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Sudan: Islamisches Recht soll Grundlage der Gesetzgebung sein

Khartoum (afp) - Der Sudan soll im Laufe des nächsten Jahres in einen föderativen Staat umgewandelt werden. Das kündigte der Staatschef General Omar Ahmad El Beschir am Wochenende in einer über den staatlichen Rundfunk verbreiteten Rede zum 1. Jahrestag der Machtergreifung seiner Militärjunta an. Die Einführung eines föderativen Staatssystems war im Oktober von einer Konferenz des nationalen Dialogs vorgeschlagen worden, um den Konflikt zwischen dem moslemischen Norden und dem christlich beeinflußten Süden beizulegen. In einem föderativen Staat sollen laut Beschir die Scharia, das islamische Recht, und die Tradition Grundlage der Gesetzgebung sein. Die einzelnen Mitglieder der Föderation sollen aber das Recht bekommen, ausschließlich die Religion betreffende Regelungen abzulehnen. Die aus dem südlichen Landesteil stammenden Rebellen der „Volksarmee zur Befreiung des Sudan“ hatten bereits ihre Ablehnung einer föderativen Lösung deutlich gemacht.

Unterdessen demonstrierten mehrere hunderttausend Anhänger der Junta in den Straßen der Hauptstadt Khartoum für die Einführung der Scharia. Zu den Massenversammlungen hatte das Militärregime selbst aufgerufen. „Scharia ... Scharia jetzt“ und „Scharia oder das Martyrium“ skandierten die Kundgebungsteilnehmer, deren Zahl von den Behörden auf 750.000 bis eine Million Menschen geschätzt wurde. Sie kamen angeblich aus allen Landesteilen, um an den Feiern teilzunehmen.

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