: Streik soll Noriega vergraulen
■ Panamas Opposition versucht seit Montag den Generalstreik / Neue Papierwährung soll US–Dollarboykott entkräften / Noriega will hart gegen Streikende vorgehen / Überall Hamsterkäufe
Panama (afp) - Die Regierung Panamas hat den Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes mit Entlassung gedroht, falls sie sich dem in dieser Woche bevorstehenden Generalstreik anschließen. Das Präsidialamt ordnete an, Listen derjenigen Staatsangestellten anzulegen, die in ihren Büros erschienen. Die Übrigen müßten mit dem Rauswurf rechnen. Ebenfalls entlassen würden Beamte, die, wie zum Teil in der letzten Woche geschehen, mit staatseigenen Fahrzeugen zu Demonstrationen führen. Am vergangenen Montag hatten die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes einen Streik begonnen, nachdem die Regierung sich wegen des US– Finanzboykotts außerstande erklärt hatte, ihnen ihre Gehälter pünktlich auszuzahlen. Die wichtigsten Dienstleistungsbetriebe, wie Elektrizitäts– und Wasserwerke, waren unter Militäraufsicht gestellt worden. Die panamesische Regierung hat Meldungen dementiert, sie wolle eine eigene Papierwährung einführen, um die seit dem Sturz von Staatschef Delvalle vor drei Wochen anhaltende Finanzkrise zu meistern. Ein Wirtschaftsfachmann, der ungenannt bleiben wollte, versicherte hingegen, die neuen Scheine im Wert von insgesamt 200 Millionen Balboa seien bereits gedruckt. Anstelle der nur für Münzsammler interessanten Landeswährung ist in Panama der US–Dollar im Umlauf. Deshalb hatte der Finanzboykott der USA durchschlagende Wirkung gezeigt. Die neuen Balboa–Scheine sollen in der CSSR oder der DDR gedruckt worden sein. Die Supermärkte Panamas erlebten bereits am Sonntag einen Massenansturm von Kunden, die sich für den unbefristeten Generalstreik mit Lebensmitteln, Kerzen und Taschenlampen eindecken wollten. „Ich habe einen Vorrat für zwei Wochen, denn der Mensch ist sehr halsstarrig“, kommentierte eine Hausfrau mit fünfköpfigem Familienanhang die Aussichten, daß Noriega das Handtuch wirft.
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