piwik no script img

Streit der WocheKönnen Politiker im Wahlkampf ehrlich sein?

Vor der Wahl machen Politiker große Versprechungen - umgesetzt wird davon aber nur wenig. Müssen Wahlkampf und Wahrheit auf Kriegsfuß stehen? Und gibt es überhaupt Kandidaten, die nicht lügen?

Ist weniger versprechen nicht manchmal mehr? Bild: photocase/marqs

Mehrfach ist die CDU, glaubt sie jedenfalls, an ihrer Ehrlichkeit gescheitert. Jetzt zieht sie mit dem haltlosen Versprechen von Steuersenkungen in den Bundestagswahlkampf 2009, die Lüge soll den Erfolg bringen. Aber stehen nicht Politik, Wahlkampf und Wahrheit ohnehin auf Kriegsfuß?

Wahlkampfversprechen werden gemacht, anschließend sind es die Sachzwänge oder der Koalitionspartner, die dafür verantwortlich sind, dass leider nur wenig umgesetzt werden konnte - so funktioniert Politik schon ziemlich lange. Und dennoch: Solange das Wahlvolk nach Verheißungen verlangt, werden Politiker der Versuchung nicht widerstehen, im Wahlkampf einfach zu erzählen, was gerade gut ankommt.

Gibt es das also überhaupt, den Kandidaten, der nicht lügt? Können Politiker im Wahlkampf ehrlich sein?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

27 Kommentare

 / 
  • M
    Mue

    Die Frage ist naiv aber natürlich berechtigt.

    Das politische, soziale und gesellschaftliche Desaster ist bereits so umfassend und endgültig, dass

    natürlich kein öffentlicher Mandatsträger, schon gar kein Politiker irgendjemandem über irgendetwas die

    Wahrheit sagen kann, ohne dass er als Konsequenz totalen Machtverlust befürchten muß. In einer moralisch vollkommen degenerierten Gesllschaft kann

    moralisches Verhalten keine Wertschätzung genießen.

    Da besteht ein paradoxes Wechselverhältnis zwischen

    dem Machtwillen der Lügner und der Selbsttäuschungssehnsucht der Belogenen. "Niemand hat die Absicht,eine Mauer zu bauen" ist mindestens so dreist gelogen, wie "Die Renten sind sicher". Das Ergebnis der kollektiven Selbsttäuschung wird möglicherweise verheerender sein, als im vorigen Jahrhundert. Schaun´wer mal.

  • K
    konietzka

    hitler hat damals leider nicht gelogen, da will ich also schon mal warner sein vor solchen wahrheitsaposteln.

    generell geht mir der wahlkampf nur noch auf die nerven. ich bin an die 50, immer politisch interessiert gewesen und mich befällt immer öfter ein ekelgefühl und langeweile.

    wie oft und lange diskutiert man noch die atompolitik? bis alle aus den schuhen kippen?

    warum verbietet man nicht mal plakatwerbung und verkürzt das geschmarre auf 5 tage im vorlauf der wahl?

  • B
    Beobachter

    Politiker wären sicherlich ehrlicher, wenn es nicht so viele Wähler geben würde, die belogen werden wollen oder sogar belogen werden müssen.

     

    In einer Gesellschaft, in der die Mehrheiten knapp sind, sind diejenigen, die sich einer Wahl stellen müssen auch auf Wähler mit beschränktem Urteilsvermögen angiewiesen.

     

    Nur für diese Wählergruppe wird ja auch gelogen. Die anderen bilden sich ihre Urteile ja auch nicht auf Grund haltloser Aussagen der Politiker.

  • WS
    Wolfgang Schramm

    "Politiker sind als Volksvertreter"

    Ein Staubsaugervertreter verkauft Staubsauger

    Ein Versicherungsvertreter verkauft Versicherungen

    Ein Volksvertreter verkauft das Volk.

    von daher ist die Glaubwürdigkeit höchst fragwürdig.

    Ich habe kein Problem mit Direktkandidaten, die kann Mann/Frau nachher stellen und fragen warum und wieso sie sich so oder so verhalten. Ich habe ein ganz großes ABER gegen die Listenkandidaten.Die Hälfte der Abgeordneten steht fest bevor überhaupt ein Wahlzettel in der Wahlurne liegt . Liebe Leute ,Mitbürger das hat für mich!!!!!!!!! nichts mit Demokratie zu tun.

    Das gehört dringend abgeschafft. Genauso wie die dadurch entstehenden Überhangmandate.

    Wer nicht die Mehrheit der Bevölerung hinter sich hat gehört nicht in das Parlament. Wenn dadurch das Parlament auf die Hälfte zusammen schrumpft, uns Steuerzahler kann das nur Recht sein.

  • CD
    Carl der alte Brigadier

    Ich habe den Eindruck, daß es mit der Ehrlichkeit unter politischen Funktionsträgern genauso schlecht bestellt ist wie im Rest des institutionellen Gefüges der BRD.

    Hier nur ein Zitat aus langjähriger Kommunalerfahrung: "Nun machen sie sich mal keine Sorgen, wir (das Umwelt-und Gartenamt) werden den hundert Jahre alten Bäumen im Park schon nichts antun, seien sie dessen versichert." - Das Ende vom Lied: Am darauffolgenden Morgen, in aller Herrgottsfrühe um 6:30 Uhr, rückte ein Kettensägenkommando an und machte sämtlichen Bäumen den Garaus. Zu spät, um sich schützend vor sie zu stellen oder die Barbarei wenigstens zu dokumentieren.

     

    So oder ähnlich wird es sich landauf, landab sicher schon an unzähligen Orten zugetragen haben, auch in anderen Bereichen des institutionellen Geschehens.

    Manches Fehlverhalten kann ich mir nur mit Sigmund Freuds Psychoanalyse erklären. Bei etlichen VertreterInnen aus Politik und Verwaltung, die mir, wie sich später herausstellte, frech ins Gesicht lügten - im Fall etwa einer nicht bearbeiteten Anzeige oder der Versicherung, man werde mit jedem Bibliotheksbuch sorgsam umgehen, wobei unzahlige Bücher der 60iger und 70iger Jahre, ja sogar aus der Zeit der Weimarer Republik, am Ende doch im Altpapiercontainer landeten - meinte ich sogar hinter der Maske eines wohlwollenden Lächelns eine Art von sexueller Lustbefriedigung zu erkennen, eine Lustbefriedigung, die sich darin äußerte, mein öffentliches Interesse oder Bewußtsein hinters Licht zu führen.

     

    Bei der Suche nach den genauen Gründen für dieses Phänomen muß man sicher tief in der deutschen Geschichte graben, um den speziellen psychosozialen Triebkräften auf die Spur zu kommen.

  • B
    Brezel

    Wann wird denn am meisten gelogen?

    Immer:

    - VOR der Wahl,

    - IM Krieg,

    - NACH der Jagd.

    Bleiben wir aber beim Wochenthema: Vor der Wahl!

    Soweit so gut, gelogen wird zu jeder Zeit und in allen Zeitformen, bezogen auch auf alle Zeitformen (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft). Gelogen wird im hier auf das Heute, im heute auf das Gestrige, genauso wie im heute auf das Zukünftige. Politiker bilden da keine Ausnahmen.

    Wenn die Parteien jetzt behaupten nach der Wahl 2009 die Steuern senken zu wollen, so versteckt sich doch in dieser verbalen Willensbekundung eine gute Absicht. Also wird in dieses Horn erst einmal kräftig rein geblasen.

    DENN, nur eine bewusst falsch getätigte Aussage ist, auch als solches, eine Lüge.

    1+1= 2 ( ist in der Regel die Wahrheit)

    1+1= 3 (wer das behauptet ist in der Regel dumm, es ist also noch keine Lüge)

    1+1= 1 (kann auch wahr sein)

    Nur wer behauptet:

    1+1 kann niemals 2 sein – der lügt.

    Das Problem bei den Politikern, sie haben, bezogen auf ihre Aussagen, viel zu viele unbekannte Variablen zu berüksichtigen, daher geht ihre Rechnung niemals auf – und wir empfinden dies als Lüge.

    Ein Politiker lügt also NIEMALS, er kann immer nur ein wenig besser oder schlechter rechnen – so einfach ist das!

    Merkel, in ihrer Vorkanzlerinnenzeit, vertrat einmal auf ihrer alten HP die folgende Position/These:“Kann es Politik ohne Lügen geben? Meine Überzeugung ist :ja. Nur Politik ohne Lügen kann die Zukunft in Angriff nehmen….“

    Die Seite existiert nicht mehr, sie wird ihren Grund gehabt haben sie löschen zu lassen. Es existieren nur noch screenshots davon - „Schatten“ ihrer ehemaligen Überzeugung.

  • J
    jan

    Wäre die Frage nach dem Grad der Ehrlichkeit aufseiten der Politik in einer direkten Demokratie noch interessant? Nein.

    Trotzdem setzt sich dann keiner dafür ein. Lieber vergeudet man seine Geisteskraft mit Auspizien wie im alten Rom.

  • B
    Brezel

    Wann wird denn am meisten gelogen?

    Immer:

    - VOR der Wahl,

    - IM Krieg,

    - NACH der Jagd.

    Bleiben wir aber beim Wochenthema: Vor der Wahl!

    Soweit so gut, gelogen wird zu jeder Zeit und in allen Zeitformen, bezogen ebenso auf alle Zeitformen (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft). Gelogen wird im hier auf das Heute, im heute auf das Gestrige, genauso wie im heute auf das Zukünftige. Politiker bilden da keine Ausnahmen.

    Wenn die Parteien jetzt behaupten nach der Wahl 2009 die Steuern senken zu wollen, so versteckt sich doch in dieser "verbalen Willensbekundung" eine gute Absicht. Also wird in dieses Horn erst einmal kräftig rein geblasen.

     

    DENN, nur eine bewusst falsch getätigte Aussage ist, auch als solches, eine Lüge.

    1+1= 2 ( ist in der Regel die Wahrheit)

    1+1= 3 (wer das behauptet ist in der Regel dumm, es ist also noch keine Lüge)

    1+1= 1 (kann auch wahr sein)

    Nur wer behauptet:

    1+1 kann niemals 2 sein – der lügt.

    Das Problem bei den Politikern, sie haben, bezogen auf ihre Aussagen, viel zu viele unbekannte Variablen zu berüksichtigen, daher geht ihre Rechnung niemals auf – und wir empfinden dies dann als Lüge.

    Ein Politiker lügt also NIEMALS wirklich, er kann immer nur ein wenig besser oder schlechter rechnen – so einfach ist das!

    Merkel, in ihrer Vorkanzlerinnenzeit, vertrat einmal auf ihrer alten HP die folgende Position/These:“Kann es Politik ohne Lügen geben? Meine Überzeugung ist :ja. Nur Politik ohne Lügen kann die Zukunft in Angriff nehmen….“

    Die Seite existiert nicht mehr, sie wird ihren Grund gehabt haben, sie löschen zu lassen. Es existieren nur noch screenshots davon - „Schatten“ ihrer ehemaligen Überzeugung.

  • A
    anke

    Das Lexikon kennt vier verschiedene Formen der Lüge. Der Hälfte davon (der sozialen und der Notlüge nämlich) erteilt es in der Folge das Prädikat "gesellschaftlich wertvoll". Außerdem gibt es noch die Täuschung. Täuschen kann der Mensch (sich und andere) sowohl aktiv als auch passiv. Im Wort Ehrlichkeit wiederum steckt die ausgesprochen dehnbare Ehre. Wenn die taz also behauptet, über die Fragen, ob Politiker im Wahlkampf ehrlich sein können, ob Wahrheit und Wahlkampf miteinander vereinbar sind oder ob es Politiker gibt, die nicht lügen, ließe sich streiten, irrt sie vermutlich. Vielleicht aber lügt sie auch. Natürlich sozial.

  • G
    Gott

    Natürlich können Politiker ehrlich sein. Das Problem sind nicht die Politiker die lügen und an die Macht kommen, das Problem sind die Wähler die so dumm sind und diese Politiker erneut wählen. Jedes Volk hat die Regierung/Politiker die es verdient!

  • N
    Nadi

    Politiker könnten ehrlich sein. Aber bei einem mehrpoligen Parteiensystem sind Versprechen nur noch sehr wenig wert. Wer sich ansieht, wie die große Koalition gebildet wurde, der versteht, dass die Versprechungen von SPD und CDU/CSU geschreddert wurden. Diese Kombination verwässert natürlich die Slogans des Wahlkampfes am stärksten.

    Aber Ehrlichkeit wäre für viele Politiker eine sehr gute Sache, denn es gibt großen Unmut über die verbalradikalen Äusserungen von Parteien und Politikern. "Es geht um Solidarität oder Ellenbogen." behauptet zum Beispiel Thorsten Schäfer-Gümbel (SPD-Hessen) und wird mit dieser Aussagen zahlreiche Bezieher von ALG II (Hartz) in Staunen versetzen. Solidarbeiträge und Steuern werden bezahlt, aber ALG II fühlt sich nicht an wie ein Solidarsystem.

    Meiner Meinung nach fehlt Politikern die Sensibilität im Umgang mit Sprachen, Taten und Gesetzen. Aber es wäre schon hilfreich, wenn Abgeordnete wenigstens offen legen könnten, was mit den Diäten und Zuwendungfen für Büro und Material geschieht. Dies machte eins Norbert Gansel (SPD) - als gläserner Abgeordneter vor. Heute ist mir kein einziger Abgeordneter bekannt, der epicht darauf wäre, dieses Durcheinander transparent zu machen.

    Und für mich macht das einen Unterschied, ob ein Abgeordneter 100.000 Blatt Papier kauft, oder sich zu Weihnachten eine Abbuchung gönnt.

    Das wäre konkret (a), von jedem Abgeordneten durchführbar (b) und gerechtfertig, schließlich geht es um viel Steuergeld ©.

  • V
    vic

    Kann ein Anlageberater eine Familie ernähren ohne zu lügen? Ein Versicherungsagent? Ein Politiker, eine Partei die Wahl gewinnen?

    Undenkbar.

    Das Volk will belogen werden, und in diesem Fall bekommt was es sich wünscht.

    Beängstigend ist jedoch, das funktioniert alle vier Jahre auf´s Neue.

  • BB
    Bodo Bender

    "...im Wahlkampf..." - der ist gut. Glücklicherweise sind die WählerInnen inzwischen seit Jahrzehnten vorgewarnt und haben ihre Lehren gezogen. So glauben rund drei Viertel im Zusammenhang mit der Steuersenkungsdebatte, dass sie beschissen werden, dass es keine Steuersenkungen, sondern Steuererhöhungen gibt. Natürlich zulasten der Kleinen. Stichwort: Mehrwertsteuer. Zur Erinnerung: Vor 4 Jahren vor der Wahl: CDU: 1 Pinkt. SPD: kein Punkt. Nach der Wahl: Erhöhung um 3 Punkte. Der "Kompromiss" der SPD bestand damals bekanntlich darin, von 0 auf 3 zu gehen. Wie gehabt. Es wird getäuscht und gelogen, dass sich die Balken biegen.

  • A
    Amos

    Wer an die Macht will muss lügen. Er muss den Leuten

    sagen was sie wünschen und hören wollen. Das ist die

    ganze politische Kunst. Dafür auch die ganzen Wahlplakate, die doch Produkte verkaufen wollen,

    um Zweifel auszuräumen und zu blenden. "Ein Ferrari

    z.B. braucht keine Werbung-,er wird auch so gekauft".

    Die Linke, die einzige Partei, die auf die letzte

    Diätenerhöhung verzichtet hat um damit das einfache

    Volk anzusprechen-, was hat sie davon gehabt?

    Aber die Neoliberalisten, die dieses auf tönernen

    Füßen stehendes System noch fördern holen noch

    Stimmen dazu. Soll man also zu so einem Volk ehrlich sein?

  • L
    Linkshänder

    Das sind mal wieder die typischen Themen vor einer Bundestagswahl. Man sollte erst einmal das Wort Lüge definieren. Die breite des deutschen Volkes fühlt sich belogen und betrogen. Ob Wirtschafts, Lebens oder Politikphilosophien. Sie alle haben sich seit der Wirtschaftskrise ad absurdum gestellt. Der einzige Kanzlerkanddat, der 1990 versuchte durch einen ehrlichen Wahlkampf Kanzler zu werden, hiess Oskar Lafontaine. Er rechnete vor was das vereinte Deutschland für den Bürger kosten würde. Gewählt wurden die blühenden Landschaften( Kohl meinte Pharmaindustrien, Großindustrie, sowie Banken und Versicherungen nebst Bundestagsabgeordnete). Die Antikriegsparteien DIE GRÜNE/SPD beschlossen mal eben Afghanistan, Kosovo und Sudankriege. Die ehemaligen Sozialparteien SPD/DIE GRÜNE beschlossen, mehr Leiharbeiter, Hartz IV, die den Weg für Lohndumping öffneten. Die einzig Glaubwürdigen ist die Partei DIE LINKE. Diese Finanzkrise ist nur noch abzufedern, indem die Kaufkraft( Mindestlohn, Börsensteuererhöhung, Abschreibung Immobilien( Wohnstätten und Aldi Brüder müssten dann wieder vermieten, oder verpachten) stark einschränken, Hartz IV auf 500.-€( stärkt die Kaufkraft), ect. umsetzt.Den Krieg in Afghanistan beenden kann nur der, der die Partei DIE LINKE wählt. Einzige Partei die gegen diesen völkerrechtswidrigen, Grundgesetz feindlichen Einsatz ihre Stimme erhebt. Erheben wir sie mit.

  • M
    Makeze

    Manchmal hat es den Anschein sie müssten wirklich lügen. Nur weil Merkel damals ehrlicherwiese eine Mehrwertsteuererhöhung angekündigt hat, konnte Schröder ihr bis zur Wahl noch so nahe kommen...

    Aber es gibt durchaus die chance dass sich das ändert. Die Zeiten in denen man der Wahl seines Vaters folgte scheinen sich dem Ende zu nähern. Immer mehr Wähler wenden sich ihrer alten Partei ab, wenn es ihnen dann doch zu Bunt wird.

    Dies trifft in erster Linie zwar die "Volksparteien", jedoch sollten sich die jungen, kleineren Parteien vor dieser Entwicklung nicht immun halten.

    Grade wenn untraditionelle Koalitionen möglich erscheinen (z.B. Schwarz-Grün), sollten sich die Parteien scheuen allzu gewagte Versprechen zu formulieren, und in einer Koalition sich mehr darum bemühen zu erklären warum sie bestimmte forderungen nicht durchsetzen können, anstatt aus Angst davor als schwach zu erscheinen ihre Kampfthemen dann unter den Teppich zu kehren.

  • KF
    Komitee für internationale kleinschreibung

    Allseits beliebte bürgerberuhigungspille der herrschenden klasse in legislative und exekutive: "Machen sie sich mal keine sorgen, wir haben alles im griff."

     

    Verrät eigentlich alles.

  • N
    Nigredo

    "Können Politiker im Wahlkampf ehrlich sein?"

     

    Die Philosophen lehren uns, dass Kommunikation nur aufgrund der Wahrheitsvermutung funktioniert - ginge man davon aus, dass der Gegenüber nur lügt, würde ihm niemand auch nur zuhören, geschweige denn glauben. Schon daher muss der Politiker nicht nur ehrlich sein können, er muss es sogar überwiegend sein, nur so kann es überhaupt Leute geben, die ihm dann seine Lügen glauben.

     

    In der Praxis sieht es aber meines Erachtens etwas anders aus:

    Es ist der total verblödete Wahlpöbel, der den Lügner auch noch in seinem Verhalten bestätigt: Würde der Ehrliche vom Wähler belohnt und der Lügner bestraft, wären die Politiker geradezu gezwungen, ehrlich zu sein - aber das Gegenteil ist doch der Fall: Der Wähler WILL beschissen werden und die Politiker werden ergo dazu gezwungen, dem Affen immer neuen Zucker zu geben.

     

    Wir leben eben in einer Demokratie, der Politiker kann nicht einfach Realpolitik machen, wenn der Wähler immer wieder neu verarscht werden will.

    (Vielleicht muss man auch in dieser Stelle zwei "Klassen" unterscheiden, nämlich die, die Lügner wollen und die, die ehrliche Politiker wollen, denn nur so lässt sich die philosophische Theorie retten und die Politikverdrossenheit, die eigenetlich eine Parteienverdrossenheit ist, erklären)

     

    In diesem Kontext wäre die richtige Frage nicht: "Können Politiker im Wahlkampf ehrlich sein?", sondern "Dürfen Politiker im Wahlkampf ehrlich sein?" und die Antwort dürfte "Nein" sein, da die politisch interessierten eindeutig eine Minderheit sind - die Stammtische, nicht die Feuilletons geben in Deutschland den Ton an.

  • R
    Raven

    Die Frage lautet nicht, ob Politiker im Wahlkampf ehrlich sein können, sondern vielmehr, ob sie damit gewinnen können.

     

    Dies ist noch nicht die wichtigste Frage, doch verweile ich bei ihr einen Moment.

     

    "die wellt die will betrogen syn" wusste schon Sebastian Franck. Wer als Politiker ehrlich ist, schadet sich dadurch meistens selbst. Dies liegt nicht zuletzt an mangelndem Interesse der Wähler.

     

    Wenn mir jemand erzählt, Atomkraft sei sicher (oder gar umweltfreundlich), Steuersenkungen wären kein Problem und man tue für die dritte Welt was man kann, dann weiß ich, dank meines eigenen Interesses, dass dies Unfug ist.

     

    Wäre dies bei einer Mehrzahl der Wähler so, würden Politiker mit ihren Märchen ins Leere laufen. Die Wähler würden den Kopf schütteln über so viel Beleidigung ihrer Intelligenz und jemand anderen wählen. Tun sie aber nicht.

     

    Das lässt für mich nur den Schluss zu, dass die Mehrzahl der Wähler glauben möchte, was man ihr erzählt. Oft höre ich "woher willst du das besser wissen als ein Politiker?", wenn ich all zu dreiste Münchhausengeschichten als solche benenne.

     

    Hinter diesem Ausspruch steckt ein fundamentales Problem. Politiker sind als Volksvertreter dazu da, den Willen des Volkes (zumindest des mündigen Teils) zu vertreten. "Wille" ist dabei zumeist ein Synonym für "es allen recht machen".

     

    Die meisten Wähler scheinen den zu wählen, der ihnen subjektiv die meisten Vorteile zu bringen scheint. Daraus folgt, dass die gewählte politische Richtung nach dem selben Prinzip funktionieren soll wie unsere Wirtschaft (wenn jeder nach dem größtmöglichen Eigennutz handelt, wird dies zu größtmöglichem Nutzen für alle führen).

     

    Wie in der Wirtschaft auch, funktioniert so etwas nur, wenn alle Beteiligten alle Informationen besitzen und keine Fehlinformationen existieren.

     

    Also gar nicht.

     

    Unsere Politiker schwenken ihr Fähnchen nach dem Wind, der wiederum aus der Summe des individuellen Eigennutzes auf der Basis bestenfalls lückenhafter Informationen entsteht.

    Die Folge ist eine Politik der Rückzuggefechte, bei der keinerlei gesellschaftliche Ziele mehr angestrebt werden, sondern nur um die größten Brocken der Ruinen gefeilscht wird.

     

    Umso mehr schauen die Menschen verwundert über den Atlantik, wo Barak Obama mit einer Zielsetzung in den Wahlkampf gegangen ist. Ob seine Versprechen Lügen waren oder nicht, wird die Zeit zeigen, aber das Versprechen des "Change" und die Ausrichtung der gesamten Politik auf ein klares gesellschaftliches Ziel sind für uns völlig fremde Gedanken geworden.

     

    Natürlich kann man sich schwer vorstellen, dass ein Sohn türkischer Einwanderer mit einem Plan zur fundamentalen Umwälzung in Deutschland zum Bundeskanzler gewählt würde. Die Deutschen reagieren auf Ideen, die sie nicht schon hundert Mal gehört haben immer sehr ängstlich. Somit würde ein Politiker, um den Bogen zur eigentlich wichtigen Frage zu schlagen, der die Warheit klar ausspricht, die Probleme unbeschönigt benennt und echte, in der Regel erst einmal schmerzhafte Veränderungen vorschlägt vermutlich zumindest beim ersten Versuch nicht gewählt werden. In Deutschland wohl auch nicht beim zweiten.

     

    Die eigentlich relevante Frage muss daher meiner Meinung nach lauten: Wollen Politiker eine bestimmte Politik vertreten, das Land voran bringen und echte Verbesserungen erreichen? Oder einfach nur gewählt werden?

     

    Oftmals scheint es so, als würden Politiker sich mit bestimmten Lügen wählen lassen um dann eine gänzlich andere Politik zu betreiben, die sie für sinnvoller halten. Das wiederum ist eine gefährliche Verfälschung des Wahlgedankens, denn mit meiner Stimme stimme ich ja nicht in erster Linie für eine Person („der wird’s schon richten“), sondern für ein Programm, eine Zielsetzung. Wenn diese möglichst gefällig formuliert wird, nur um nach der Wahl ein gänzlich anderes Programm zu betreiben, so ist die Wahl gänzlich nutzlos gewesen.

  • SS
    Svetozar Schnuckelberger

    Guttenberg lügt nicht - anders als unsere anderen "Politiker" ist er nicht darauf angewiesen, seinen Lebensunterhalt mit "Politik" zu verdienen, und hat es aufgrund der dadurch bestehenden innerlichen Unabhängigkeit schlicht nicht nötig. Ansonsten gilt eben das schöne Wort von Defoe "When statesmen become jobbers, the state becomes jobbed".

  • TB
    tim buktu

    Einfach Johannes Agnoli "Die Transformation der Demokratie" lesen.

  • V
    vic

    "Und gibt es überhaupt Kandidaten, die nicht lügen?"

     

    Nein!

  • L
    Lope

    Nein, nein, Steuern werden nicht erhöht. Stattdessen führen wir einen, sagen wir mal, Solidaritätszuschlag ein - ach, den gibt's schon? Hatte ich wohl verdrängt. Na dann eben andere Zuschläge und Abschläge, keine Steuererhöhungen, ehrlich! Außerdem, was bringt uns die ganze „Ehrlichkeit“, wenn wir nicht wissen was Politiker darunter verstehen? Ehrliche Rede und ehrliches Verhalten sind zwei Paar Schuhe. Nehmen wir das nun das zweite, dann wollte man uns sagen „die CSU ist an ihrer Ehrenhaftigkeit gescheitert“ - ihrem eigenen Dickschädel, wenn man so will. Also, hört im Wahljahr bitte genau hin, WAS uns die Politik verkündet und nicht WIE sie dies macht.

  • KK
    Klaus Keller

    ja,wann sonst? vertrauen erwirbt man sich aber über längere Zeiträume. Kurzfristges profiliern wird entlarvt ob bei Parteien, Gewerkschaften, Kirchen,oder sonstwo.

    Sagen was man denkt, tun was man sagt, sein was man tut, mit der erlaubten Einschränkung: Ich sage uU nicht alles aber alles was ich sage ist wahr als Basis.

    Die Wähler haben einen Sinn fürs machbare. Zuwiderhandlungen werden bestraft.

    Betonierte Grundüberzeugungen werden durch keinen Wahlkampf verändert.

    Ich Wähle eine Partei oder Personen weil ich glaube das diese in Zukunft die richtigen Entscheidungen treffen werden oder wenigstens vernünftige Entscheidungsfindungsgrundlagen haben und anwenden .Grundlage ist Ihr bisheriges Verhalten ind nicht das Wahlkampfgetöse wobei sich manche dabei selbst entlarven ;-)

    klaus keller hanau

  • KS
    Karsten Schade

    Die Frage müsste anders gestellt werden:

    Können Politiker ehrlich sein?

    Ohne Wahlkampf - ohne alles - ganz pur!

    Und die Antwort müsste lauten: Vielleicht.

  • KK
    Klaus Keller

    Ja!

    Vertauen ewirbt man sich über längere Zeiträume,kurzfristiges profiliern wird durchschaut,ob bei Gewerkschaften, Parteien, Kirchen oder sonstwo.

    Beurteleilt wird auf Dauer was getan und nicht was gesagt wird,und die Wähler haben einen Sinn fürs -machbare-.

    Sagen was man denkt,tun was man sagt,sein was man tut.Mit der erlaubten Einschränkung, Ich sage nicht alles, aber was ich sage ist wahr,als Leitlinie.

     

    Für Gewohnheitswähler mit starren Grundüberzeugungen ist der Wahlkampf eh nicht gedacht.

     

    Klaus Keller Hanau

  • LW
    Lasse Wißmann

    Die Gesellschaft zwingt Politiker zur Lüge.

     

    Wahlkampf ist Wettbewerb und Wettbewerb gewinnt man nur, wenn man sich am Besten verkauft. Gnadenlos das günstigste Angebot nutzen: Das ist die Mentalität, die sich in unserer Gesellschaft ausbreitet (Stichwort: Geiz ist Geil). Der, der die schönsten Versprechungen macht, gewinnt letzlich.

     

    Die Rechnung geht auf, denn anstatt Konsequenzen aus den Lügen zu ziehen, die im Wahlkampf als Versprechen verkauft werden, wählt die Bevölkerung bei nächster Gelegenheit wieder den, der ihnen das Blaue vom Himmel verspricht.

     

    Natürlich, viele Versprechen lassen sich aufgrund von Koalitionskompromissen und anderen Umständen nicht 1 zu 1 umsetzen, aber dennoch: Eine Gesellschaft, bei der Utopien als Wahlprogramm mehr zählen als die letzliche Politik, verdient keine ehrlichen Politiker und wird diese auch nie kriegen.