Stuttgart nun mit "Arena" statt "Stadion": Zum Glück heißt es nicht "Kampfbahn"
Bei der Umbenennung eines Stadions kann man kreativ sein. Oder eben nicht, wie das Beispiel Stuttgart zeigt.
Die Benamung von Fußballspielorten war in Deutschland jahrzehntelang nur für die Präfixexperten der Wording-Branche von Interesse. Vorne, da konnte man sich austoben: Nahm man einen Fluss? Eine Person? Eine Region? Oder noch was anderes? Hintenrum aber war das "-stadion" fast sicher gesetzt.
Ende der 90er-Jahre kam es dann zu einem Paradigmenwechsel. Die massive Zunahme des Stadiennamensponsorings führte dazu, dass der vordere Wortteil meist automatisch vergeben war - professionelle Namenausdenker mussten sich notgedrungen dem Ende widmen. Was auch geschah, aber leider mit dem fast immer gleichen Ergebnis: Arena. Vorbild hierfür waren die 1996 eingeweihte Amsterdam ArenA und in Deutschland die 1999 so benannte BayArena in Leverkusen - zwei Stadien des sogenannten neuen Typs, also familientauglich, voll überdacht, ohne Stehplätze, dafür mit 23 Restaurants, vielen VIP-Logen, integriertem 4-Sterne-Hotel und Tagungscenter.
Es folgte eine Arenenwelle: Schalke, Hamburg, Hannover, Bielefeld, Duisburg, München, Frankfurt/Main, Düsseldorf, Wolfsburg, Osnabrück, ja sogar Meppen, alle zogen mit.
Doch damit ist es eigentlich schon wieder vorbei, sieht man von den provinziellen Nachzüglern aus Paderborn (paragon arena), Rostock (DKB Arena) und Wiesbaden (Brita-Arena) einmal ab. Stattdessen gab es zuletzt eine Rückbesinnung auf das alte -stadion und, bei den Borussias aus Mönchengladbach und Dortmund, zwei Testballons mit dem aus dem englischen Fußball stammenden -park.
Nur in Stuttgart scheint man von dieser Trendumkehr nicht viel mitbekommen zu haben. Dort wird am Mittwochabend, mit einer einstündigen "Umbenennungszeremonie" samt anschließendem Freundschaftsspiel gegen Arsenal London (live im SWR, 20.15 Uhr), die 2006 selbst von einem Park in ein Stadium zogen, ein neuer Name gefeiert.
Denn statt Gottlieb-Daimler-Stadion heißt die Spielstätte des VfB Stuttgart nun Mercedes-Benz-Arena. Ein Armutszeugnis für die beteiligten Marketingabteilungen. Soll das Innovation verkörpern? Mut etwa? Dabei gab es so viele Möglichkeiten: Man hätte der Erste sein können, der eine Adaption der aus der American-Football-Profiliga NFL erprobten "Dome", "Stadium" oder "Field" wagt. Man hätte mit "Sportfeld" einen Retrotrend einläuten können. Oder völlig neue Begriffe wie "Collosseum", "Tempel", "Kessel" oder ein anbiederndes "Bolzplatz" auf die Agenda bringen können.
Aber nein, es musste wieder die olle Kombination aus Sponsorenname und der leidigen Arena sein. Immerhin ist das aber auch nur der zweitschlechteste Name in der Geschichte des Stuttgarter Stadions: Von seiner Eröffnung 1933 bis 1945 hieß es nämlich Adolf-Hitler-Kampfbahn.
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