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Streitbare EvangelikaleFundi-Christen erhöhen Druck

Die Bundeszentrale für Politische Bildung will den evangelikalen Gruppen nach dem Streit um die Schülerzeitung jetzt mit einer eigenen Publikation ein Forum bieten.

Der inkriminierte Artikel aus der Q-rage. Bild: screenshot: q-rage

Die "Informationen zur politischen Bildung" gehören zur Pflichtlektüre im Politikunterricht. Im nächsten Jahr werden Schüler nicht nur über die Bundestagswahlen, sondern voraussichtlich auch über Religionen lesen können und das Spektrum der evangelikalen Christen in Deutschland kennenlernen. Die Anregung kommt von evangelikalen Christen selbst und ist der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) nicht ohne Nachdruck vorgetragen worden.

Die Bundeszentrale, deren Aufgabe es ist, das demokratische Bewusstsein zu fördern und politische Mitarbeit zu stärken, steht zurzeit selbst im Fokus der Interessenpolitik konservativer Christen, Evangelikale genannt. Nach einem Gespräch mit dem Generalsekretär des Dachverbands Evangelische Allianz, Hartmut Steeb, sagte der Präsident der bpb, Thomas Krüger, zur taz: "Wir haben darüber geredet, wie man dem Wunsch nach mehr Differenzierung Rechnung tragen kann." Eine eigene Publikation der Bundeszentrale sei eine Möglichkeit. Darüber müsste die Bundeszentrale auf ihrer Kuratoriumssitzung im Januar entscheiden.

Steeb vertritt ein Netzwerk von 1,4 Millionen Evangelikalen, welches sich politisch einmischt und unter anderem ein Bekenntnis zur "christlichen Leitkultur" fordert. Evangelikale Gruppen hatten Mitte Dezember Krügers Rücktritt gefordert. Anlass war ein Artikel in der Schülerzeitung Q-rage, die von der Bundeszentrale unterstützt wird. In der aktuellen Ausgabe kritisieren die jugendlichen Autoren "erzkonservative, zum Teil verfassungsfeindliche Ideologien" unter den Evangelikalen. Die Zeitung wird bundesweit an alle Schulen verschickt. In einem Begleitschreiben hatte Krüger die Ausgabe empfohlen, in der sich interessante Informationen fänden, über "islamistische und evangelikale Gruppen, die wichtige Freiheitsrechte infrage stellen".

Schreiben und Artikel lösten einen entrüsteten Aufschrei in evangelikalen Gruppen aus, der dazu führte, dass Krüger sich nicht nur von seinem Schreiben, sondern auch von dem Artikel distanzierte. "Die pauschale Gleichsetzung von Islamisten und evangelikalen Christen war ein Fehler", meint Krüger auch weiterhin.

Doch auch nach seinem Kniefall lässt der Druck auf Krüger nicht nach: Der Vorsitzende des bpb-Kuratoriums und CDU-Abgeordnete Ernst-Reinhard Beck und Hartmut Steeb von der evangelischen Allianz drängten darauf, Krügers Entschuldigung in der nächsten Q-rage abzudrucken und dem Thema Evangelikale eine Sonderausgabe zu widmen. Beide Begehren konnte Krüger zu Wochenbeginn in einem Gespräch mit Steeb allerdings zurückweisen: "Wir haben presserechtlich keinerlei Einfluss auf die Redaktion der Zeitung Q-rage." Auch von einem Streitgespräch zwischen den Jungautoren und Vertretern der Evangelikalen sei man mit Rücksicht auf die Jugendlichen abgerückt. Diese waren mit Anschriften und Fotos auf Internetseiten bibeltreuer Christen veröffentlicht und attackiert worden.

Die Zeitung Q-rage wird einmal jährlich von Schülern unter Anleitung von Journalisten konzipiert und vom Netzwerk "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" betreut. Die bpb unterstützt die Zeitung hauptsächlich, indem sie die Gehälter für die Mitarbeiter der Berliner Geschäftsstelle von "Schule ohne Rassismus" bezahlt. Der bpb-Präsident Thomas Krüger versicherte: "Die Finanzierung für das kommende Jahr steht."

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28 Kommentare

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  • RB
    Ralf B.

    Es ist ja wie immer in der Geschichte: Zuerst Desinformation, dann Diffamierung und dann Gewalt. Die ersten beiden Stufen hat diese Gesellschaft gegen die bibeltreuen Christen schon eingeleutet. Warten wir ab, wann die erste Kirche brennt - und dann sicher "im Namen der Freiheit".

    Nun wacht doch auf: Die Evangelikalen, wenn es wirklich bibeltreue sind und nicht den Namen missbrauchen wie z.B. in der internationalen Politik geschehen, gründen sich auf zwei Gebote: Gott lieben und den Nächsten lieben. Das wars, keine Gewalt, keine Bomben. Handeln aber im Stil wie bei den Friedensgebeten in der Ex-DDR. Echte Evangelikale sind immer gewaltfrei! Und Überzeugungsarbeit muss man doch leisten dürfen in einer Demokratie. Täglich werden wir zugemüllt mit Werbung und Konsumterror, das ist härteste Manipulation, und dann soll die versuchte Überzeugungsarbeit von Chrsiten verboten sein?

    Ich würde sagen im Pluralismus ist gerade Platz für friedliche Gruppen, die dazu extrem viel freiwillige Arbeit für Menschen vor Ort machen. Kein Platz ist aber für Hetze gegen diese Gruppen, denn das endet in Gewalt und Diktatur - das hatten wir ja schon in Deutschland!

  • SR
    Scheiss Religion!

    Religion steht für Krieg, Folter, Hass, Unterdrückung, Verletzung von Menschenrechten und richtet sich gegen jede Art von Fortschritt. Sie dienst lediglich der Volksverblödung und der Befriedigung von Machtinteressen!

     

    Deshalb müssen Staat und religiöse Organisationen endlich mal voneinander getrennt werden, wie es die Verfassung vorschreibt!

     

    Letztendlich sollte Religion dann unter Strafe verboten werden!

     

    Handelt endlich - sonst haben wir bald wie im Mittelalter über 1000 Jahre absoluten Stillstand!

  • WH
    Wolf Hoeffgen

    Ich hätte die Bitte, die Aussage... " Diese waren mit Anschriften und Fotos auf Internetseiten bibeltreuer Christen veröffentlicht und attackiert worden." mit konkreten Beispielen - webseiten, links etc. zu untermauern. Leider fehlt mir hier eine konkrete Angabe zur weiteren Diskussion.

  • M
    Martin

    Nun die Fundamente der evangelikalen Bewegung kommen leider nicht zu Wort. Der Grundgedanke ist, dass Gott Mensch wurde in seinem Sohn Jesus Christus, den er gegeben hat, damit die Menschen durch ihn von den Sünden erlöst werden. Es ist eine Bewegung die den Menschen Hoffnung macht und die ihr Fundament im Wort, im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe hat. Gott liebt die Menschen so sehr, dass er seinen eigenen Sohn gab, damit jeder der an ihn glaubt nicht verloren geht sondern das ewige Leben hat.

    Die feindseeligkeit gegenüber Menschen mit christlichen Glauben ist schon sehr erschreckend. Keine andere religiöse Gemeinschaft wird weltweit mehr verfolgt als die Christen.

  • MF
    Martin Fuchs

    Hallo Frau Lehmann,

     

    finden Sie es eigentlich nicht seltsam, einen Artikel über sich selbst zu schreiben - ohne das im Text zu erwähnen? Sie schreiben: "Die Zeitung Q-rage wird einmal jährlich von Schülern unter Anleitung von Journalisten konzipiert". Sie selbst gehören laut Impressum von Q-Rage zu diesen Journalisten, die die Schüler bei der Erstellung des Magazins angeleitet haben? Hatten Sie womöglich auch die Idee zu dem Text über die Evangelikalen?

     

    Ich habe ja gar nichts dagegen, dass auch Betroffene selbst in einer Zeitung ihre Sicht der Dinge aufschreiben können. Es sollte dann aber zwecks Transparenz zumindest irgendwo ein Hinweis stehen, in welcher Verbindung jemand mit dem Projekt steht. Daran fehlt es hier leider!

     

    Beste Grüße

    Martin Fuchs

  • G
    gabriel74

    Es fängt schon dabei an, dass "konservative Christen" angeblich "Evangelikale" genannt werden. Was ist dann mit wertbewussten Katholiken etc? Sind das alles Evangelikale? Ist man als Mensch, der sich gegen Abtreibung einsetzt prinzipiell evangelikal, ergo fundamentalistisch und mit Islamisten zu vergleichen? Sind dann Personen wie Papst Benedikt XVI Fundamentalisten oder gar "Evangelikale" (die Version mit den "Evangelikanern" hat mir auch gut gefallen ;-) )? Noch etwas zum Thema Abtreibung: Die ist in Deutschland immer noch rechtswiedrig. Deshalb sollten sich manche Kommentator hier in diesem Forum etwas zurückhalten.

  • S
    Stefan

    @Siggi Winkler

     

    Die Evangelikalen haben mit ihrem Anführer religiöse Angriffskriege geführt, so z.B. gegen den Irak! ...und wenn Ihnen das nicht reicht: Es ist möglich, dass Sie fortan Kriege führen KÖNNEN! ..und ja, sie "passen nicht in das Weltbild", passen NICHT in eine rechtsstaatliche, freiheitliche Demokratie, in der wir leben!

  • RW
    ralf wünshe

    weshalb beklagt man sich in deutschland immer so gerne und intensiv über sog. islamistische fundamentalisten - wenn man diese hier selbst hat in form von christliche fundamentalisten.

     

    brechen endlich mit diesen allen und säkulieren uns von allen " staats "religionen ob christlich, islam, hindu oder judaismus.

    jeder soll seine religionen und " ismen " leben , aber nur privat und den rest damit in ruhe lassen mit diesen unsinn - welches im grunde genommen nur dazu dient menschen zu unterdrücken und in freier entfaltung und selbstbestimmung zu hindern !

  • Y
    Yakitora

    So, die "Bundeszentrale für politische Bildung" macht schon einen Hofknicks vor einem evangelikalen Frömmlerverein? Und läßt die ewig-gestrigen "Bibelversteher" das Recht auf freie Meinung brechen? Nur weiter so, und in ein paar Jahren finanzieren wir die Frömmler aus Steuergeldern . . . und haben die schönste Zensur am Hals, so wie in den USA.

  • C
    Crusader?

    Da sieht man die "vorbildliche Toleranz" dieser Bibeltreuen. Wenn sie die Wahrheit über ihre Organisation lesen, werden sie bösartig. Man kann nicht deutlich genug vor diesen leider ständig wachsenden Gruppierungen warnen. Sie suchen den politischen Einfluss zu Lasten einer liberalen Demokratie. Irgendwann dominieren sie dann die Politik und zeigen dann ihre totalitären Ansprüche.

     

    Die Jungjournalsten von Qrage haben dem anspruchsvollen Titel ihrer Zeitschrift wahre Ehre gemacht.Das ist gelebte Demokratie.

    Wenn dann in evangelikalen Organen Namen und Fotos von ihnen erscheinen, wird die Fratze einer totalitär ausgerichteten Außenpolitik sichtbar. Wie die "Innenpolitik" dieser Gruppierungen aussieht, kann sich jeder vernünftig denkende Bürger leicht ausmalen.

     

     

    Abgeklärt kommentiert Jungjournalist Hannes die Äußerungen von Krüger - "der will natürlich seinen Job nicht verlieren". Zu dem Text steht er nach wie vor: "Sicher, er ist provokant, aber nicht falsch." Mittlerweile sind auch das Bild von ihm und seine Kontaktadresse in den Internet-Foren nicht mehr zu finden - die Betreiber haben sie wieder gelöscht.

  • HS
    Henning Schmidt

    Ein starkes Stück dieser ganze Vorgang. Für mich sind die Evangelikalen mit ihrer fundamentalistischen Intoleranz verbunden mit dem Willen zum Politischen Einfluss schlicht ein Gefahr für unsere Demokratie.

     

    Sie sind neben Rechts und Linksextremisten die Dritte Front an der sich dieser Staat zu verteidigen hat. Deshalb gehören die Evangelikalen unter Beobachtung durch den Verfassungsschutz.

  • SW
    Siggi Winkler

    Liebe Leute - warum soviel Angst vor den "Evangelikalen"? Habe noch nie gehört, dass sie gewalttätig sind, Leute bedrohen, Gewalt als Mittel zur Durchsetzung ihrer Anliegen einsetzen, etc.

    Warum Angst vor ihren Überzeugungen? Nur weil sie nicht in das jeweilige Weltbild passen?

    Ich habe noch nie gehört, dass sie eine Art "evangelikale Scharia" einführen wollen. Wenn sie in ihren Gruppen nach ihren Überzeugungen leben wollen, dann haben sie alles Recht dazu. Das nehmen sich die "Evangelikalen-Kritiker" doch auch heraus.

    Eine faire Auseinandersetzung mit ihnen ist Ausdruck von eigener Intelligenz. Nur wem die Argumente fehlen, muss verbal draufhauen und diffamieren.

    Hoffentlich können sich viele Schüler sachlich mit den "Evangelikalen" auseinandersetzen. Das zeigt echte Toleranzfähigkeit.

  • J
    javas

    ehrlich gesagt, ich verstehe die Massivität und Art der Aufregung nicht bzw. die Art der Empörung dritten Grades: die Empörung ("taz") über die Empörung ("Evangelikale") über die Empörung ("Q-Rage").

     

    meine Haltung dazu: ich kann die Empörung ersten Grades verstehen und ihr z.T. wirklich zustimmen, ihr wirklich Recht geben; ich kann die Empörung über die Empörung (wie sich sich nun mal artikuliert hat) verstehen und ihr zustimmen und ich kann die Empörung über die Empörung über die Empörung verstehen und ihr zustimmen, weil ich ja schon die erste Empörung verstehen und ihr z.T. zustimmen kann.

     

     

    mir fällt zu der ganzen Geschichte ein Beispiel ein: auf einer Silvesterparty vor, drei, vier Jahren habe ich einen Jordanier kennengelernt. wir haben dann auch mal über Vorurteile zwischen Deutschen und Jordaniern gesprochen. er hat mich allen Ernstes gefragt, ob ich ihn für einen Terroristen halte. - - - mich hat diese Frage später echt erschrocken. so weit bringen es die Medien! d.h. ich habe manchmal nicht den Eindruck, daß sie zur Aufklärung beitragen, sondern vielmehr zur Konstruktion von Flachheiten: von 500 Millionen Evangelikalen weltweit sei der Großteil intolerant! woher wissen das die beiden Autoren des Q-Rage-Artikels? selbst bei 1,8 Millionen in Deutschland habe ich so meine Bedenken, ob die Schreiber hinreichend informiert sind (würde so etwas im wissenschaftlichen Rahmen publiziert werden, die Leute wären wohl umgehend ihre Arbeitsstelle los). und überhaupt: nach welchem Begriff von Toleranz wird denn geurteilt? Toleranz ist ein Begriff, der in akademischen Debatten (z.B. der Religionswissenschaft) heiß umstritten ist. ich kann mir nicht helfen, aber auf mich wirkt der Artikel auf tiefste vorurteilsbeladen (was ich, wie gesagt, z.T. nachvollziehen kann, weil ich über hinreichend Erfahrung mit den Kreisen verfüge; aber in der Pauschalität?! ich würde schon deshalb auf die Barrikaden gehen, weil ich Freunde aus den Kreisen habe).

     

     

    als Philosophie-, Theologie- und ein bißchen Psychologiestudent, der verschiedene "Lager" kennt und sich derzeit weder dem fundamentalistischen (dem wohl aber nie), evangelikalen noch liberalen Spektrum zuordnen lassen möchte (von solchen Zuordnungen halte ich eh nichts) noch zugeordnet werden kann (dazu bin ich irgendwo auch zu sehr an der Philosophie interessiert), kann ich nur sagen, daß definitiv unterschieden werden muß zwischen Fundamentalismus und Evangelikalismus (übrigens auch zwischen Fundamentalismus als Eigenbeschreibung und Fundamentalismus als Fremdbeschreibung). d.h. es gibt z.B. Fundamentalisten, die sich für evangelikal halten, aber nicht jeder, der sich für evangelikal hält, sieht sich als fundamentalistisch oder wäre für fundamentalistisch einzuschätzen (als Beispiele für Abgrenzungen sei bspw. Lurich Luz: "Zankapfel Bibel" zur Lektüre empfohlen).

     

     

    die Empörung der "Evangelikalen" kann ich aus zwei Gründen nachvollziehen:

     

    1. wenn ein pluralistisch-demokratisches Verständnis vorausgesetzt wird, muß daraus nicht auch eine bestimmte Art von Kommunikation folgen? partizipiert der Q-Rage-Artikel an einem derartigen Kommunikationsstil? m.E. nicht, da er nichts weiter ist als eine extremst pauschalisierende Verflachung. die Einstellung von Anfang an: negativ; 500 Mio. Evangelikale weltweit: der Großteil intolerant; eine simplifizierte und tendentiös geschilderte "Biographie" und ein einziger "Erfahrungsbericht"; Darstellung von Überzeugungen, die heute für politisch höchst unkorrekt gelten, ohne Darstellung der Argumentation (als ob's über diese Themen nichts mehr zu diskutieren gibt: wie schnell die Medien rumknüppeln auf Menschen mit unliebsamen Meinungen, ohne daß auch nur ansatzweise argumentiert wird, läßt sich häufig genug feststellen: Beispiele ließen sich da zuhauf anbringen); Anspielung auf Bush und seine Unterstützer (darin kommt die negative Einstellung zum Höhepunkt: denn positives läßt sich über Bush in der deutschsprachigen Medienlandschaft nichts sagen; und zwar so derart nichts, daß man das eigentlich schon fast wieder ad absurdum führen kann: vielleicht hat Bush mal was gesagt, was auch in eher linken Kreisen gesagt wird - ich glaube, da könnte man sich einen tollen Spaß draus machen und gegen die Linken mit Bush gegen ihn selbst argumentieren, was selbstverständlich nicht die feine Art wäre, daher eher in einem humoristischen Rahmen Platz finden könnte, um zugleich auf etwas hinzuweisen). - - - ein derartiger Kommunikationsstil fußt jedoch auf einer aufwendigen Hermeneutik: Fremdverstehen aus Fremdperspektive, Fremdverstehen aus Eigenperspektive, Eigenverstehen aus Eigenperspektive und Eigenverstehen aus Fremdperspektive (s. die mir bekannten Überlegungen vom Religionswissenschaftler Hamid Reza Yousefi, die ich nicht an allen Punkten teile, aber doch für interessant halte).

     

    2. eine Nähe zum Islamismus herzustellen, kann aus zweierlei Gründen zu Gegenwehr führen: a.) unter Islamismus wird meist (so habe ich das zumindest bisher aufgefaßt) eine gewaltbereite, militante Form des Islams verstanden - ob zu Recht oder Unrecht, das weiß ich nicht; daß die "Evangelikalen" in eine solche Schublade nicht einsortiert werden wollen, dürfte wohl für die absolute Mehrheit gerechtfertigt sein; b.) was wird denn miteinander verglichen und wie? auch das, eine heiß diskutierte Fragestellung in der Religionswissenschaft. und die Reaktion zeigt ja, daß dieser Vergleich wohl nicht dem Selbstverständnis der Gruppierungen entspricht (im übrigen wären wohl fundierte Kenntnisse über den kontinentalen und angelsächsischen, speziell amerikanischen "Evangelikalismus" und "Fundamentalismus" erforderlich, bevor man sie so schnell miteinander vergleicht). - - - mich wundert das hin und wieder schon sehr, daß Journalisten, die i.d.R. Akademiker sind, sich nicht mehr darum bemühen, den wissenschaftlichen Diskurs zu vermitteln (und sich darin positionieren). warum das so ist, weiß ich nicht.

  • G
    gannott

    Wer von Euch ist eigentlich auf die Riesenidee gekommen, es könnte Evangelikaner heißen? Wohnen die zusammen mit den Romulanern und den Cardassianern in einer WG?

  • M
    midas

    Die Aufgabe der bpb ist es, kontroverse Inhalte zu veröffentlichen, also auch Meinungen über Religion.

    Ein "zu Kreuze kriechen" des bpb-Präsidenten ist daher abzulehnen, vielmehr sollte die EKD dazu gebracht werden, sich von sogenannten Fundamental-Christen zu distanzieren, wenn sie es schon nicht selbst fertigbringt (übrigens genauso, wie sich der Verband der Muslime in Deutschland von Islamisten distanziert.

  • TF
    the fundaMETAList

    Es muss "Evangelikale" und nicht "Evangelikaner" heissen!

  • MO
    Michael Ortmann

    Na Klasse - da haben die Fundamentalisten ja mal wieder Erfolg mit Ihrer alten Masche gehabt.

     

    1) Irgendein Thema finden, so popelig auch immer dies sein mag.

     

    2) Empören, aufregen, Stunk machen, sich die Haare raufen

     

    3) Drauf warten das die windelweiche "liberale" Gesellschaft - oder zumindest deren noch windelweichere sog. Vertreter den Kotau proben um nur ja keine Wellen zu machen die ihre kuscheligen kleinen Pfründe bedrohen oder gar, wie abwegig - Rückgrat in irgendeiner Form verlangen könnte. Letzteres wäre der Karriere sicherlich kaum förderlich!

     

    4) Den unverdienten Lohn kassieren und wieder mal unverhältnismäßig viel Einfluß ausüben und jegliche mühevoll erkämpfte säkulare Freiheit auf Dauer aushölen.

     

    Es geht doch jedes Mal nach Schema F und doch hats auch jedes Mal Erfolg dank rückgratsloser Gesellen wie Thomas Krüger und der, wie immer, schweigenden Mehrheit.

     

     

    Religionsfreiheit ist auch Freiheit VON Religion!

  • J
    J.B.

    Ich verstehe das nicht ganz. Warum kann man fanatische religiöse Gruppen nicht vergleichen? Wo ist der Unterschied zwischen islamischen und christlichen Fanatisten?

    Wenn die Evangelikalen in Jugendheimen Kinder zu Christen erziehen und diese Kinder aus christlicher Überzeugung gegen Abtreibung sind und sich dagegen einsetzten, dann finde ich das genau so schlimm, wie, wenn Islamisten ihren Mädchen erzählen, sie müssten ein Kopftuch tragen. Man kann sicherlich darüber streiten, inwiefern die eine oder andere Gruppe zu Gewalt greift oder nicht. Aber die ideologische Indoktrinierung ist grundsätzlich abzulehnen.

    Die evangelika Lobbyarbeit scheint in Deutschland zuzunehmen.

  • M
    manni

    Diffamierungen, sowie Fotos und Adressen der beiden Schüler, die diesen Artikel schrieben, wurden von Mitgliedern der "Evangelikalen Allianz" in Internetforen veröffentlicht!

     

    Der Umgang seitens der "Evangelikalen Allianz" mit Homosexualität (eine Krankheit, die man heilen könne) und Schwangerschaftsabbrüchen (Frauen werden Rechte abgesprochen und sie werden aufs übelste verunglimpft), lässt nichts gutes für die Zukunft erwarten.

     

    Die Arbeitsweise der "Evangelikalen Allianz" ist mit denen von Scientology oder auch von Neonazistischen Gruppierungen durchaus zu vergleichen.

     

    Die "Evangelikalen" sind Fundamentalisten! Wo das hinführt, wenn deren politischer Einfluss weiter steigt, lässt sich ja am Beispiel der USA beobachten.

     

    Deutschland braucht weder eine Christliche noch sonst irgendeine Leitkultur!

  • L
    Lutz

    Es ist schon erschreckend mit welcher Unverfrorenheit diese erzreaktionäre Minderheit die Meinungsführerschaft anstrebt, ähnlich wie in den USA. Dieser Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit muß im Keim erstickt werden!

     

    Der Bericht der jungen Autoren ist ein getreues Bild ihrer persönlichen Erlebnisse und Recherchen. Der Vergleich mit Islamisten ist rechtens, da beide Gruppierungen ihre "heilige Schrift" wörtlich auslegen und agressiv missionieren. Beide erheben Anspruch auf die absolute Wahrheit.

     

    Besonders übel ist das Einknicken des Herrn Krüger, der seinen Auftrag zur politischen Bildung offensichtlich seiner Angst um seinen Posten unterordnet. Es gab weder einen Grund für eine Entschuldigung noch für das geplante Herstellen einer Plattform für diese Agitatoren.

  • SH
    Siegfried Hösch

    Danke an die taz für den Link zu dem Artikel, der vorher nicht auffindbar war. Merke: Evangelikale sehen überall Teufel am Werk, sie vertragen selbst keine Kritik. Der Übergang vom Evangelikalen zum Sektiererischen ist immer fließend.

  • V
    vic

    Bundesmittel für evangelikale Fundis. Auch das noch.

    Religionen als Pflichtlektüre der politischen Bildung? Von mir aus, wenn es jemanden glücklich macht, und sie mich damit in Ruhe lassen. Nur, es gibt mehr Religionen als die der evangelikalen Christen.

  • L
    L.U.

    Eine kritische Anmerkung: In dieser Ausgabe von Q-rage wurde völlig unkritisch über den Islam berichtet. In diesem Zusammenhang auch kein Wort von Homophobie. Wen man die jüngsten Übergriffe auf Homosexuelle betrachtetet, ist das mehr als unglücklich.

  • R
    roman

    die schnuppern morgenluft. religiös-fundamentales machtstreben gegen die junge knospe von gut recherchiertem journalismus. nur leider haben die keine lobby. sollten sich aber auf jeden fall dazu publizistisch äußern, um klarzustellen, dass in der medienwelt heutzutage das internet spielregeln gehorcht, welche der naturalistischen/naturwissenschaftlichen weltanschauung entgegenkommen und so durch den freien zugang zu informationen und meinungen mündige und weltoffene menschen hervorbringt, welche den fundamentalismus als überholten erklärungsansatz ablehnen.

    jeder sollte sich bitte sein eigenes bild von der welt machen und idealerweise jeder die gleiche chance dazu haben.

  • H
    Hauke

    "Diese waren mit Anschriften und Fotos auf Internetseiten bibeltreuer Christen veröffentlicht und attackiert worden."

     

    Sehr interessant... =)

     

    Liebe TAZ passt auf das auf euch nicht auch demnächst die konservativen Kreuzchenschwänker zukommen ;)

  • L
    Lennart

    "Auch von einem Streitgespräch zwischen den Jungautoren und Vertretern der Evangelikalen sei man mit Rücksicht auf die Jugendlichen abgerückt. Diese waren mit Anschriften und Fotos auf Internetseiten bibeltreuer Christen veröffentlicht und attackiert worden."

     

    Anschriften und Fotos auf Internetseiten? Woran erinnert uns das?

     

    Richtig, an verfassungsfeindliche Neonazis.

     

    Womit der Beweis geliefert wäre, dass der Artikel gar nicht so Unrecht hatte...

  • IN
    Ihr Name G. Schäfer

    Liebe taz-MitarbeiterIn,

    Ihre Internetseite habe ich auf meinem Computer liegen und klicke sie oft an und finde dann auch manch guten Beitrag. Leider ist Ihnen Polemik und auch Verleumdung nicht immer fremd, weil manche Behauptung unbegründet im Raum steht. Z.B. im Bezug auf das häufige Thema Homosexualität. Es gibt bis heute keinen Beweis, dass Homosexualität angeboren ist, also eine genetische Identität ist. Trotzdem machen sie alle die nieder, die mit homosexuell fühlenden Menschen reden wollen, wenn diese das wünschen. Das ist für einen naturwissenschaftlich denkenden Menschen wie mich nicht nachvollziehbar. Warum ist es eigentlich nicht möglich,in einer Demokratie seine Meinung frei zu äußern, ohne als Christ gleich damit rechnen zu müssen, dass man mit Worten "eine über die Rübe gezogen" bekommt. Über Homosexualität zu reden, um Mitmenschen vielleicht zu helfen, wenn sie es wollen, kann doch kein Verbrechen sein!

    Zum Schluss:

    Mein Nachbar im Lehrerzimmer hat Ihre Q-rage verteilt, deshalb habe ich auch die beklagten Inhalte zu lesen bekommen. Ich muss Ihnen sagen:

    Wer Behauptungen gegen junge Menschen erhebt und dies in einem halbseitigen Zeitungsartikel, welcher obendrein noch staatlich bezuschusst wird, ohne entsprechende Beweise vorzulegen, der begeht geistige Brandstiftung!!

    Meine eigene Tochter war beim Christival in Bremen dabei und viele Medien auch. Sie hat mir ganz anderes berichtet. Die Behauptung, dass die jungen Christen randaliert, und z.B. die Straßenbahnen unsicher gemacht hätten usw. sind völlig aus der Luft gegriffen.

    Bitte sorgen Sie durch faire Berichterstattung, dass solch unnötige Fronten nicht weiter aufgebaut werden und in Deutschland eine bessere Streitkultur gepflegt wird.

  • M
    Martin

    Der Evangelikalen nehmen die Bibel zu 100% wörtlich, sehen sie als Gesetz und verbindlich. Damit sind sie - insbesondere bezüglich des alten Testaments - verfassungsfeindlich, stellen sich gegen die meisten fundamentalen Menschenrechte.

     

    In der Bibel findet sich eben viel Böses und Brutales, aber auch keine Gleichberechtigung, keine freie Meinung usw. Doch die Evangelikalen schließen keine ja einzige Zeile der Bibel aus, sie picken sich nicht die Rosinen heraus, wie die meisten anderen Christen. Z.B. auch "Auge um Auge, Zahn um Zahn" ist Gottes Gesetz.

     

    Sie sind also eine gefährliche Sekte, schlimmer als Scientology. Radikaler als moslemische Anhänger der Scharia.