piwik no script img

Streit der WocheSoll man Kindern Süßes verbieten?

Ein Weihnachtsdilemma: Zucker macht nicht nur dick, zuviel davon macht auch krank. Andererseits machen Schokolade und Süßspeisen den Menschen glücklich.

Plätzchen und die tägliche Schokolade aus dem Adventskalender: Gesund ist das alles nicht. Soll man Kindern nun Süßes verbieten? Bild: Nadine Platzek / photocase.com

Weihnachten steht kurz vor der Tür, die damit verbundenen Zuckerräusche haben schon seit November Hochsaison. Lebkuchen, Stollen, Plätzchen und die tägliche Schokolade aus dem Adventskalender: Gesund ist das alles nicht. Soll man Kindern nun Süßes verbieten?

Zwar naschen nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene derzeit mehr als sonst. Aber während Erwachsene selbst Verantwortung für ihr Gewicht, ihre Zähne, ihre Gesundheit übernehmen können, sind Kinder noch stärker geleitet vom Lustprinzip. Deshalb müssen sie geschützt werden. Auch vor dem Genießen? Vor Schoko-Nikoläusen und Gummibärchen? Nützen solche Verbote überhaupt etwas, oder kauft der Nachwuchs heimlich vom Taschengeld Süsskram, wenn es Zuhause nur Apfel, Nuss und Mandelkern gibt?

Das Problem existiert schließlich nicht nur zur Weihnachtszeit. Die meisten Kinder lieben Süßwaren das ganze Jahr über. Das liegt einerseits daran, dass viele durch die Muttermilch an den Geschmack gewöhnt sind. Andererseits braucht der Mensch im Wachstum auch mehr schnell verfügbare Energie, sprich: Zucker. Doch Fettleibigkeit, Jugenddiabetes und Spätfolgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen nehmen zu. Kinder werden weltweit immer dicker, Studien legen einen Zusammenhang zwischen stark gezuckerten Getränken, Fast-Food (das ebenfalls stark zuckerhaltig ist) und Adipositas nahe.

taz

Den ganzen Streit der Woche über den Einsatz der Bundeswehr im Inneren und viele andere Texte erscheinen in der sonntaz vom 11./12. Dezember 2010. Ab sofort mit noch mehr Seiten, mehr Reportagen, Interviews und neuen Formaten. Die sonntaz kommt jetzt auch zu Ihnen nach Hause://www.taz.de/zeitung/abo/wochenendabo/:per Wochenendabo.

In der Folge achten viele Eltern mittlerweile verstärkt auf gesunde, vollwertige Kost. Allerdings offenbar vor allem dann, wenn sie aus bildungsaffinen Mittel - und Oberschichten kommen: Eiine Untersuchung des Robert-Koch-Instituts zeigte, dass Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und Adipositas haben. Insgesamt sind in der Altersklasse der 3-6-Jährigen 2,9 Prozent adipös, bei den 7-10-Jährigen sind es 6,4 Prozent, bei den 14-18-Jährigen sogar 8,5 Prozent.

Nicht nur Eltern, auch Kitas und Grundschulen denken deshalb um. In einigen Einrichtungen sind, wie kürzlich in der sonntaz zulesen war, inzwischen sogar Marmeladenbrote verpönt. Das gilt sicher nur für bestimmte Schulen, oft dort, wo sich Eltern für eine gesunde Schulkost stark machen. Trotzdem bleibt fraglich, wie sinnvoll solch strenge Vorgaben sind. Verbote erhöhen schließlich oft erst den Reiz. Andererseits sind Eltern und Schulen womöglich ohnehin machtlos gegen die Werbespots von Milka, Haribo und Co. Muss deshalb ein gesetzliches Verbot für Süßwaren-Werbespots her?

Soll man Kindern Süßes verbieten?

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

17 Kommentare

 / 
  • CA
    Christian Alexander Tietgen

    Solange es kein Fast Food ist...

  • N
    Noncommital

    Ja, genau, lasst die Kinder in Selbstbeschraenkung ueben. Kontrolliertes Essverhalten garantiert dann die Entstehung einer Essstoerung, und die Kliniken fuer Ess- und Magersuechtigen haben viel mehr Arbeit. Arbeitslosigkeit sinkt, alle uebeln. Hurraaa!!!!!

  • Y
    Yadgar

    Statt einer Diskussion um Verbote (am Ende womöglich sogar ein gesetzliches Süßigkeitenverbot für Minderjährige, Deutschlands Populisten sind zu so etwas allemal fähig!) wäre es eher sinnvoll, den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Süßwaren abzuschaffen...

  • V
    vic

    Süßigkeitenverbot ist nur in Verbindung mit Isolationshaft wirksam.

    Also - nein. Aber man sollte darauf achten, wie man es zu hause macht, zum Beispiel Selbstbeschränkung.

    Und je nach Alter des Nachwuchs hilft auch Information in vernünftigem Rahmen.

  • BB
    Berthold Blank

    Natürlich müssen Süßigkeiten für Kinder verboten werden. Genauso übrigens wie die Fluppen für Pappi, nicht nur zur Weihnachtszeit, die drei Cappuccinos von Mamma zum Frühstück und vor allem das Gejogge des Großen durch die Stadt, denn dadurch atmet er zu viel Kohlenmonoxid ein und erkrankt wahrscheinlich an Lungenkrebs. Den Schulbesuch am Besten auch verbieten, dann kommen die Kleinen nicht auf dumme Gedanken und glauben auch, dass Schokolade giftig ist und lassen von selbst die Finger davon. Mal ehrlich, wenn mans mit Vernunft betreibt und sich nicht ausschließlich von diesem Pappzeug ernährt, hat das noch keinem geschadet.

     

    Und wenn mans weiterspinnen will: Warum ernähren wir unsere Säuglinge nicht mit fettarmer Sojamilch, statt auf die herkömmliche Art. Dann kriegt man auch diese durch Babyspeck gar grauslich verunstalteten Körper endlich wieder ins rechte Maß, wär doch mal was, oder nicht?

  • S
    San

    Ich halte Süßigkeitenverbote für sinnlos und nicht umsetzbar.

    Als ich klein war, durfte ich Süßigkeiten essen wann ich wollte und habe gar nicht so viel davon gewollt, einer Freundin dagegen wurden die süßen Sachen immer "rationiert" und sie war ganz versessen darauf.

    Solche Verbote reizen doch immer das Verlangen. Wenn man Kindern selbst kleinere Mengen Süßigkeiten vorenthalten will, müsste man letzendlich ja als Vorbild auch selbst darauf verzichten.

  • Z
    zauberin

    Verbieten bringt gar nichts, weil es dann umso spannender wird. Der Trick ist das richtige Maß zu finden und einen gesunden und entspannten Umgang mit Genußmittel aller Art zu finden.

     

    Die Ansicht welcher Lebensmittelbestandteil gerade besonders böse ist, ändert sich ja doch alle paar Jahre wieder. Meine Oma als regelmäßige Gesundheits- und Frauenmagazinleserin konnte sämtliche Dinge aufzählen, die man zur einen oder anderen Zeit am betsen nicht essen sollte (und wenn, dann nur ganz wenig). Ich bin mal gespannt, was als nächstes kommt.

  • M
    Manne

    Marmelade ist gut, Butter ist gut, Weihnachtsgebäck ist gut, alles natürlich in Maßen, aber mir tun die Kinder leid, die darauf verzichten müssen.

    Gefährlicher sind die versteckten Fette und Süßigkeiten. Die angeblich gesunde Milchschnitte, die Fruchtbomben-Getränke, die Zuckerzerealien usw.

  • E
    Ernährungsmärchen

    ich finds immer wieder unglaublich was für ein Blödsinn weitverbreitet im Aberglauben an die Schlankheitsindustrien ist. Süßspeisen per se sind kein Problem, es kommt vielmehr darauf an in welchem Maße und zu welchen Zeiten, zumal Kohlenhydrate die eigentlichen Übeltäter ssind.

     

    Verbrauch an Kalorien höher als Zufuhr an Kalorien ergibt Gewichtsreduktion. Verteilung der Kalorienzufuhr gemäß der natürlichen Bedürfnisse des Menschen ergibt Zufriedenheit bei der Nahrungsaufnahme. Eine Verteilung in der Reihenfolge "Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate" ergibt eine gesunde Nahrungsaufnahme. Daraus folgt allein schon logisch dass es sinnvoll ist - für die kalorienbewussten und gesundheitsbewussten Menschen - sich den eigenen Energiebedarf auszurechnen und diesen in etwa zu halten (je nach Wunschgewicht) und zwar mit einem prozentualen Anteil absteigend verteilt auf Eiweiß, dann Fett, dann Kohlenhydrate. Idealerweise werden die Kohlenhydrate morgens zugeführt, mittags nur rund die Hälfte derer vom Morgen, abends möglichst keine.

     

    Es ist zwar richtig dass Inhaltsstoffe qualitativ andere Wertigkeiten besitzen (Industriezucker vs. natürlichen (frucht-)zucker), doch letztendlich ist das eher das I-Tüpfelchen. Ich wär ja schon zufrieden wenn auch nur 20% der Menschen diese völlig elementaren und simplen Ernährungshinweise befolgen würden... wir hätten soviel Geld übrig im Gesundheitswesen :).

     

     

    Der ganze andere Kappes der verbreitet wird bezüglich irgendwelcher spezieller Programme zum Thema Ernährung (Diäten, Stempelchen, Punkte, Aufkleber, spezielle Nahrungslösungen) sind und bleiben einfach nur Blödsinn zur Gewinnmaximierung von den entsprechenden Firmen die direkt oder indirekt dahinter stehen.

  • T
    T.V.

    "Man soll" gar nichts. Wenn Eltern ihren Kindern Süßes verbieten hat das oft mehr oder wenige direkte Folgen, die dann selten dem Wunsch der Eltern nach gesunder Ernährung ihrer Kinder entsprechen. Selten uninteressante Frage übrigens, tut mir leid für die nächsten Wochenend-TAZ-Leser.

  • S
    sahla

    Ihren Kommentar hier eingebenAm Anfang...

     

    ... bedeckte Gott die Erde mit Brokkoli, Blumenkohl und Spinat, grünen und gelben und roten Gemüsesorten aller Art, dass Mann und Frau lange und gesund leben konnten. Und Satan schuf Mövenpick und Bahlsen. Und er fragte:

    "Noch ein paar heiße Kirschen zum Eis?" Und der Mann antwortete "Gerne" und die Frau fügte hinzu: "Mir bitte noch eine heiße Waffel mit Sahne dazu." Und so gewannen sie jeder 5 Kilo .

     

    Und Gott schuf den Joghurt, um der Frau jene Figur zu erhalten, die der Mann so liebte. Und Satan brachte das weiße Mehl aus dem Weizen und den Zucker aus dem Zuckerrohr und kombinierte sie. Und die Frau änderte ihre Konfektionsgröße von 38 auf 46.

     

    Also sagte Gott: "Versuch doch mal meinen frischen Gartensalat." Und der Teufel schuf das Sahnedressing und den Knoblauchtoast als Beilage. Und die Männer und Frauen öffneten ihre Gürtel nach dem Genuss um mindestens ein Loch.

     

    Gott aber verkündete: Ich habe Euch frisches Gemüse gegeben und Olivenöl, um es darin zu garen." Und der Teufel steuerte kleine Bries und Camemberts, Hummerstücke in Butter

     

    und Hähnchenbrustfilets bei, für die man schon fast einen zweiten Teller benötigte. Und die Cholesterinwerte des Menschen gingen durch die Decke.

     

    Also brachte Gott Laufschuhe, damit seine Kinder ein paar Pfunde verlören. Und der Teufel schuf das Kabelfernsehen mit Fernbedienung, damit der Mensch sich nicht mit dem Umschalten belasten müsste. Und Männer und Frauen weinten und lachten vor dem flackernden Bildschirm und fingen an, sich in Jogginganzüge aus Stretch zu kleiden.

     

    Darauf hin schuf Gott die Kartoffel, arm an Fett und von Kalium und wertvollen Nährstoffen strotzend. Und der Teufel entfernte die gesunde Schale und zerteilte das Innere in Chips, die er in tierischem Fett briet und mit Unmengen Salz bestreute. Und der Mensch gewann noch ein paar Pfunde mehr.

     

    Dann schuf Gott mageres Fleisch, damit seine Kinder weniger Kalorien verzehren mussten, um trotzdem satt zu werden. Und der Teufel schuf McDonalds und den Cheeseburger für 99 Cent. Dann fragte Luzifer: "Pommes dazu?" Und der Mensch sagte: "Klar - 'ne extra große Portion mit Majo!" Und der Teufel sagte "Es ist gut." Und der Mensch erlitt einen Herzinfarkt.

     

    Gott seufzte und schuf die vierfache Bypassoperation am Herzen. Und der Teufel erfand die gesetzliche Krankenversicherung.

  • J
    Joachim

    Schokolade und Süßspeisen machen den Menschen also glücklich? Nunja, das machen Heroin und Zigaretten auch. Der Vergleich mag im ersten Moment zwar deplaziert erscheinen, bei näherer Beschäftigung mit dem Thema Fabrikzucker erscheint das aber in einem völlig anderen Licht. Fabrikzucker - gemeint ist der aus aus Rüben oder Zuckerrohr isolierte Zucker - ist aufgrund seiner Konzentration und Isolation tatsächlich ein Schadstoff, der seit etwa fünf Generationen zusammen mit den Auszugsmehlen die Hauptursache für rund 80% der heutigen chronischen Krankheiten darstellt. Wie die genannten Drogen macht auch Fabrikzucker abhängig, ja es wird sogar der gleiche Mechanismus benutzt: Er führt zur Bildung körpereigener Endorphine, die an die gleichen Rezeptoren im Gehirn andocken wie bspw. Heroin. Und genau wie bei Drogen, führt ein Mehrkonsum immer auch zu einem "mehr wollen" und einem "mehr benötigen". Hier wie dort hilft am schnellsten ein kalter Entzug (der beim Fabrikzucker nur ein paar Tage dauert) oder Ersatz"drogen" wie süße Früchte oder (in Maßen) Honig.

     

    Wir sind mittlerweile die fünfte Generation, die mit der Last der ernährungsbedingten Zivilisationskrankheiten leben muß. Alle diese Krankheiten steigen exponentiell an, mit jeder Generation erkranken die Menschen früher. Mittlerweile haben wir Fünfjährige mit Rheuma, Säuglinge mit Diabetes, Jugendliche mit Herzinfarkt. Wohin das führen wird? Nun, die Natur schützt sich selbst - ein Effekt dieser generationsübergreifenden Fehlernährung ist die Unfruchtbarkeit...

     

    Ein Verbot der Werbung wäre zwar wünschenswert, aber bekanntlich halten Verbote niemanden vom Konsum ab, vor allem nicht, wenn es um billige Genußmittel geht. Die Lösung des Problems liegt nicht in Verboten, sondern in der Information. Solange die Menschen aber nicht deutlich über die Folgen der Fehlernährung aufgeklärt werden, müssen sich die Süßwarenhersteller sicher keine Sorgen machen. Außer vielleicht darum, daß ihre Kunden irgendwann aussterben...

  • M
    Martin

    Die Frage ist doch uralt und stellte sich schon vor 25 Jahren meinen Eltern. Und die Antwort ist immer noch die selbe: Alles in Maßen.

  • B
    Boris

    Am besten wenn die Kinder von reicheren Leute solidarisch mit der Unterschicht auch fett werden.

  • JH
    Jörg Hempel

    Entschuldigung, aber:

     

    Was für ein schwacher Artikel. Wenn ich diese Überschrift lese, dann will ich eine klare Meinung und Lösungsvorschläge hören. Der Artikel hält in keinster Weise das, was er verspricht. Mich interessiert doch: Die Fachmeinung eines modernen Pädagogen, zum Beispiel.

     

    Grüße

    Jörg Hempel

  • B
    Beuting

    Sonst habt ihr keine Sorgen? Es ist wie mit allen Dingen; die Dosis macht das Gift. Es macht überhaupt gar nichts, wenn Kinder zur Weihnachtszeit mehr Süsskram essen als sonst.

    Ein Verbot von Werbung? Ich sehe rechts gerade ein Banner von einer Fluggesellschaft. Das sollte verboten werden, weil die unsere Kinder massiv gefährden mit dem CO2 Ausstoß. Ich glaube Schokolade wird uns nicht umbringen. Aber letztlich sitzen wir allle in einem Boot und es wird nur angeboten, was auch verkauft wird.

  • WW
    W. Wacker

    fett hat ein wesentlich höhere Kaloriendichte als Zucker. Daher ist beim Butterbrot mit Marmelade die Butter der Hauptübeltäter.

     

    Auf was für Ideen die Leute kommen. Alles mit Maßen, dazu sollten sie sich selbst und ihre Kinder anhalten.