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Streit um GendiagnostikFDP gegen Merkels Verbot

Die FDP-Fraktionschefin will die Diagnostik an Embryonen im Reagenzglas nicht grundsätzlich verbieten. Damit wendet sie sich gegen Merkels Vorstoß vom Wochenende.

Umstrittene Technik: Zell-Entnahme aus einem menschlichen Embryo. Bild: ap

PASSAU dpa | In der schwarz-gelben Koalition verschärft sich der Konflikt über den Embryonenschutz. Nachdem Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Wochenende ein Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID) gefordert hatte, macht der Koalitionspartner FDP klar, dass er ein solch restriktives Vorgehen wohl nicht mittragen würde.

Der Bundesgerichtshof habe in seinem Urteil befunden, dass die PID nicht verboten sei, sagte die FDP-Bundestags-Fraktionschefin Birgit Homburger der Passauer Neuen Presse. "Und das ist auch gut so." Homburger fügte hinzu: "Wenn die Medizin heute in der Lage ist, im Vorfeld schwere Krankheiten zu erkennen und damit unnötiges Leid zu ersparen, dann sollten wir dieses Wissen nutzen."

FDP-Generalsekretär Christian Lindner sagte dem Handelsblatt: "Für die FDP kann ich ein striktes Verbot der PID ausschließen." Er bedauerte, "dass die Bundeskanzlerin als Naturwissenschaftlerin die Chancen dieser Methode nicht stärker würdigt".

Bei der PID werden im Reagenzglas erzeugte Embryonen vor ihrer Einpflanzung in den Mutterleib auf Erbkrankheiten untersucht, so dass sie aussortiert werden können. Merkel hatte sich am Wochenende für ein PID-Verbot ausgesprochen. "Aus meiner Sicht sollten wir (...) die Präimplantationsdiagnostik verbieten", sagte die CDU-Vorsitzende beim Deutschlandtag der Jungen Union in Potsdam.

In der eigenen Partei gibt es entschiedene Gegner dieser Position: So sagte der frühere Generalsekretär und jetzige Chef der NRW-Landesgruppe der CDU im Bundestag, Wirtschafts-Staatssekretär Peter Hintze, am Sonntag im ZDF, ein solches Verbot "wäre ein Verstoß gegen die Moral, es wäre ein Verstoß gegen die Menschenwürde, es wäre ein Verstoß gegen die humanitäre Vernunft".

FDP-Generalsekretär Lindner sagte, in dieser ethischen Frage ende die Richtlinienkompetenz der Kanzlerin. "Wenn durch die PID Kinderwünsche erfüllt und gleichzeitig schwerste Gen-Defekte vor der Einpflanzung in die Gebärmutter verhindert werden können, dann ist das ethisch sinnvoll." Die FDP-Expertin Ulrike Flach plädierte im ZDF dafür, "eine streng nach ethischen Kriterien definierte Rahmenbedingung" für die Präimplantationsdiagnostik zu schaffen.

Vorige Woche war deutlich geworden, dass die FDP angesichts des heftigen Widerstands in der Union notfalls eine Mehrheit mit Oppositions-Abgeordneten für eine Regelung der umstrittenen Gentests an Embryonen anstrebt. Eltern mit Erbkrankheiten soll der FDP zufolge die Möglichkeit zu solchen Tests offenstehen. Die CDU hat ihre Haltung - für ein Verbot der Gentests an Embryonen – im Grundsatzprogramm festgeschrieben.

Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs vom Juli ist die PID nach einer künstlichen Befruchtung aber nicht verboten. Das Embryonenschutzgesetz sieht dieses Verbot nicht vor – die PID war damals in Deutschland noch nicht verfügbar. Das Gesetz verbietet die Verwendung von Embryonen zu anderen Zwecken als zur Herbeiführung einer Schwangerschaft.

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3 Kommentare

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  • E
    EnzoAduro

    Soll doch die Kirche PID für Ihre Mitglieder verbieten. Aber ich sehe nicht ein warum Nichtmitglieder unter diesen Definitionen leiden sollen. Ob man nun glaubt ein Zellhaufen sei ein Mensch ist eine persönliche Entscheidung.

    Das nun ausgerechnet mit der Verschmelzung von Samen und Eizelle das Mensch sein beginnt ist ziemlich willkürlich. Genauso könnte man jede Menstruation als Mord deklarieren.

    Ich bin dafür das PID generell erlaubt wird. Und das die Kasse es in berechtigten Fällen (Vorerkrankungen etc.)übernimmt. Uns sollte jemand mit der Kostenkeule kommen: Es rechnet sich!

  • V
    Vorp

    Ich muss sagen, dass ich die Gleichsetzung des "Lebens" einer Stammzelle mit dem Leben eines geborenen Menschen als äusserst unmoralisch und Menschenverachtend empfinde. Der geborene Mensch IST nämlich schon ein Mensch, während die Stammzelle erst einer WERDEN muss. Gerade Konservative sollten doch eigentlich den Wert dessen, was da ist, höher bemessen, als denjenigen dessen, was erst noch entstehen muss.

  • E
    Euromeyer

    Absolutes Unverständnis gegenüber den Gotterwillenergebenen, die Leid als akzeptablen Preis moralischer Unbeflektheit hinnehmen wollen.

    Wer wider besseres Wissen eine Situation schafft, in der die Gesundheit eines Menschen gefähredet werden kann, der kann beim Eintritt einer Schädigung wegen Körperverletzung belangt werden.

    Menschen die PiD zu verbieten, weil empfindungsunfähige Zellhaufen auf eine Stufe mit geborenen Kindern gestellt werden, ist Körperverletzung aus zynischem Menschseins-Deffinitionsfundamentalismus.