Süddeutsche Zeitungen auf hartem Sparkurs: Keine öffentlichen Bilanzen mehr
2009 soll das Sparjahr bei "Stuttgarter Zeitung" und "Süddeutscher" werden. Bilanzveröffentlichungen stören da nur. Und Journalisten wird Geld geboten, um sich selbst abzubauen.
Noch sieht die Titelseite der Stuttgarter Zeitung so aus wie früher die FAZ - fotofrei nämlich. Doch ab dem Sommer wird mit dieser ehernen Tradition gebrochen: Wie das Stuttgarter Stadtmagazin Lift berichtet, kommt dann ein Aufmacher-Bild. Vierspaltig, in Farbe. Das allein wäre vielleicht nicht der Rede wert, doch bei der wichtigsten Zeitung Baden-Württembergs drohen noch weit radikalere Einschnitte. Hinter dem Blatt und dem Schwestertitel Stuttgarter Nachrichten steht die Südwestdeutsche Medienholding (SWMH), der seit einem knappen Jahr auch die Süddeutsche Zeitung komplett gehört. Und auch dort wird geholzt.
Die Stimmung in den Redaktionen ist schlecht, vor allem in Stuttgart. Dort hatten vor Weihnachten 220 Mitarbeiter von Stuttgarter Zeitung, Stuttgarter Nachrichten und Sonntag Aktuell der SWMH-Geschäftsleitung das Misstrauen ausgesprochen. Im offenen Brief an Geschäftsführer Richard Rebmann klagten sie, dass "Mitarbeiter in großer Zahl monatelang im Ungewissen gelassen und mit der Kündigung bedroht", Führungskräfte "handstreichartig des Hauses verwiesen" würden.
Gäbe es nicht das unabhängige Stadtmagazin, würde man von alldem kaum etwas erfahren: Denn die SWMH, Deutschlands zweitgrößter Zeitungskonzern, ist der unbekannte Riese, der die Meinungsmacht im Südwesten hat. Üblicherweise wird dort eisern geschwiegen, daher sind die knappen Stellungnahmen von Rebmann gegenüber Lift schon eine kleine Sensation: "Angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung sind wir dabei, Optimierungspotenziale vor allem im Produktionsablauf zu realisieren. Dies hat keine Auswirkungen auf die Redaktion", so Rebmann. 65 Arbeitsplätze vor allem im technischen Bereich und bei den Anzeigen sind schon gestrichen. Doch Insider sagen, es sei längst nicht nur die Finanzkrise, die nun für hartes Sparen sorgt. Vielmehr müsse die SWMH die rund 700 Millionen Euro, für die man im Februar 2008 die Süddeutsche komplett übernahm, gegenfinanzieren.
Beim Süddeutschen Verlag in München selbst sollen 2009 laut Branchenberichtenrund 15 Millionen Euro eingespart werden. Bis zum Samstag läuft hier die Frist für die Belegschaft, gegen relativ hohe Abfindungen freiwillig das Haus zu verlassen. Laut Betriebsrat haben bereits jetzt mehr VerlagsmitarbeiterInnen als von der Geschäftsführung erwartet, vom Angebot sich selbst abzubauen, Gebrauch gemacht. In der SZ-Redaktion, die das eigentliche Ziel dieser Maßnahme war, haben sich bislang aber offenbar deutlich weniger als geplant gemeldet. Dafür wurde in einigen Ressorts Pauschalisten gekündigt, Honorartöpfe werden um teilweise über 20 Prozent gekürzt.
Und wieder ist von einer geplanten redaktionellen Kooperation von SZ und StZ die Rede. "Es gibt keine Planungen einer Kooperation zwischen den Stuttgarter Zeitungstiteln und der Süddeutschen Zeitung", entgegnet Rebmann in Lift. So recht glauben mag man das aber an beiden Orten nicht.
Genaue Zahlen gibt es ohnehin keine: Anders als in den Jahren zuvor veröffentlicht die SZ jetzt auch im elektronischen Bundesanzeiger keine Bilanz mehr - dort wird für alle Unternehmen des Verlags die "Offenlegungsbefreiung nach § 264 Handelsgesetzbuch" in Anspruch genommen. Für die Stuttgarter Titel des stillen Riesen SWMH gilt das sowieso.
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