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Südafrika: Neue politische Institution

■ Weiße Minderheit in politischem Gremium zur Koordination regionaler Angelegenheiten in der Provinz Natal / Relativ machtlose Einrichtung / Aufwertung für Zulu–Häuptling Buthelezi

Johannesburg (dpa/taz) - Der Chef des südafrikanischen Apartheids–Regimes Botha war am Dienstag in Durban Ehrengast bei der Gründungssitzung der „Gemeinsamen Exekutivbehörde“ der östlichen Provinz Natal und des als autonom geltenden Schwarzen–Gebiets KwaZulu. Das neue Gremium, das in erster Linie Beratungs– und Koordinierungsaufgaben hat, setzt sich aus fünf schwarzen Repräsentanten aus KwaZulu sowie zwei Weißen, zwei Südafrikanern indischer Abstammung und einem Mischling als Vertreter Natals zusammen. Da Beschlüsse nur einstimmig gefaßt werden dürfen, haben die beiden weißen Delegierten - ebenso wie die anderen - eine Art Vetorecht. Zulu–Häuptling Buthelezi, Regierungschef von KwaZulu, traf bei der Gründungsfeier zum ersten Mal seit zwei Jahren mit Botha zusammen. Beide begrüßten sich, doch erschien Botha verärgert, als Buthelezi ihn in einer kurzen Ansprache aufforderte, die Reformen mit dem Ziel einer Machtbeteiligung der Schwarzen zu beschleunigen. Die weißen Machthaber in Südafrika hoffen, den konservativen Buthelezi für ihren Plan gewinnen zu können, die schwarze Bevölkerungsmehrheit unter Umgehung des Parlaments in einem Nationalrat an der Macht zu beteiligen. Der Chef des großen Zulu–Stammes hat allerdings die Freilassung der politischen Gefangenen zur Vorbedingung erhoben. Obschon die neue Einrichtung relativ machtlos ist und sich um regionale Angelegenheiten in Natal und den in Einzelgebieten über die Provinz verteilten KwaZulu zu kümmern hat, sprechen Beobachter von einem wichtigen Test. Das Apartheid–Regime hat durchblicken lassen, daß es dem bereits detailliert ausgearbeiteten Sudaba– Plan einer echten politischen Machtteilung in einem gemeinsamen Gebiet KwaZulu/Natal nicht mehr nur ablehnend gegenübersteht.

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