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Streit der WocheIst die Volkszählung super?

Ohne Zensus keine Bevölkerungsdaten, ohne die Daten keine gute Politik, sagen die einen. Andere warnen vor dem Überwachungsstaat und wollen vors Verfassungsgericht.

Zwei neue Deutsche sind geboren worden. Aber wie viele gibt es insgesamt? Bild: ap

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13 Kommentare

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  • WS
    Wolfgang Seibt

    Bei der lezten großen Zählung 1987 habe ich in den Bogen nur Blödsinn ein getragen. Abgegeben wurde er am 23.5., dem Geburtstag meiner Mutter. Später kam ein Brief von der Stadtverwaltung, dass mein Fragebogen nicht mehr aufzufinden sei und ich einen neuen bekäme. Meine Frau war entsetzt. Was tun, wenn wieder nur Blödsinn eingetragen wird und der verschwundene plötzlich wieder auftaucht? Zwei Fragebögen mit verschiedenen Antworten? Bei einem Anruf im Rathaus wurde uns gesagt, dass es doch keinen neuen Fragebogen geben würde. Was wichtig sei würden sie aus ihren eigenen Unterlagen entnehmen. Also standen in den Fragebögen viele unwichtige Fragen.

  • A
    Amos

    Man sollte lieber mal eine Zählung vornehmen, die genauen Aufschluss darüber gibt, wie viel unsere Volksverdummer noch an wirklichen Neben- Einkünften außer ihren Diäten haben.ZB. nicht unter 7000 oder über 7000 €, sondern genaue Angaben. Von jedem Bürger verlangt man genaue Angaben und nicht so ungefähr. Über

    7000 € können genau so gut 100 000 sein. Wer die nicht macht, muss ein Bußgeld in angemessener Höhe bezahlen.

    Und außerdem: Die Daten erhält man vom Finanzamt, vom Sozial-und Arbeitsamt, Rentenversicherung, Einwohnermeldeamt etc. oder glaubt man etwa ein hier illegaler würde einen Fragebogen ausfüllen. Das ist mal wieder typisch, die Verwaltung will ihre überflüssigen Arbeitsplätze rechtfertigen und braucht ständig neuen Papierkram. Die EU weiß auch,dass es ohne sie ginge und muss was machen- auch wenn es nur Bockmist ist-wie so oft.

  • J
    Jan

    Nun ja...

     

    ... ist es nicht so, dass jeder der hier im Lande lebt einen Eintrag beim Einwohnermeldeamt hat und somit eh registriert ist?

     

    ... und die, die da nicht drin stehen, wie will der Staat die anschreiben? Wenn sie das können, dann sind auch die registriert oder fallen unter den Tisch.

     

    ... was ist mit meinem Einkommen? Das kennt das Finanzamt so oder so, meine Krankenkasse kennt es, die Rentenversicherung.

     

    ... Ach, ich habe schwarzes Einkommen? Nagut, das gebe ich bei einer Befragung natürlich brav an - daran glaubt doch wohl keiner.

     

    ... Wohnungsgrößen? Die werden den Sozialhilfeempfängern doch eh vorgeschrieben und sind dann registriert - wer keine Hilfe oder Zuschüsse bekommt, der ist für die Planung der solchen doch eh hinfällig.

     

    ... Für Kinder gibt es eine Geburtsurkunde - damit sollten sich auch die Eltern feststellen lassen.

     

    Was ich an dieser Stelle schockierend finde ist, das man solche Zählungen braucht - die Daten sind doch sicher alle vorhanden, die von Interesse sind.

     

    Die letzte Zählung war zu Recht ein Desaster und ich prognostiziere das Resultat der nächsten: Es wird ausgelotet, wo man die Breite Masse direkt oder indirekt zur Kasse bitten kann. Leider ist es so, dass 100 Euro von 80 Millionen Leuten mehr einbringen, als 10.000 Euro von den oberen 10.000 Vermögenden abzurappen. Masse bringt's.

  • R
    rolff

    Die Politiker schaffen es auch ohne Volkszählung, an den Bedürfnissen der Menschen vorbei zu planen. Wofür dann dazu Geld ausgeben?

    Aus den Melderegistern kann doch ersehen werden, wer wo lebt und wie alt er ist.

    Was geht es Fremde an, ob ich in einem möblierten Zimmer oder in einer Villa lebe und mit wem?

    Oder plant man dann der "Möblierten Damen und Herren" Villen auf Staatskosten zu bauen? Oder nimmt man dann Villenbesitzern etwas weg?

    Die, in vielen Fällen, ineffektive Verwaltung soll endlich das tun, wofür wir unsere Steuern bezahlen. Arbeiten.

  • A
    Anne

    Zuerst einmal an alle zur Kenntnis, dass bereits eine Verfassungsbeschwerde anhängig ist in der Sache: http://www.ferner.eu/?p=2380

     

    Und natürlich gibt es gute Gründe für einen Zensus, da gibt es keine Frage - es geht hier aber um die Frage *wie* der Zensus durchgeführt wird. Das wird offensichtlich häufig vergessen. Differenziert dazu:

    http://www.ferner.eu/?p=2378

  • M
    Meir

    Also ich damit kein Problem, warum sollte ich auch?

  • AW
    Axel Wartburg

    Volkszählungen machen nur dann Sinn, wenn ein Nutzen für das Volk daraus erkennbar wird. Diese Volkszählung jedoch dient, wie jede Volkszählung zuvor, nur der Bereicherung derer, die Geld haben und des Eroierens, wie sie an noch mehr Geld kommen.

     

    Was könnte ein solcher Nutzen sein? Vielleicht die Öffentlichmachung eines jeden Einkünfte in voller Höhe und mit Angabe des vollen Namens. - In Schweden klappt das herausragend.

     

    Der Vorteil wäre, dass sich Reiche nicht länger arm rechnen und der Mittelstand endlich erkennt, wem er tatsächlich näher steht. Den Hartz-IV-Empfangenden nämlich.

     

    Vielleicht hört dann die Anbiederung an die so genannten Eliten (für mich in der Mehrzahl moralisch degenerierte Menschen), genau so, wie die Diskriminierung jener, die keine Einkünfte aus ihrem Schaffen erhalten auf. Vielleicht wachen wir dann endlich mehrheitlich aus dem Traum, dass es immer so weiter gehen kann; dass sich kein Wandel vollzieht, auf.

     

    Wünschenswert ist es, denke ich.

  • V
    vantast

    Theoretisch, und in der Begründung, sind die Daten wichtig, praktisch aber bedeutungslos, weil alle Vorhaben nur nach vorhandener Kassenlage entschieden werden, nicht nach Notwendigkeit.

    Z.B. ist die Zahl der Krippen-,Kinderspielplätze nur von den Kosten bestimmt, nicht vom Bedarf. Der liegt immer viel höher, aber das weiß jede Stadtverwaltung, da braucht man keine Volkszählung.

    Selbst wenn alle Daten ganz exakt und auf 3 Stellen hinterm Komma festliegen, ändert das was???

  • AR
    Adam R.

    Die politisch relevaten Daten liegen doch vor: Bund und Länder wissen, wieviele Steuern sie einnehmen, wie die sich verteilen, welche Sozialhilfen sie leisten müssen, wieviel und an wen.

     

    Warum wollen die denn bitte wissen, wie man wohnt, welche Religion man ausübt etc. Das geht die 1. nix an und braucht sie 2. auch garnicht zu interessieren.

     

    Aber ein solches Datensammelsurium erlaubt eben auch andere Operationen, etwa bessere Rasterfahndung.

     

    Ergo: der Zensus dient, meiner Meinung nach, nicht dem Volk, sondern nur einem Staat, der auf dem Weg zum Überwachungsstaat ist.

  • N
    nicosuave

    Der Mikrozensus muss reichen und durch die Auswahl und Größe der Stichprobe auf die Grundgesamtheit schließen lassen.

    Denke Mikrozensus reicht als Grundlage für Politik und sit ein viel milderes Mittel, als der Megazensus.

  • IN
    Ihr Name ichundihr

    wer der Meinung ist, staatlichen Institutionen an die Hand gegebene, oder durch diese erhobene Daten seien

     

    a) korrekt

    b) sicher und vor Mißbrauch geschützt

    c) dienten nur dem vorgegebenen Zweck

     

    hat Deutschland nicht von innen gesehen, ignoriert die Tatsache wie einfach es dem Beamten ist, im Rahmen von Amtshandlungen sein Mütchen zu kühlen, für den Betroffenen dauerhafte Nachteile zu erzeugen und sich in Sicherheit zu wiegen.

     

    Welche Daten wurden denn für welchen (politischen) Zweck der Politik aus dem letzten Zensus benutzt?

    Wäre dem so wie die Befürworter meinen, hätten

    wir eine Vielzahl derzeitiger Probleme nicht, die

    u.a. aus dem Zensus zu erkennen waren und keine (vorgesehene) Berücksichtigung fanden.

  • O
    Oliver

    zum Argument "sowas braucht Deutschland nicht, es wird schon genug erhoben". : Gerade in Zeiten knapper Kassen, in denen alle (zurecht) nach sozialer Gerechtigkeit rufen, braucht es verlässliche Grundlagen für Entscheidungen beispielsweise über die Zukunft der Renten- und Sozialversicherungssysteme. Im Übrigen: Wer keine Auskunft über sich geben will, muss sich fragen lassen, auf welcher Basis ihm der Staat GERECHTE Sozial- oder Rentenleistungen zukommen lassen will. Oder gilt: Wenn jeder an sich denkt, ist an jeden gedacht? Die Gesamtperspektive ist notwendig!

     

    zum Argument Datenschutz/-leck: Millionen ECommerce-Kunden geben ihre hochsensiblen Daten in die Hände von weit weniger vertrauenswürden Institutionen. Damit lässt sich Unfug machen. 8 Millionen sozio-demographische Datensätze taugen weniger als Ziel krimineller Energien. Im Kern im Übrigen ein technologisches und kein politisches Problem. Und technische Probleme lassen sich lösen.

     

    zu den Kosten: die mehreren hundert Millionen sind gut angelegt, da die gewonnenen Daten Grundlage für zielgerichtete Entscheidungen über Milliarden sind.

     

    zur fehlenden Anonymisierung: Solange die Personenkennziffer Bestandteil der Datensätze bleibt, wird die Verfassungsklage mit Blick auf die BVerfG-Urteilung aus dem Jahre 1983 wohl erfolgreich sein. An dieser Stelle sollten die Behörden nachbessern.

     

    zum Argument "Grundrechte werden beschnitten": um es mal emotional zu formulieren: Dieses ewige Geplapper von der "informationellen Selbstbestimmung"! Der Staat sind wir alle! Moderne Gesellschaften bilden sich eben nicht nur über Verfassungen und Gewalten ab, sondern auch durch vernetzte elektronisch abrufbare Bevölkerungsdaten als Grundlage für verantwortungsvolles, politisches Handeln. Da wird das Argument schnell egoistisch und die Anschlussfrage wäre, welches grundsätzliche Vertrauen in den Staat besteht...

  • BY
    Burhan Yilmaz

    Es wird doch immer gezählt. Ich war verpflichtet von 2005 bis 2008 am Microzensus teilzunehmen, mit Bußgeldandrohung bei falschen Angaben. Fragen nach Wohnungsgröße, Miete, Anzahl Kinder, Job, Religion... etc. 2007 war ich im Befragungszeitraum im Ausland und bekam danach ein Ordnungsgeldbescheid, erst mein Anwalt regelte das dann.

     

    Gruß Burhan, Neukölln