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Studie über Vorgehensweisen der ArbeitgeberBewerberauswahl mit Facebook

Ein Viertel der deutschen Unternehmer überprüft Bewerber im Internet, so eine neue Studie. So können lustige Partybilchen im Netz zum Karrierekiller werden.

Welcher Southpark-Charakter bist du? Und wie gefällt das potentiellen Arbeitgebern? Bild: screenshot facebook

BERLIN taz | Freiherzige Facebook-Accounts können bei der Jobsuche zum Problem werden. In einer Umfrage des Dimap-Instituts unter Arbeitgebern gaben 28 Prozent der Unternehmen an, sie würden bei der Auswahl von Bewerbern gezielt nach persönlichen Informationen im Internet suchen. Dabei gaben die Befragten an, private Karriereportale und soziale Netzwerke wie Facebook oder StudiVZ zu nutzen.

Rechtlich ist an dieser Praxis nichts auszusetzen, erklärt Thilo Weichert, Leiter des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz in Schleswig-Holstein: "Die Nutzung von Daten, die bereits veröffentlicht sind, ist frei", sagt er. Internetnutzer müssten sich dieser Möglichkeit bewusst sein und sich mit privaten Infos im Netz zurückhalten.

Genauso sieht es Dietmar Müller, Sprecher des Bundesbeauftragten für Datenschutz: "Der Nutzer ist der Hauptakteur, er ist für seine Daten verantwortlich." Er appelliert jedoch an die Betreiber der Internetplattformen, den Nutzern Datenschutzvorgaben zu machen. Es müsse schon bei der Eingabe von privaten Daten die Möglichkeit bestehen, dass diese nicht für alle sichtbar sind. Die Politik sei in diesem Fall nicht verantwortlich.

Silke Stokar, innenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der Grünen, sieht dennoch Handlungsbedarf. Zwar liegt auch für sie die Verantwortung beim Nutzer. Aber es müsse gesetzlich geregelt werden, was Arbeitgeber in elektronische Personalakten aufnehmen dürfen. Dafür fordert sie ein Arbeitnehmerdatenschutzgesetz.

Gisela Piltz, innenpolitische Sprecherin der FDP hält die rechtliche Situation für ausreichend: "Für Facebook oder StudiVZ brauchen wir kein eigenes Datenschutzrecht, sondern die Durchsetzung des geltenden Rechts", sagt sie. Wer sich in sozialen Netzwerken anmelde, müsse eigenverantwortlich mit seinen Daten umgehen. Dafür könne es kein Gesetz geben.

Das Bundesministerium für Verbraucherschutz hatte die Studie in Auftrag gegeben. Im Juli wurden 500 Unternehmen befragt. Vor allem große Unternehmen nutzten demnach das Internet, um sich über Bewerber zu informieren: Von den Firmen mit mehr als 1.000 Angestellten sind es 46 Prozent. Dagegen sind es nur 21 Prozent der Unternehmen mit weniger als 100 Angestellten.

Zwar sind in diesen Zahlen auch Karrierenetzwerke wie Xing enthalten. Aber viele Unternehmen nutzen auch soziale Netzwerke wie Facebook. Von den Unternehmen, die ihre Bewerber so überprüfen, sagte die Hälfte, sie täten dies schon bei der Vorauswahl. Das heißt: Wer sich auf StudiVZ schlecht präsentiert, wird gar nicht erst zum Bewerbungsgespräch eingeladen.

Auf Anfrage wollte kein Unternehmen dieses Vorgehen bestätigen. Die Unternehmensberatung Roland Berger, bekannt für ihre intensiven Auswahlverfahren, gab an, die Portale "derzeit nicht systematisch zu nutzen". Um dann einzuschränken: "Jobsucher sollten aber auf der Hut sein, welche Spuren sie im Netz hinterlassen", sagte ein Sprecher.

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9 Kommentare

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  • F
    Frank

    interessant ist in dem Zusammenhang doch auch wie es in einigen Jahren wirken wird, wenn keine, nur unvollständige oder "gestylte" Informationen von jemandem im Internet zu finden sind... dann stellen die Leute, die heute "Partybilder" veröffentlichen, andere als Mitarbeiter ein...

     

    Sicher, jeder sollte sich gut überlegen was er von sich veröffentlicht und auch seine "Buddys" bitten nicht einfach etwas online zu stellen.

  • F
    Fraumeier

    Viele facebook Nutzer schützen ihr Benutzerkonto nicht. Stimmt tatsächlich: einfach über Google mal reinschnuppern. Klingt einfach und ist es auch:-)

  • H
    Horst

    @Oliver @Tim

     

    Das ist für "Firmen" ziemlich einfach, eben wenn man einen Arbeitskollegen/Chef usw. in seiner Freundesliste hat. Außerdem gibt es auch Personensuchmaschinen wie www.yasni.de bei der man sogar die favoriten liste der jeweiligen nutzer bei amazon durchstöbern kann, uvm. Also sucht mal euren Namen dort und ihr werdet schon sehen :-) Ich Persönlich nutze SocialNetworks nur um Nachrichten auszutauschen und habe so gut wie keine persönlichen Daten angegeben. Wenn meine Daten was angehen der weiß das auch ohne wkw/myvz/myspace usw profil.

  • U
    ups

    Leider falsch !

     

    :Zitat:

    Seit wann ist ein Facebookprofil frei zugänglich? Um die genannten Partybildchen sehen zu können (wenn sie denn überhaupt existieren), muss man erstmal Freundschaft schließen (einschließlich Bestätigung von beiden Seiten)

    :Zitat Ende:

     

    Dachte ich bis vor 3 Tagen auch. Das ist leider falsch. Habe nach mir bekannten Personen gegoogelt und der von Google ausgeworfene Link führt sofort zur "Bildchenansicht" ohne sich bei facbeook einloggen zu müssen. Man kann saogar mit "Weitere Freunde" und "zurück" im Browser die nächsten Bildchen sehen und sich so durchs gesamte Freundenetzwerk, samt Namen, Vorlieben und Bilder klicken ohne überhaupt ein facebook Konto beitzen zu müssen, von Freundschaft schließen ganz zu schweigen.

  • D
    double_b

    Mir ist es durchaus bewusst, dass "Firmen" (meist ja nur eine Person) gezielt im Netz nach Daten über zukünftige Bewerber suchen. Unsereins handhabt es ja genauso, wenn wir neue Freunde kennenlernen z.B.. Dennoch liegt es in jedermanns eigener Hand, wieviel er preisgibt. Wer unbekannte Leute blind in

    seine Freundesliste aufnimmt (oder noch besser wohlwissend den Chef) oder sein Profil öffentlich macht oder sich auf Jobportalen oder gar auf seiner eigenen HP profiliert, ist mMn auch selbst verantwortlich.

    Ich befinde mich gerade in der Abschlussphase meines Studiums und bewerbe mich um Jobs. Mein Tip: Ich werde keine Daten im Internet von mir löschen. Nur eben ein wenig filtern. Mal bei diversen Suchmaschinen checken, was man zu meinem Namen so findet. Bei den "Social Networks" Tags aus "heiklen" Fotos löschen (tut der Coolness keinen Abbruch). Mal die Freundeslisten checken...

    aso.

    -cheers-

    BB

  • O
    Oliver

    Seit wann ist ein Facebookprofil frei zugänglich? Um die genannten Partybildchen sehen zu können (wenn sie denn überhaupt existieren), muss man erstmal Freundschaft schließen (einschließlich Bestätigung von beiden Seiten). Schwer vorstellbar, dass ein Arbeitgeber das versuchen würde. Gerade Facebook ist da ziemlich abgeschottet.

  • T
    Tim

    Mich würde das ja schon intessieren, wie man als Arbeitgeber auf die angeblich nicht geschützten Daten in einem Facebookprfil kommt....

  • K
    Kommentator

    2 Anmerkungen:

     

    1. "Kürzlich schimpfte eine Engländerin bei Facebook über ihren Chef - der ihr daraufhin, auch via Facebook, kündigte - er war in ihrer Freundesliste."

     

    Sorry, aber dümmer geht es ja nicht mehr.

     

    2. Problematisch finde ich es, wenn man bei Unterschriftenaktionen (gegen AKW, Privatisierungen, gegen Hartz IV etc.) mitmacht, newsgroups aboniiert und anderes und vorher nicht weß, dass sowas gegoogelt werden kann.

     

    Dann kann man auch aus pol. Gründen abgelehnt werden. Paranoia oder ernstzunehmende Gefahr?

  • L
    Lars

    Das ist das Problem, die Leute halten das Netz noch immer für anonym und geben aus diesem Grund allerlei Daten über sich preis. Welch Idiotie eigentlich denn je mehr persönliche Daten man irgendwo hinterlegt umso mehr schwindet die Anonymität. Das sollte man eigentlich wissen, besonders wenn man zu Generation 2.0 gehört und das Internet sein zweites Zuhause nennt. Ich gebe bei solchen Diensten prinzipiell nicht meinen vollen Vor- und Zunamen geschweige denn meine Adresse an.

     

    Aber ist ja jedem selbst überlassen. Wer sein Leben mit jedem entfernten Bekannten oder Fremden teilen oder sich unbedingt im WWW profilieren will muß halt mit den Risiken leben.