: Streiks in Südkorea eskalieren
■ Straßenschlachten mit vielen Verletzten zwischen Bergarbeitern und der Polizei / Regierung droht Streikenden mit rechtlichen Schritten / 200 Betriebe im Ausstand / Demonstrationen in Seoul
Seoul (afp/ap) - Mindestens 23 Menschen sind bei Zusammenstößen zwischen streikenden Arbeitern und der südkoreanischen Polizei im östlich gelegenen Kohlenrevier verletzt worden. Wie die Nachrichtenagentur Yonhap am Mittwoch meldete, waren bei Straßenschlachten am Dienstag zwischen 480 Angehörigen der Einsatzpolizei und etwa 600 Berg arbeitern sieben Kumpels, sieben Frauen und neun Polizisten verletzt worden. Augenzeugenberichten zufolge waren die Bergleute gegen die Polizei vorgegangen, weil sie mit Tränengaspatronen auf ungefähr 200 Frauen und Kinder geschossen hätten, die sich an einem Sitzstreik auf einer nahegelegenen Straße beteiligt hatten. Zu heftigen Zusammenstößen kam es auch zwischen Angestellten einer Fischereifirma und der Polizei in der Hafenstadt Pusan. In Changwon wurden bei Kämpfen zwischen 300 Streikenden und 100 Personen, die sich nicht am Streik beteiligten, zwölf Arbeiter verletzt. Die Streiks weiten sich indessen aus. Nachdem bereits am Dienstag der größte Mischkonzern Südkoreas, Hyundai, wegen Streiks in 20 Zulieferbetrieben sein Hauptautomobilwerk in Ulsan schließen mußte, legten am Mittwoch die beiden Autohersteller Asia Motor und Daelim Motor ihre Fertigungsstraßen bis auf weiteres still. Die Regierung befaßte sich auf einer Dringlichkeitssitzung mit der Streikwelle. Im Anschluß daran warnte Ministerpräsident Kim Chung Ryul die Streikenden vor gewaltsamen Aktionen und drohte erneut rechtliche Schritte zur Beendigung der Ausstände an. Insgesamt befanden sich am Mittwoch über 40.000 Beschäftigte in rund 200 Betrieben im Ausstand. Am Mittwoch hat die Polizei in Seoul Tausende von Demonstranten durch einen Tränengaseinsatz auseinandergetrieben. Zuvor sollen die gegen die Regierung demonstrierenden Menschen die Polizeikette mit Stöcken angegriffen haben. In der heftigen Auseinandersetzung sollen von seiten der Demonstranten auch Ziegel und Steine geworfen worden sein. Es handelte sich dabei um den ersten schweren Zusammenstoß seit der Beerdigung eines durch eine Tränengaspatrone getöteten Studenten am 9.Juli.
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