Streit um die PC-Gebühr: Chaos bei GEZ
Die Gerichte entscheiden immer unterschiedlicher. Dazu passt, dass in der Medienpolitik auch die geplante Reform des Gebührenmodells auf der Stelle tritt.
Ob und wann für internetfähige Computer Rundfunkgebühren gezahlt werden müssen, wird immer undurchsichtiger. Nach einem gestern veröffentlichten Urteil sieht auch das Hessische Verwaltungsgericht Frankfurt PCs nicht per se als rundfunkgebührenpflichtig an.
Der Kläger müsse für gewerblich genutzte internetfähige Personalcomputer nicht extra zahlen, da diese nicht zum Rundfunkempfang bereitgehalten würden, so das Gericht. Geklagt hatte ein selbstständiger Informatiker, der in seinem Haus neben bei der GEZ angemeldeten TV-Geräten im Arbeitszimmer einen gewerblich genutzten internetfähigen Computer stehen hat.
Verschiedenen Gerichte haben seit Auslaufen der bis 2006 gültigen Gebührenbefreiung für PCs (im Amtsdeutsch "neuartige Empfangsgeräte") Ende 2006 höchst unterschiedlich über die Gebührenpflicht geurteilt. Eine höchstrichterliche Entscheidung steht noch aus.
Dazu passt, dass in der Medienpolitik auch die geplante Reform des Gebührenmodells auf der Stelle tritt. Ursprünglich sollten erste Schritte weg vom "gerätebezogenen Modell", nach dem jedeR GerätebesitzerIn automatisch an die GEZ zahlen darf, schon diesen Herbst vorgestellt werden.
Doch die Debatte um eine Haushaltsabgabe stockt bei der Frage, wie Unternehmen und Büros berücksichtigt werden sollen. Bei der Pro-Kopf-Abgabe, nach der jedeR BürgerIn ab einer gewissen Einkommenshöhe zur Kasse gebeten werden soll, macht die Ähnlichkeit zu klassischen Steuern Probleme: Anders als in anderen europäischen Staaten kann die Gebühr in Deutschland wegen des Gebots der Staatsferne im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht vom Finanzamt eingezogen werden.
Will heißen: Die GEZ bleibt uns in jedem Fall erhalten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW