Streit der Woche Bio-Essen: „Alle müssen satt werden“
Alle Menschen sollten sich Bio-Essen leisten können, fordert Linke-Parteichef Klaus Ernst. Für Ex-Stadt-Guerillero „Bommi“ Baumann ist bio dagegen nur etwas für Reiche und Rechte.
BERLIN taz | Wer bio kauft, kauft cleverer, meint Klaus Ernst, Vorsitzender der Linkspartei zum Streit der Woche in der sonntaz. Darum sollten alle Menschen bio essen, argumentiert er „Aber alle Menschen sollten es sich auch leisten können.“ Daher sieht er es in der Verantwortung linker Politik, den Menschen ein höheres Einkommen zu ermöglichen. „Ansonsten wird der Wocheneinkauf im Bioladen für viele unbezahlbar“, warnt Ernst.
Linke, die die Welt verbessern wollen, müssten konsequenterweise Bio-Produkte essen - das ist für viele die gängige Vorstellung von linkem Engagement. Denn wer solidarisch ist, zeige sich auch ökologisch verantwortungsbewusst. Auch auf taz.de wurde heftig diskutiert: „Für mich heißt "links" sein, sich gegen Ungerechtigkeit zu stellen, dazu gehört definitiv auch die ökologische Gerechtigkeit“, ist Leserin „Kleeblattfan“ überzeugt.
Für andere ist diese Logik Unsinn, da Bioprodukte meist teurer sind als konventionell produzierte. taz.de-User „Volker Z“ beispielsweise argumentiert: „Als Linker gehört man nicht automatisch zu den Besserverdienern und kann sich nicht immer dem dekadenten Greenshopping zuwenden.“
Den gesamten Streit der Woche finden Sie in der aktuellen sonntaz vom 14./15. August 2010 - ab Samstag mit der taz am Kiosk oder direkt in ihrem Briefkasten.
Auch der ehemalige Stadt-Guerillero Michael „Bommi“ Baumann, der Mitglied bei der „Bewegung 2. Juni“ war, hält Bio-Produkte für Luxus. Was das mit links zu tun haben soll, ist ihm unerklärlich: „Links hieß doch immer, dass alle satt werden müssen“, schreibt er in der sonntaz. „Wie, das ist dabei unwichtig.“ Politisch ordnet er die Reformhausbewegung eher rechts ein. „Hitler und Himmler haben selbst vegetarisch und biologisch gegessen.“
„Bei Bio geht es nicht nur um die ökologische Erzeugung“, schreibt Manuel Pick vom Bundesverband Naturkost Naturwaren. Es fördere auch eine nachhaltige Wirtschaftsweise, was er sehr wohl mit links sein verbindet. Dennoch sei die Entscheidung für Bio vielmehr eine Frage des gesunden Menschverstandes: „Und der ist oft auch bei Menschen anderer politischer Herkunft zu entdecken.“
Im Streit der Woche äußern sich zudem Bio-Koch Stefan Walch, Gerald Wehde vom Verband Bioland und taz-Leser Till Westermeyer.
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