Studie über Intimbehaarung: Deutschland ganz unten
Intimbehaarung - je jünger, desto lichter. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag der Uni Leipzig. Die Zahlen erzählen viel über Körpergefühl und Geschäfte.
Der Trend geht zum Kahlschlag: Im Alter zwischen 18 und 25 Jahren entfernt sich der Großteil der Frauen "gelegentlich oder regelmäßig Haare an bestimmten Körperstellen". Das legt zumindest eine repräsentative Umfrage nahe, die die Universität Leipzig unter der Leitung von Prof. Dr. Elmar Brähler in Auftrag gegeben hat. 2.512 Ost- und Westdeutsche im Alter von 14 bis 94 Jahren hat das Meinungsforschungsinstitut Usuma dafür befragt.
Das Ergebnis liest sich wie der ideale Quartalsabschlussbericht eines Rasierklingenherstellers: Stolze 66,7 Prozent der 14- bis 17-jährigen Frauen mögens "enthaart", bei den 18- bis 30-jährigen Frauen sind es sogar um die 80 Prozent. Als Hauptgrund für den Griff zur Klinge geben die Befragten "das eigene Schönheitsideal" an, auf den letzten Platz der Nennungen hat es die Antwort "Vorbilder enthaaren auch" verschlagen - nur dass das nicht ganz richtig sein dürfte.
Es nicht die Liebe zum griechisch-idealen Menschenbild der Antike, die zum Stutzen anregt. Die wenigsten Teens haben beim Rasieren das genitale Zierbärtchen von Michelangelos "David" vor Augen oder denken an Lucas Cranachs "Adam und Eva". Pate gestanden hat wohl eher die Pornoindustrie mit ihrem brancheninternen "Back, crack and sack"-Mantra. Dazu passt auch, dass es auf Platz zwei für die Gründe zum Schnitt heißt, rasiert fühle man sich "hygienischer". Vorbei ists mit der burlesken Hippie-Vollbehaarung der Siebziger: Sex mit Haaren ist in der Generation "youporn" ein No-go, die Internetpornoseite diktiert den Look zwischen den Beinen.
Es wäre aber arg verkürzt, der Pornoindustrie allein die Schuld zu geben. Einige dubiose Studien versuchen zu belegen, dass unrasierte Frauen weniger Sex hätten. Doch das Diktat der Haarlosigkeit betrifft auch den Männerkörper. Von Rasierklingenherstellern wie Gillette, Wilkinson und Co. finanzierte Umfragen behaupten, Frauen stünden auf rasierte Männerbrüste. Laut der aktuellen Leipziger Studie stutzen immerhin rund 33 Prozent der Männer zwischen 18 und 25 regelmäßig Oberkörper-, Achsel- und Genitalbehaarung. Das mit hoffentlich jeweils anderen Klingen - und schon ist sie da, die Umsatzsteigerung.
Das Spiel mit der Schambehaarung ist also auch ein profitables Geschäft, oft auf Kosten des jugendlichen Körpergefühls. Verbände wie Pro Familia warnen bereits davor, dass junge Menschen gar keine Alternative zur Rasur mehr kennen würden. Wenn 22,4 Prozent der Befragten angeben, sich mit Rasur "sicherer zu fühlen", oder 4,4 Prozent zugeben, dass der Kahlschnitt "erwartet" wird, dann belegt das: Es gibt ihn, den Druck zur Haarlosigkeit. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass signifikant mehr Erwerbstätige als Erwerbslose Zeit in die Pflege ihrer Intimbehaarung investieren.
Natürlich ist die Intimrasur primär eine Frage des Geschmacks. Dass der nun mal unterschiedlich ausfällt, ist eine Binsenweisheit. Und den Härchen aus purem Trotz gegen Schundliteratur à la "Feuchtgebiete" freien Lauf zu lassen, wäre mindestens ebenso dumm, wie jedes Härchen einzeln rauszurupfen.
Übrigens würde das auch bei der Triebbefriedigung hinderlich sein: Denn wer allzu stark rasiert, schneidet sich womöglich ins eigene Fleisch - der biologische Sinn der Schambehaarung besteht nämlich darin, durch Verdunsten von Sexuallockstoffen, den sogenannten Pheromonen, Paarungsbereitschaft zu signalisieren.
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