: Stress XXL bei Burger King
KÜNDIGUNGEN Bulettenbrater Burger King erhöht den Druck auf Arbeitnehmervertreter. Ein berüchtigter Arbeitgeberanwalt beantragt die Auflösung des Betriebsrats
MANFRED STRÄTER, GEWERKSCHAFT NGG
AUS DORTMUND ANJA KRÜGER
Helmut Naujok ist bekannt dafür, mit Betriebsräten kurzen Prozess zu machen. Der Arbeitgeberanwalt findet für Firmen Wege, unliebsame Arbeitnehmervertreter loszuwerden – obwohl die einen hohen Kündigungsschutz haben. Am Freitag ist er nach Dortmund gekommen, um die Burger King GmbH vor dem Arbeitsgericht zu vertreten. Sie will dem Betriebsratschef der Filiale in Dortmund-Kley fristlos kündigen. „Die Verhandlung dauert nicht länger als zehn Minuten“, weiß Naujoks schon vor Beginn des Termins.
Die Burger King GmbH wirft dem Betriebsratsvorsitzenden Gökmen Y. vor, sich zwischen dem 10. und dem 20. Juni wegen einer angeblich vorgetäuschten Erkrankung krankgemeldet zu haben. Als „Beweis“ dafür führt das Unternehmen das Attest einer Burger-King-Bezirksleiterin an. Sie war zu demselben Arzt gegangen wie Gökmen Y. und bekam eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, obwohl sie gesund war. Gökmen Y. bestreitet die Vorwürfe. „Das Unternehmen will an ihm ein Exempel statuieren“, sagt Zayde Turan, Sekretärin der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG). Anfang Mai haben die Geschäftsleute Ergün Yildiz und Alexander Kolobov die Burger King GmbH und deren 91 Filialen von der US-Mutter übernommen. „Sie wollen die Personalkosten senken“, sagt Turan. Arbeitnehmervertreter stören dabei. Zerschlagene Betriebsratsstrukturen sind schwer wiederaufzubauen.
Vor Kurzem hat es ein Gespräch zwischen dem Betriebsratsvorsitzenden und dem Arbeitgeber Ergün Yildiz gegeben, berichtet Gökmen Y.s Anwalt Klaus Pahde zu Beginn der Verhandlung in Dortmund. „Herr Yildiz hat verlangt, dass mein Mandant vom Amt des Betriebsratsvorsitzenden zurücktritt und aus der Gewerkschaft austritt“, berichtet Pahde. Stimmt nicht, sagt Anwalt Naujoks.
Das ist das Einzige, was zur Sache gesagt wird. Denn Anwalt Naujoks bestreitet auch, dass Pahde eine Verhandlungsvollmacht vom Betriebsrat hat, den er hier ebenfalls vertritt. Und nicht nur das. Nach der Kündigung von Gökmen Y. musste der Betriebsrat innerhalb von drei Tagen zusammenkommen und darüber beraten. Das sei nicht geschehen, behauptet Naujoks. „Das ist eine grobe Pflichtverletzung.“ Er hat den Antrag auf Auflösung des Betriebsrats gleich mitgebracht. „Natürlich hat die Sitzung stattgefunden “, sagt Anwalt Pahde. Die geforderten Dokumente hat er nicht dabei, weil er nicht damit gerechnet hat, sie vorlegen zu müssen. Nach elf Minuten ist die Verhandlung zu Ende. Am 9. Oktober geht es weiter.
„Die Masche ist immer die gleiche“, empört sich NGG-Sekretär Manfred Sträter nach der Verhandlung auf dem Gerichtsflur: „Es soll noch mehr Druck auf die Beschäftigten ausgeübt werden.“
Arbeitgeberanwalt Naujoks ist da schon im Sitzungssaal 127. Den hat er sich für ein improvisierte Pressekonferenz organisiert. Der massige Mann sitzt auf einem Stuhl mit dem Rücken zur Richterbank. Zur Sache Gökmen Y. will er nichts sagen. „Ich hätte das ja gerne getan“, sagt er. Aber die Gegenseite habe das verhindert, weil sie keine Vollmacht vorgelegt habe. „Das passt zur Verleumdungskampagne der NGG“, sagt er, die Gewerkschaft verbreite falsche Informationen. Dabei ist Gökmen Y. kein Einzelfall: Laut NGG hat Burger King einem Betriebsrat gekündigt, weil er sieben Ketchup-Tütchen mitgenommen haben soll. „Das stimmt nicht“, sagt Naujoks. Näheres zu dem Fall, der in Kürze ebenfalls vor dem Arbeitsgericht verhandelt wird, weiß er angeblich nicht. Auch wie vielen Betriebsratsmitgliedern sein Mandant kündigen will, kann er nicht sagen. Aber 14, wie von der NGG angegeben, seien es nicht.