■ Surfbrett: In Bad Soden zeigen Bürger Bürger an
Daß Kommunen das Web für ihr Image nutzen wollen, ist üblich. Daß sie über das Internet ihren Bürgern tatsächlich bei Verwaltungsakten helfen, kommt vor. Die hessische Kurstadt Bad Soden am Taunus jedoch hat sich auf ganz besondere Weise hervorgetan. Sie bietet auf ihren Webseiten (www.bad-soden .de) nicht nur Anträge für die Hundesteuer, den Fischereischein, den Lohnsteuerklassenwechsel oder die „Änderung von Müllgefäßen“ an. Im Pdf-Format sind hier auch Formulare für die „Anzeige einer Verkehrsordnungswidrigkeit“ online abzurufen. Im ebenfalls unter dieser Adresse ansteuerbaren Diskussionsforum erntete diese Dienstleistung aber helle Empörung. Eine schlichte Aufforderung zur Denunziation sei das, schrieben die Kritiker, die Bürger würden aufgestachelt, sich gegenseitig zu bespitzeln. Immerhin: Die Website von Soden ist dabei, weit berühmter zu werden als die meist eher drögen Angebote anderer Gemeinden. Unter der Adresse www.radarfalle.de haben rasende Autofahrer einen Hinweis auf Soden geschaltet, und seither mischen sich auch Ortsfremde in die Debatte ein – oft unter offensichtlich falschem Namen. Unter dem Ansturm drohen andere Themen im Web-Forum der Kurstadt unterzugehen, doch das schert die Kommunalpolitiker nicht. Trotz all der Proteste beschlossen die Stadtverordneten, das Formular weiterhin anzubieten. i.me@gmx.de (Marc Ermer)
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