Südafrika verliert gegen Uruguay: Mutlos, ideenlos, hoffnungslos
WM-Gastgeber Südafrika spielte über 90 Minuten zu hektisch und unüberlegt. Jetzt droht das Vorrundenaus. Uruguay hingegen hat einen großen Schritt Richtung Achtelfinale gemacht.
PRETORIA taz | Es war eine Demütigung. Der Gastgeber der WM wurde regelrecht vorgeführt von einer blenden aufgelegten Mannschaft aus Uruguay. 0:3 verlor die Bafana Bafana am Mittwochabend ihr zweites Gruppenspiel. Dabei war sie mit so großen Hoffnungen in die Partie gegangen. „Stoßt ins Horn!“ Das war der Wunsch der Mannschaft an die Fans. Die Zeitungen druckten den Aufruf in dicken Lettern. Und ihre Anhänger folgten dem Wunsch des Teams. Bis zur zehnten Minute war es richtig laut im Loftus Versfeld, dem altehrwürdigen Rugbytempel in Pretoria.
Dann wurde es leiser. Beinahe entsetzt waren die Massen über die Leistung ihrer Mannschaft. Sie kam kaum an den Ball. Die Mannschaft Uruguay bewegte sich unheimlich gut, schien richtig Spaß am Laufen zu haben. Das Publikum wechselte die Strategie. Mit einem Mal wurde nicht mehr nur getutet. Es wurden rhythmische Sprechgesänge angestimmt. Die Mannschaft wurde ruhiger, die ersten Pässe kamen an. Die Außenverteidiger verloren bei Vorstößen nicht mehr jeden Ball. Und doch war zu merken, dass das Team noch nicht richtig mithalten konnte mit Uruguay.
Beim Versuch, die Ordnung zu finden, ließ sie den Gegenspielern immer wieder Platz. Unbedrängt gab Diego Forlan in der 26. Minute aus 25 Metern einen Schuss ab. Den von Aaron Mokoena abgefälschten Ball konnte Südafrikas Keeper Ithomeleng Khune nicht halten. Lauter wurde es nach dem 0:1 nicht im Stadion.
Südafrika - Uruguay 0:3 (0:1)
Südafrika: Khune - Gaxa, Mokoena, Khumalo, Masilela - Letsholonyane (57. Moriri), Dikgacoi - Modise, Pienaar (79. Josephs), Tshabalala - Mphela
Uruguay: Muslera - Maxi Pereira, Lugano, Godín, Fucile (71. Álvaro Fernández) - Arévalo, Pérez (90. Gargano), Alvaro Pereira, Forlán - Suárez, Cavani (89. Sebastián Fernández)
Schiedsrichter: Busacca (Schweiz)
Zuschauer: 42.658 (ausverkauft)
Tore: 0:1 Forlán (24.), 0:2 Forlán (80./Foulelfmeter), 0:3 Alvaro Pereira (90.+5)
Gelbe Karten: Dikgacoi, Pienaar / -
Rote Karten: Khune (76./Foulspiel) / -
Arg unreif präsentierten sich die Südafrikaner in der ersten Hälfte. Zu viel Bälle wurden von dem offensiven Mittelfeldspielern verloren, zu viel mussten die Grün-gelben verlorenen Bällen hinterherlaufen. Aus dem Spiel heraus gelang es der Mannschaft vor der Pause nur ein einziges Mal eine Flanke in den gegnerischen Strafraum zu schlagen. Uruguays Verteidigung blieb beweglich, die Viererkette, mit der Trainer Oscar Tabarez diesmal spielen ließ, wurde durch die wachsamen und stets rechtzeitig zurückeilenden Sechser Diego Perez und Egidio Arevalo so verdichtet, dass es einer sehr, sehr guten Idee bedurft hätte, sie zu überwinden. Die hatten die Südafrikaner aber nicht.
Die drei Angreifer, allen voran Diego Forlan, der eine Art stürmenden Spielmacher gab, konnten sich so richtig austoben. Ein zweites Tor für Uruguay hätte auch bis 20 Minuten nach der Pause beinahe jederzeit fallen können. Fast schien es , als hielten sie sich aus Höflichkeit dem Gastgeber gegenüber zurück. Bis zur 80. Minute, als Südafrikas Torhüter Khune den auf ihn zulaufenden Luis Suarez zu Fall brachte und dafür die Rote Karte sah. Forlans Elfmetertor brachte die Entscheidung. Das 3:0 durch Alvaro Pareira in der Nachspielzeit war der verdiente Lohn für eine herausragende Leistung.
Die Südafrikaner hatten das ganze Spiel über bemüht vor sich hin gewerkelt und mussten am Ende doch feststellen, dass stimmt, was viele vor dem Turnier befürchtet hatten. Dem Team fehlt für einen taktisch derart guten Gegner, wie es Uruguay an diesem Abend war, die Erfahrung. Auch die Fans haben das gemerkt. Beim Schlusspfiff war die Hälfte der Zuschauer bereits auf dem Heimweg.
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