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■ Mit Arbeitgeberverbänden auf du und duStreit um Chefsessel

Bonn (rtr) – Die beiden größten deutschen Unternehmerverbände streiten sich um den Präsidentensessel bei der Vereinigung der Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände Europa (UNICE). Klaus Murmann, Präsident der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA), möchte den jetzigen Präsidenten François Perigot beerben. Sein Gegenspieler Olaf Henkel beim Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) hingegen will den Franzosen Perigot als Vorsitzenden behalten.

Beide Verbände sind Mitglied in der europäischen Vereinigung. Obwohl Murmann schon im Januar mitgeteilt hatte, daß er sich als Präsident der einflußreichen UNICE bewerben wolle, hatte Olaf Henkel sich offen für die Wiederwahl Perigots ausgesprochen. Dieser leiste ausgezeichnete Arbeit und setze sich engagiert für eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der europischen Industrie ein. Zudem sei eine vierjährige Amtszeit üblich. Perigot habe das Amt aber erst seit 1994 inne.

Mit dieser Fürsprache hat Murmann so gut wie keine Chancen mehr. Außerdem ist er damit vermutlich auch sein Präsidentamt beim BDA los. Für den UNICE-Sessel in Brüssel wollte Murmann nämlich als Chef der deutschen Vereinigung zurücktreten. Dies hatte er im Dezember mitgeteilt, weit vor Henkels indirekten Äußerungen gegen ihn.

Bereits heute will die BDA- Mitgliederversammlung einen Nachfolger für Murmann wählen. Aussichtsreicher Kandidat ist Dieter Hundt, ehemaliger Präsident des Verband der Metallarbeitgeber in Baden- Württemberg.

Hintergrund des Streits zwischen BDI und BDA ist die unterschiedliche Tarifpolitik der beiden Arbeitgeberverbände, vermutet die FAZ. Murmann hält an dem starren Flächentarifvertrag fest. Henkel und der BDI hingegen treten für eine flexiblere Tarifpolitik ein, die den Unternehmen einen größeren Spielraum für eigene Tarife lasse.

Die BDA-Führung sei dem Anstieg der Lohnnebenkosten nach Auffassung des BDI nicht energisch genug gegenübergetreten. Immerhin sollen in den kommenden Wochen die Vizepräsidenten beider Verbände zusammenkommen, um eine gemeinsame tarifpolitische Strategie zu entwickeln. Tarifpolitik hin oder her, Henkel und Murmann sollen schlicht persönliche Aversionen gegeneinander hegen.

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