: Studium generale statt Marxismus-Leninismus
■ ML-Sektion an der Humboldt-Universität wird aufgelöst
Die Sektion Marxismus-Leninismus an der Ostberliner Humboldt -Universität wird Ende August geschlossen. Ein geisteswissenschaftlich geprägtes „studium generale“ löst dann das bisherige Pflichtfach ab, kündigte der designierte Rektor der Universität, Theologie-Professor Heinrich Fink, an. Für die dort tätigen Hochschullehrer sei, soweit sie an der Universität bleiben, ein Wechsel in neue Institute vorgesehen. Es bestehe bereits ein Umschulungsprogramm für Sozialwissenschaften, Ökologie und Wirtschaftswissenschaften. An diesem Programm könnten sich die Lehrer der Sektion Marxismus-Leninismus beteiligen. Fink stellte außerdem fest, in der DDR gebe es einen großen Nachholbedarf an Kenntnissen in Philosophie. Gegenwärtig werde bereits eine bibelkundliche Vorlesungsreihe angeboten, die zur Zeit die am meisten besuchte Vorlesung an der Universität sei. Es gebe auch ein deutlich stärker gewordenes Interesse an evangelischer Theologie und allgemeinen Fragen der Bedeutung von Kirchen, sagte Fink.
Fink äußerte sich besorgt über die soziale Lage der Studenten bei teurer werdendem Lebensunterhalt. Gefährdet seien vor allem studierende junge Mütter. Als Rektor wolle er „mit auf die Straße gehen“, wenn es nötig sei zu verhindern, daß diese Studentinnen wegen Rationalisierung durch das soziale Netz fallen.
dpa
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