

Beirut (afp/taz) - Vier im Januar entführte Dozenten des Beirut University College befinden sich der US–Fernsehgesellschaft NBC zufolge zur Zeit in syrischer Obhut. Unter Berufung auf westliche und nahöstliche Geheimdienstkreise meldete NBC am Mittwoch abend, die Gefangenen seien einem Oberst des syrischen Geheimdienstes übergeben worden. Auch libanesische Zeitungen hatten am Mittwoch berichtet, die Dozenten sowie die beiden Bundesdeutschen Cordes und Schmidt seien den Syrern überstellt worden. Der syrische Geheimdienstchef im Libanon, General Kanaan, dementierte unterdessen gegenüber afp diese Zeitungsberichte. Ein Teil der ausländischen Geiseln sollen sich in der Zentrale der Hizbollah im Stadtviertel Basra befunden haben, wo Dienstag abend 23 Mitglieder der radikalen Schiitenmiliz von syrischen Soldaten massakriert worden waren. Wie Anwohner berichteten, seien in den beiden vorangegangenen Nächten Gefangene abtransportiert worden. Das Gebäude mit drei unterirdischen Stockwerken diente Hizbollah als Kaserne und Gefängnis, wo überwiegend Libanesen festgehalten wurden. In Beirut wird nicht damit gerechnet, daß das Massaker von Basra die iranisch–syrischen Beziehungen nachhaltig verschlechtert. Denn das Massaker an den pro–iranischen Milizionären war eine „Racheaktion“ auf einen Vorfall vom 14. Februar, wo 14 syrische Soldaten von Hizbollahi vorrübergehend festgenommen und mißhandelt wurden. General Kanaan hatte bereits am Freitag eine exemplarische „Bestrafung“ angekündigt. Gleichzeitig enthält das brutale Vorgehen eine Botschaft an westliche und regionale Regierungen, die die Bereitschaft Syriens signalisiert, gegen radikale Kräfte vorzugehen und die Geiselfrage zu lösen.

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