Streit über Massengrab in Slowenien: Terror auf allen Seiten
In Slowenien sind 300 Leichen in einem Bergwerk entdeckt worden. Sie sind Opfer kommunistischer Partisanen. Jetzt zanken sich die Politiker um die richtige Geschichtsschreibung.
SPLIT taz Die Entdeckung eines weiteren Massengrabes mit 300 Toten in einem zentralslowenischen Bergwerk hat zu scharfen innenpolitischen Auseinandersetzungen in Slowenien geführt. Die 1945 wahrscheinlich lebend eingemauerten Menschen, deren Überreste am Donnerstag letzter Woche in einem Schacht des Bergwerkes bei Lasko gefunden wurden, sind Opfer der kommunistischen Partisanen 1945.
Die meisten der Opfer waren wahrscheinlich Soldaten der mit Deutschland verbündeten kroatischen und slowenischen Streitkräfte. Bei Kriegsende 1945 waren Zehntausende deutsche und kroatische Soldaten auf dem Rückzug und der Flucht nach Österreich von den britischen Truppen in Bleiburg interniert und dann den Tito-Partisanen übergeben worden. Gleich darauf begannen die Massaker an den Kroaten. Tausende Mitglieder der slowenischen Heimwehr wurden in Slowenien von den Tito-Partisanen gefangen genommen und viele von ihnen ebenfalls massakriert. Zehntausende Gefangene wurden zudem in Arbeitslager bis nach Südjugoslawien geschickt, Tausende starben auf den Todesmärschen.
Nach dieser Zeit der Rache sollten die Spuren verwischt werden. Die jetzige Fundstelle ist ein Beweis dafür. Die Schächte im Inneren des Bergwerks "Huda Jama" sind sehr gut versteckt. Mehrere Sperren erschwerten den Zugang. Eine Betonmauer sollte Eindringlinge abhalten. Der einzige bisher bekannte Tatbeteiligte sagte gegenüber den Ermittlern aus, die Gefangenen aus dem Lager Teharje zum Stollen gebracht zu haben. Es soll sich um Slowenen und Kroaten gehandelt haben, die Ermittler schließen aber nicht aus, dass sich auch Österreicher und Wehrmachtsangehörige unter den Opfern befinden.
Die rund 300 mumifizierten Leichen bedecken einen 115 Meter langen und 2,5 Meter breiten Abschnitt des Stollens im Inneren des Bergwerks. Hier befinden sich auch zwei etwa 60 Meter tiefe vertikale Schächte. Nach ersten Schätzungen könnten dort mehrere Tausend Menschen verscharrt sein.
Nach der Entdeckung dieses Massengrabs hat sich der slowenische Partisanenverband zwar klar von den "außergerichtlichen, ungesetzlichen und verbrecherischen" Massentötungen nach dem Zweiten Weltkrieg distanziert. "Wir verurteilen dieses Verbrechen", betonte der Vorsitzende Janez Stanovnik. Die Tötungen stünden in diametralem Widerspruch zu den Werten des Volksbefreiungskampfes.
Zugleich verteidigte er den Partisanenaufstand gegen die nationalsozialistischen und faschistischen Besatzer im Zweiten Weltkrieg. Im kroatischen Ustascha-Staat 1941-1945 wurden in Konzentrationslagern wie Jasenovac Zigtausende Oppositionelle, Gewerkschafter, Juden und Serben umgebracht.
Vertreter der slowenischen Rechtsparteien geben sich mit dieser Distanzierung nicht zufrieden. Sie werfen der postkommunistischen Linken vor, die Massentötungen nach wie vor zu verharmlosen. Kritische Intellektuelle forderten dagegen, die gesamte Bandbreite des Terrors aller Seiten gründlich zu erforschen. Der Verband der Volksdeutschen forderte die Behörden auf, die Opfer zu identifizieren und die Daten auch österreichischen Stellen zur Verfügung zu stellen.
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