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Südafrika nach den Progromen gegen MigrantenDie Angst zieht immer mit

Die Jagd auf Ausländer in Südafrika hat Zehntausende zu Flüchtlingen gemacht. In Lagern suchen sie Schutz. Doch argwöhnisch beäugen die Nachbarn die ungeliebten Zeltstädte.

Viele Flüchtlinge fühlen sich in den Zeltstädten sicherer. Doch, wie lange sie dort bleiben können, ist ungewiss. Bild: dpa

Neun Jahre ging es gut für Leah und Thomas Mawumane in Südafrika. Dann tobte der ausländerfeindliche Mob im Township Thembisa bei Johannesburg und überfiel auch ihr Heim. Die kleine Hütte ging in Flammen auf, und das mosambikanische Ehepaar rannte um sein Leben. Die 32-Jährige hat ihre Hände schützend über ihren Bauch gelegt, sie ist im neunten Monat schwanger. "Als wir wegliefen, hatte ich solche Angst, dass etwas mit meinem Baby passieren könnte." Das erlebte Trauma sei unvergesslich. Müde sitzt sie neben ihrer neuen Unterkunft: Das weiße, tunnelartige Zelt der Vereinten Nationen ist für die nächsten Wochen ihre Bleibe, errichtet mit vielen anderen auf dem freien Feld im wirtschaftlichen Entwicklungsgebiet Midrand nahe Johannesburg.

Als die Umsiedlung dieser Flüchtlinge aus der Rabie Ridge Polizeistation nahe Thembisa begann und die ersten Armeefahrzeuge mit ihrer übrig gebliebenen Habe in Midrand eintrafen, erlebten die Opfer der Gewalt gegen Ausländer eine neue Welle der Ablehnung. Anwohner der angrenzenden Gemeinde Country View protestierten gegen die Errichtung des Notlagers, da die Provinzregierung sie nicht informiert hatte. Eine öffentliche Entschuldigung der Behörden folgte. Unmut gab es auch in anderen Gemeinden, die Zelte in ihrer Nachbarschaft bemerkten. Die südafrikanische Regierung hat zehn Versorgungsstätten für etwa 50.000 Vertriebene landesweit geplant. In der Provinz Gauteng sind mehr als 10.000 vor den Angriffen geflüchtet. Rund 4.000 von ihnen sind in Lager rund um Johannesburg umgesiedelt worden.

Die internationale Hilfsorganisation Oxfam war anfangs besorgt über den knappen Zeitrahmen der Umsiedlung, da die Stätte in Midrand bei Ankunft der 300 Bewohner ungenügend hergerichtet war. Inzwischen gibt es einen Wassertank, Toiletten, Lichtmasten und mehr Sicherheit: Stacheldraht begrenzt das Feld, das die Entwicklungsbank für das Südliche Afrika zur Verfügung gestellt hat. Polizisten schieben Wache, ein Angestellter einer Sicherheitsfirma reitet in Abständen um das Lager. Das Gesundheitsministerium hat eine mobile Klinik geschickt. Noch fehlen Tabletten für diejenigen, die den HI-Virus tragen, Kondome und Babynahrung. Aber Geschäftsleute spendeten Matratzen, Decken gegen die Winterkälte und Lebensmittel.

Leah Mawumane fühlt sich besser im Camp, hat aber Angst nach Thembisa zurückzukehren. "Wir können auch nicht nach Mosambik wie viele unserer Landsleute, weil die beiden älteren Kinder bei Verwandten auf dem Land in Südafrika sind und dort weiter zur Schule gehen können." Der Versuch der Lokalregierung, Vertriebene zu reintegrieren, könnte sich als ein langwieriger Prozess erweisen. Shehnilla Mohamed, Direktorin für Oxfam in Südafrika, findet die geplante Einbindung in lokale Gemeinden ideal, bezweifelt aber ein schnelles Umdenken der Einheimischen, die Afrikaner aus anderen Ländern angriffen und dabei 62 Menschen getötet haben.

"Die Sicherheit für die Migranten muss gewährleistet sein, und das kann schwierig werden", sagt Shehnilla Mohamed. Zumindest in der unmittelbaren Zukunft. Die Regierung will die Lager nur zwei Monate bestehen lassen, dann soll die humanitäre Krise bewältigt sein. "Unsere Zukunft ist ungewiss", sagt Patricia Chipoyi. Sie teilt ihr Zelt mit fünf anderen Frauen aus ihrer Heimat Simbabwe, in die sie nicht zurückkönnen. "Wir warten, bis Bob weg ist", sagt sie und nimmt eine Prise Schnupftabak. Mit "Bob" meint sie Präsident Robert Mugabe, der am 27. Juni zum zweiten Mal wählen lässt, nachdem er beim ersten Wahlgang dem Oppositionskandidaten unterlegen war.

Die Frauen haben in Thembisa vor den Überfällen auf ihre Häuser Obst, Gemüse und Häkeldecken verkauft. Mit dem Geld ernährten sie ihre Kinder im armen Simbabwe. "Wir hassen die Südafrikaner nicht, aber wir können ihnen nicht mehr vertrauen", sagt Patricia Chipoyi. Wie alle anderen lehnt sie eine Rückkehr ins Township ab.

Auch Rivers Paulus sitzt im Lager fest. Er ist einer der Südafrikaner, die es bei den brutalen Angriffen ebenfalls erwischt hat. Weil er Tsonga spricht - eine der Sprachen in Mosambik - und aus dem Grenzgebiet stammt, galt er als verdächtig. Da man ihn für einen Mosambikaner gehalten habe, sei er in die Polizeistation geflohen, als sein Nachbar den Angreifern den Weg zu seinem Haus gewiesen habe. Später habe sich der Nachbar für die Verwechselung entschuldigt, doch für Paulus gibt es kein Zurück mehr. Er ist auf der Suche nach einer neuen Heimat.

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