: Sudanese von Skinheads überfallen
■ Ausländerjagden, Überfälle in Straßenbahnen: Magdeburger Skinheadszene weiterhin gewalttätig
Magdeburg (taz) – Nach Auseinandersetzungen mit einer Gruppe rechtsradikaler Skinheads mußte ein 23jähriger Asylbewerber aus dem Sudan am Montag abend mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der Mann wurde durch einen Nahschuß aus einer Schreckschußpistole verletzt, ist aber nach Polizeiangaben außer Lebensgefahr.
Der Asylbewerber geriet an einer Straßenbahnhaltestelle an die Skinheadgruppe. „Aber wie die tätliche Auseinandersetzung dann begonnen hat und wie sie verlief, darüber können wir derzeit überhaupt noch nichts sagen“, erklärte Polizeisprecher Lothar Schirmer gestern auf Anfrage. Noch in der Nacht wurden vier Tatverdächtige im Alter zwischen 15 und 20 Jahren vorläufig festgenommen. Ein 25jähriger, der ebenfalls verdächtigt wird, an der Auseinandersetzung beteiligt gewesen zu sein, ging der Polizei gestern vormittag ins Netz.
Verdächtige sind der Polizei schon bekannt
„Wir fahnden jetzt noch nach zwei weiteren Tatverdächtigen, die uns namentlich bekannt sind“, sagte Schirmer. Der Polizeisprecher wollte allerdings nicht bestätigen, daß es sich bei einer der verdächtigten Personen um ein 14jähriges Mädchen handelt.
Der 25jährige Festgenommene war erst am Montag vormittag in einem Schnellverfahren vor dem Magdeburger Amtsgericht zu einer Geldstrafe von 2.250 Mark verurteilt worden, weil er am vergangenen Donnerstag in einer Straßenbahn an einem Überfall von sechs Skinheads auf einen 33jährigen Mann beteiligt war. Dieser wollte einer von Skinheads bedrohten älteren Frau zu Hilfe kommen.
Im Verlauf des Montag war es in Magdeburg zu weiteren rechtsradikalen Übergriffen gekommen. Vier Skinheads schlugen und traten in einer Straßenbahn einen 18jährigen Punker zusammen. Das Opfer erlitt bei dem Überfall erhebliche Prellungen im gesamten Körperbereich. Die Täter konnten bei einem Halt der Straßenbahn unerkannt flüchten.
Mehrere Jugendliche jagten in der Nähe der Marietta-Bar, die bereits Hauptschauplatz der ausländerfeindlichen Himmelfahrtskrawalle gewesen war, einen Ausländer über die Straße und schlugen mit Eisenstangen auf ihn ein. Auch in diesem Fall konnte die Polizei bislang noch keinen Fahndungserfolg melden. Uwe Ahlert
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