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Studie des StudentenwerksAusländische Studis vermehren sich

Deutschland ist attraktiv für Studenten aus dem Ausland und inzwischen drittbeliebteste Gastland. Doch viele klagen über wenig Kontakt zu Deutschen.

Kontakt zu deutschen Kommilitonen schwierig: Studenten in Berlin Bild: dpa

BERLIN taz Die Zahl der ausländischen Studierenden in Deutschland hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Erhebung des Deutschen Studentenwerks. Kamen 1997 noch rund 100.000 Studis zum Studieren nach Deutschland, sind es inzwischen rund 190.000. Nicht eingerechnet sind in diesen Zahlen Migranten, die bereits in Deutschland ihr Abitur abgelegt haben. Gezählt wurden nur die sogenannten Bildungsausländer.

Nach den USA und Großbritannien sei Deutschland damit das drittwichtigste Zielland für ausländische Studierende, sagte der Präsident des Deutschen Studentenwerks, Rolf Dobischat. "Die Studie zeigt: Deutschland ist attraktiv für ausländische Studierende", sagte der parlamentarische Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, Andreas Storm (CDU). Die wichtigsten Herkunftsländer sind China, Bulgarien, Polen und Russland.

Allerdings offenbart die Untersuchung auch eine zum Teil mangelhafte Integration von StudentInnen aus dem Ausland. Zu deren größten Schwierigkeiten gehört der Untersuchung zufolge der mangelnde Umgang mit deutschen Studierenden, kritisierte das Studentenwerk.

Fast 40 Prozent der ausländischen Studierenden klagen laut der Studie über Schwierigkeiten, Kontakt zu deutschen KommilitonInnen aufzubauen. Zudem falle es ihnen schwer, sich im hiesigen Studiensystem zu orientieren. "Die Integration ausländischer Studierender muss besser werden", forderte Studentenwerkpräsident Dobischat.

Ein großes Problem ist offenbar auch die Finanzierung des Studiums in Deutschland. Drei Viertel der ausländischen Studierenden kommen aus einem Land mit einem niedrigen oder mittleren Pro-Kopf-Einkommen. Mit 645 Euro im Monat haben sie deutlich geringere Einnahmen als die deutschen KommilitonInnen, die im Schnitt über 770 Euro verfügen. Mehr als die Hälfte muss arbeiten, um sich das Studium zu finanzieren. "Wir werden kritisch verfolgen, welche Auswirkungen die Studiengebühren auf ausländische Studierende haben", sagte Dobischat. Laut einer Studie des Deutschen Akademischen Austauschdienstes von Anfang April bricht bereits heute fast die Hälfte der ausländischen Studierenden den Aufenthalt in Deutschland vorzeitig ab.

"Die Situation ausländischer Studierender an den deutschen Hochschulen ist beschämend", sagte Kai Gehring, hochschulpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag. "Eine Studentin aus Kamerun hat weder reiche Eltern, die die Campus-Maut übernehmen, noch darf sie einen staatlichen Studienkredit aufnehmen."

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