Streit der Woche: Versagt der Papst politisch?
Die Karwoche hat begonnen – die Medien-Woche des Papstes. Auf Kuba hat er sich politisch geäußert. Seine Agenda halten manche für äußerst zweifelhaft.
Mindestens eine Wirkung zeigt dieser Papst-Besuch auf Kuba schon jetzt: Wenige Tage nachdem Benedikt der XVI. die Insel wieder verlassen hat, kündigt der Präsident Raúl Castro in der Parteizeitung Granma am Wochenende an, dass der Karfreitag in diesem Jahr auch auf Kuba ein Feiertag sei, „zu ehren ihrer Heiligkeit“.
Auch Fidel Castro hatte schon einmal auf einen Papst reagiert, damals hieß er Johannes Paul II. Der wiederum hatte vorgeschlagen, man könne doch Weihnachten zum Feiertag erklären. Castro tat es. Seitdem zählt das christliche Fest zu Kubas gesetzlichen Feiertagen.
Es ist davon auszugehen, dass Benedikt der XVI. nicht nur die Einführung von christlichen Feiertagen meinte, als er bei einer Messe in Havanna vor hunderttausenden Gläubigen forderte: „Kuba und die Welt brauchen Veränderungen“. Eine offene und erneuerte Gesellschaft, verlangte der Papst, niemand dürfe in seien Freiheitsrechten eingeschränkt werden. Die Regierung der USA lobte ihn daraufhin. Obwohl Benedikt der XVI. auch das US-Embargo gegen Kuba kritisiert hatte.
Wie sehr darf und muss sich ein Papst in die Politik einmischen? Und mischt sich dieser aktuelle Papst auf die richtige Art ein?
Fundamentalistisch wie der Islam
Den kompletten Streit der Woche mit Stimmen von Heiner Geißler und Pater Klaus Mertes lesen Sie in der Oster-sonntaz vom 6./7. April 2012. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und für Fans und Freunde: facebook.com/sonntaz
Der Publizist Alan Posener, der das Buch „Benedikts Kreuzzug“ verfasste, erkennt in den Worten des Papstes eine gefährliche politische Agenda: „Abkehr von der Moderne, Rollback der Aufklärung, Einschränkung der Demokratie, Abschied vom wissenschaftlichen Denken, Schluss mit der Emanzipation der Frau und der sexuellen Selbstbestimmung. Sie bedeutet eine Umdeutung der Geschichte und eine Umwertung aller Werte. Sie hat letzten Endes mit dem fundamentalistischen Islam mehr gemeinsam als mit der säkularen Gesellschaft Europas.“ Manche feierten das auch noch als „benedettinische Wende“.
Als der Papst im vergangenen September im deutschen Bundestag zu Gast war, verließen Abgeordnete der Linken aus Protest den Saal. Staat und Kirche gehörten getrennt. „Papst und Kirche machen keine Politik“, sagte damals der SPD-Fraktionsvorsitzende Frank-Walter Steinmeier. Aber die Kirche könne eine Vergewisserung über die Grundbedingung bieten, „die uns 60 Jahre Frieden beschert hat, also die europäische Einigung“.
Andere Beobachter würden einem Papst dieselbe Rolle zubilligen, halten Benedikt den XVI. aber für deutlich zurückhaltender in vielen politischen Fragen als seinen Vorgänger Johannes Paul II., der als „politischer Papst“ für sein Engagement gegen Kriege, Menschenrechtsverletzungen und Ungerechtigkeiten geehrt wurde.
Benedikt XVI. habe in diesen Fragen bisher deutlich weniger nachzuweisen. Das allerdings, so nehmen ihn wiederum Kritiker aus der eigenen Kirche in Schutz, liege manchmal auch nur daran, dass Benedikt XVI. zurückhaltender kommuniziere. Der Vatikan müsse offener werden.
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