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Sweet Home AtlantaInoffizielle Bewegung

■ Das IOC bleibt hart: Es gibt kein Olympia-Kondom in den fünf Farben

Als offizieller Olympia-Sponsor kann man sich, wenn man es geschickt anstellt, sehr gut profilieren. Wie das Magazin Sports Illustrated zum Beispiel, das jeden Tag eine heißbegehrte Sonderausgabe mit aktuellen Reportagen und exzellenten Fotos herausbringt. Leider kostet das gute Stück drei Dollar. Dafür bekommt man als Zugabe die bildschöne ganzseitige Anzeige eines Arzneimittelherstellers geliefert, die einen fortgeschrittenen Fußzehpilz quasi ins Auge springen läßt.

Man kann sich als olympisches Unternehmen aber auch blamieren – wie die Firma IBM. Keine Zeitung, keine Beilage, in der nicht ausführlich über das phänomenale Computer-Informationsnetz berichtet wurde, das der Konzern für Atlanta einrichtete. Große Agenturen zahlten 10.000 Dollar für den Zugriff auf den Online-Service mit den jeweils topaktuellen Ergebnissen. Inzwischen mußten sie feststellen, daß es effektiver gewesen wäre, jemanden zu Fuß zu den Wettkampfstätten zu schicken, um nachzufragen, wer gewonnen hat. Das hochgelobte System funktioniert nicht, die Resultate kamen zum Teil erst eine halbe Stunde später, und auch bei dem ganz normalen Dienst für die Pressezentren war die bevorzugte Meldung: „No data available.“

Während die Leute an den Terminals bloß ungehalten vor sich hin fluchten, drohten jene Medien, die viel Geld bezahlt hatten, mit Klage. Eilfertig versprach IBM, die Sache alsbald in den Griff zu kriegen. „Wir hoffen, daß uns die Leute nach unserer Leistung während der gesamten Spiele beurteilen und nicht nach den ersten beiden Tagen“, sagte ein Sprecher. Gemessen an der kurzen Dauer der Spiele, ist dies so, als würde jemand Windows 95 kaufen und erst sechs Monate später benutzen kann. Kein Wunder, daß böse Zungen das IBM-Informationssystem bereits als „Info 97“ bezeichnen.

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Eine der größten Horrorvorstellungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist der unbefugte Gebrauch der olympischen Ringe. Unnachsichtig wird jeder verfolgt, der dieses Symbol verwendet, ohne dafür zu zahlen. Selbst die den Ringen nachempfundenen fünf Tränen der Paralympics wurden auf eisernen Druck des IOC kaltblütig beseitigt. Mit Entsetzen sahen die Olympier daher die Verbreitung von rund 500.000 Flugblättern, Postern, Buttons und Kärtchen, die fünf in Farbe und Form den olympischen Ringen gleichende Kondome zeigen und von einer anonymen Aids-Kampagne verbreitet wurden. In 17 Sprachen ist darauf der Slogan „Play Safe“ zu lesen.

„Es ist offensichtlich, daß diese Organisation nichts mit der olympischen Bewegung zu tun hat“, erklärte IOC-Sprecher Darby Corker leicht säuerlich und stellte für alle Zweifler unmißverständlich fest: „Es gibt kein offizielles olympisches Kondom.“ Matti

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