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Archiv-Artikel

DIE BEHÄBIGKEIT DER UNO IN DARFUR IST UNERTRÄGLICH UND FAHRLÄSSIG Sudan droht Flächenbrand

Das internationale Lavieren angesichts der andauernden Gewalt in Darfur wird immer peinlicher. 10 Tage nachdem die letzte 30-Tages-Frist des UN-Sicherheitsrates an Sudans Regierung zu einer Entwaffnung der Mordmilizen in der Kriegsregion unerfüllt verstrich, beriet der Sicherheitsrat gestern über eine neue 30-Tages-Frist. Damit kann Sudan gut leben: keine Strafmaßnahmen, sondern immer neue völlig wirkungslose Ultimaten und als einzige Konsequenz neue Sudan-Debatten im Sicherheitsrat. Eine Strafe ist das schon – für den Sicherheitsrat. Und für die Menschen in Darfur.

Es geht ja längst nicht mehr nur um ein Ende der Gewalt gegen Darfurs Bauernbevölkerung, um einen Rückzug der regierungstreuen Milizen und um eine international abgesicherte Rückkehr der 1,2 Millionen Kriegsvertriebenen. Es geht um die Zukunft des Sudan insgesamt. Nicht zu Unrecht fürchten Außenpolitiker weltweit das mögliche Auseinanderbrechen des Sudan – Afrikas größtem Flächenstaat an der Schnittstelle zwischen arabischer und schwarzafrikanischer Welt – als Signal für Wirren und Katastrophen von mindestens kongolesischem Ausmaß. Gerade um das zu verhindern ist es unbedingt nötig, dass endlich eine politische Neuordnung des Landes entlang föderaler Linien gelingt. Ein entsprechendes Rahmenabkommen zwischen Sudans Regierung und den Rebellen des Südsudan ist längst unterschrieben, und zu seiner Umsetzung fehlt jetzt noch ein umfassender Friedensvertrag. Einst war dieser Friedensvertrag für Südsudan, der Afrikas ältesten und blutigsten Krieg beendet hätte, schon für Herbst 2003 angekündigt worden. Dann kam der Krieg in Darfur dazwischen. Heute ist davon keine Rede mehr.

Wenn aber der Südsudan-Frieden nicht unter Dach und Fach gebracht wird, kehrt dorthin der Krieg zurück. Geschieht dies, bevor in Darfur Frieden einkehrt, steht genau das Szenario eines in Flammen auseinander brechenden Sudan vor der Tür, vor dem alle Welt Angst hat. Deswegen, nicht nur weil es in Darfur regnet, ist die Behäbigkeit des UN-Sicherheitsrats unerträglich und fahrlässig.

DOMINIC JOHNSON