: Südkoreas Werftarbeiter fordern Konsequenzen
■ Die Beerdigung eines Werftarbeiters wird zum politischen Konflikt / Studentendemonstration erneut brutal aufgelöst
Seoul (afp) - Der am Samstag in Südkorea bei Zusammenstößen mit der Polizei getötete Werftarbeiter Lee Sok–Kyu soll nicht beerdigt werden, bevor die verantwortlichen Polizisten bestraft worden sind. Der 21jährige Lee war ums Leben gekommen, nachdem er Augenzeugenberichten zufolge von Splittern einer Tränengasgranate in die Brust getroffen worden war. Die Arbeiter der Daewoo– Werft auf der Insel Koje verschoben am Dienstag die Beisetzung nach Angabe eines ihrer Sprecher auf unbestimmte Zeit. Sie verlangen die Bestrafung der schuldigen Polizisten, die Entlassung des Innenministers sowie die bedingungslose Annahme ihrer Lohnforderungen. Politische Beobachter sehen in diesen Forderungen den ersten Versuch der streikenden Arbeiter und oppositioneller Kräfte, im Rahmen des Arbeitskampfes gemeinsam politische Forderungen durchzusetzen. Das Begräbniskomitee plant, Lee an dem Grab von über 100 Opfern eines Aufstandes gegen die Militärregierung im Jahre 1980 beizusetzen. Unterdessen kam es am Dienstag in Seoul wieder zu Studentendemonstrationen. Die Polizei trieb an der Yonsei–Universität etwa 300 Studenten mit Tränengas auseinander, die die Freilassung ihrer am Sonntag bei gewaltsamen Auseinandersetzungen festgenommenen Kommilitonen forderten. Die Demonstranten warfen, wie bereits am Sonntag, Steine und Benzinbomben gegen die Polizisten. Auf der Werft versammelten sich am Dienstag nach Augenzeugenberichten Tausende von Arbeitern und gedachten des Todes ihres Kollegen und verurteilten den brutalen Tränengaseinsatz der Polizei. Die Behörden errichteten an den Zufahrtshäfen und Bushaltestellen auf der Insel Koje Kontrollstellen, um anreisenden Oppositionellen und Studenten die Zufahrt zu versperren. Etwa 3.000 Polizisten sind auf der Insel im Einsatz.
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