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Südkorea baute an der Bombe

■ Ex-Geheimdienstchef: Atomprogramm 1979 aufgegeben

Seoul (AP/AFP/taz) – Südkorea stand nach der Aussage eines ehemaligen militärischen Geheimdienstchefs in den siebziger Jahren kurz vor der Fertigstellung einer Atombombe. Wie der heutige Abgeordnete der oppositionellen Demokratischen Partei Südkoreas, Kang Chang Sung, gestern vor dem Verteidigungsausschuß des Parlaments aussagte, vertraute ihm der damalige, 1979 ermordete Präsident Park Chung Hee im September 1978 an, daß die Produktion einer Atombombe zu 95 Prozent abgeschlossen sei.

Damit bestätigte Kang frühere Berichte ehemaliger Regierungsmitglieder und Experten über das südkoreanische Atomprogramm. Fünfhundert südkoreanische Wissenschaftler und Techniker sind in einem geheimen Entwicklungszentrum mit dem Atomwaffenprogramm befaßt gewesen, heißt es.

Schon vor einigen Jahren hatte der ehemalige Wissenschaftsminister Choi Hyong Sup erklärt, daß Südkorea Ende der siebziger Jahre die Fähigkeit zum Bau einer Atombombe gehabt habe.

Der Plan zum Bau einer Nuklearwaffe sei auf Druck der USA nach dem Attentat auf Park – dessen Hintergründe immer noch nicht vollständig aufgeklärt sind – fallengelassen worden, sagte Kang, der früher an der Spitze des militärischen Geheimdienstes seines Landes stand und ein enger Vertrauter Parks war, gestern.

Ein Sprecher des südkoreanischen Verteidigungsministeriums in Seoul wollte die Angaben zunächst weder bestätigen noch dementieren.

Kang äußerte sich während einer parlamentarischen Untersuchung der südkoreanischen Verteidigungsentwicklungs-Agentur (ADD), die seinen Angaben zufolge in den siebziger Jahren für das Rüstungsprogramm und die Raketenentwicklung zuständig war.

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