: Südafrika kommt nicht zur Ruhe
■ Zusammenstöße zwischen ANC- und Inkatha-Anhängern fordern 28 Tote und mehr als 50 Verletzte
Johannesburg (dpa/ap) — Mindestens 28 Südafrikaner sind am Wochenende bei Unruhen in den Schwarzensiedlungen des Landes getötet worden.
Nach Angaben der Polizei vom Sonntag gab es allein in der Elendssiedlung Alexandra nördlich von Johannesburg 22 Tote und mehr als 50 Verletzte, als Anhänger der Befreiungsbewegung Afrikanischer Nationalkongreß (ANC) und der Partei Inkatha aneinandergerieten.
Die Polizei barg sieben Tote, die meisten von ihnen zerstochen und zerhackt. Ein Mann war durch eine grausige Halskrause umgekommen, einen um seinen Hals gelegten brennenden Autoreifen. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, die Unruhen angezettelt zu haben.
Dem ANC gehören hauptsächlich Xhosas an, während die Anhänger von Inkatha sich vor allem aus Angehörigen des Zulu-Stammes rekrutieren. Auch auf Polizisten und Journalisten wurde geschossen.
Nach dem Gemetzel am frühen Samstag patrouillierten Einheiten der Polizei und der Armee auf den Straßen der Siedlung, die zum ersten Mal in größerem Ausmaß von dem Machtkampf zwischen Afrikanischem Nationalkongreß und Inkatha erfaßt worden war.
In der zentralen Provinz Oranje- Freistaat wurden gestern in der Schwarzensiedlung Kutloanong zwei Menschen getötet und zwei andere verletzt, als eine Sprengladung in einer Privatwohnung explodierte. Nach Angaben der Polizei wurden ferner in Tembisa bei Johannesburg die Leichen von vier ermordeten Männern gefunden.
Der Konflikt löste vergangenes Jahr in anderen Schwarzensiedlungen Kämpfe aus, bei denen mindestens 4.000 Menschen starben. Mit Blick auf das in den nächsten drei Jahren erwartete Ende der weißen Vorherrschaft konkurrieren ANC und Inkatha um ihren Einfluß unter den Schwarzen.
Nach langem Zögern hatten ANC-Vizepräsident Nelson Mandela und Inkatha-Chef Mangosuthu Buthelezi Ende Januar ihre Anhänger in einem gemeinsamen Appell aufgerufen, das Blutvergießen zu beenden.
Dieser Aufruf wurde weitgehend befolgt. Nach dem Gemetzel in Alexandra kamen ANC- und Inkatha- Funktionäre sofort zu Friedensgesprächen zusammen.
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