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Studentenpfarrer geschaßt

■ Unterstützung für den unorthodoxen Jesuiten in Hannover

Er läßt Laien predigen, spricht im Gottesdienst auch über Sexualität und tauft Kinder, deren Eltern nicht Mitglieder der Kirche sind. Jesuitenpater Hermann Josef Repplinger, Studentenpfarrer der Katholischen Hochschulgemeinde „Friedrich Spee von Langenfeld“, geht in Hannover bereits seit 1985 ungewöhnliche Wege in Seelsorge und Gemeindearbeit. Nach dem Willen des Provinzials seines Ordens, Pater Götz Werner, und des Hildesheimer Bischofs Josef Homeyer muß der Jesuit aber Ende August sein Amt abgeben. Diese Entscheidung sorgt in seiner Gemeinde für Protest.

Die ihn „unvorbereitet treffende Absetzung“ sei ein Schlag gegen eine „die Probleme der institutionell verfaßten Kirche wahrnehmende und kritisch reflektierende Gemeinde“, schreibt Repplinger in einer persönlichen Erklärung. „Es paßt der Amtskirche nicht, daß bei uns Laien, auch Frauen, in der Kirche predigen dürfen und Evangelium Gemeindemitglieder vorlesen können“, sagt Gemeindemitglied Joachim Jankowski.

Jesuitenprovinzial Werner meint hingegen, Pater Repplinger habe selbst um seine Ablösung gebeten, falls er nicht bald personelle Unterstützung in seinem Amt erhalten würde. Der Hildesheimer Bischof Homeyer betont in einer Erklärung, nicht auf die Ablösung des Studentenpfarrers gedrängt zu haben, obwohl er über „manche Äußerungen und liturgische Praktiken von Pater Repplinger nicht gerade glücklich“ sei. dpa

Jeden Sonntag, wenn Pater Repplinger Gottesdienst feiert, ist die St. Clemens Kirche am Leibnizufer so voll, daß Besucher sogar draußen vor der Tür stehen oder auf Treppen sitzen müssen. Zwischen 500 und 800 junge und alte Menschen kommen, um den Jesuiten zu hören – Zahlen, von denen andere Gemeinden nur träumen können. „Er ist ein begnadeter Prediger, der den Menschen Hoffnung gibt“, sagt Gemeindemitglied Jankowski. Rund um die Uhr sei der Seelsorger ansprechbar. Viele von denen, die seine Hilfe in Anspruch nehmen, hätten der Kirche anderenfalls schon den Rücken gekehrt.

„Keiner hat etwas gegen einen Wechsel des Hochschulseelsorgers. Es geht nur um seine schlagartige Absetzung ohne Beachtung des Statuts der Gemeinde, das ein Mitspracherecht bei der Besetzung dieser Stelle vorsieht“, sagt Gemeinderatsmitglied Andreas Emmendörffer. Jesuitenprovinzial Werner habe dieses Mitspracherecht ausdrücklich bestätigt. Ob der vom Jesuitenorden bereits benannte Nachfolger die intensive Beteiligung von Laien in Gottesdienst und Seelsorge aufrecht erhalten wird, bezweifelt Emmendörffer. Einseitige Entscheidungen „von oben“ wolle die Gemeinde jedoch nicht akzeptieren. lni ek hn ba

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