: Streik in der Spielbank
■ Bremer Croupiers legten in der Silversternacht das schnelle Glück lahm
Lange Gesichter machten in der Silvesternacht die ca. 500 Besucher der Bremer Spielbank: Pünktlich um null Uhr eins verteilte der HBV-Vertreter Jopp einen Zettel, im dem die Gewerkschaft mitteilte, daß die Croupiers nicht aus der Mitternachts- Pause zurückkehren würden. Normalerweise geht das Spielgeschäft nach dem Neujahs-Sekt weiter — doch diesmal war Warnstreik der HBV angesagt.
Mit ihrer in der Spielbank-Geschichte einzigartigen Aktion wollten die Angestellten auf die knauserige Haltung des Tarifpartners hinweisen und gewerkschaftlich Dampf machen. Zwei Jahre sind seit der letzten Gehaltserhöhung vergangen, ganze fünf Prozent bietet die Spielbank diesmal an und das nur für die gewerblichen Angestellten des „kleinen Spiels“, d.h. die Betreuer des Automatenspiels am Breitenweg und in Bremerhaven. Die Croupiers sollen, wenn es nach dem Arbeitgeber-Angebot geht, nicht einmal die Inflationsverluste ausgeglichen bekommen. Begründung in der Tarifkommission: Die Geschäfte laufen nicht so gut.
Wenn es nicht um Tarifverhandlungen geht, sondern um die Selbstdarstellung der Bremer Spielbank in der Öffentlichkeit, werden dagegen ganz andere Wahrheiten erzählt. Da rühmt sich die Spielbank ihrer guten Geschäftsentwicklung, für 1991 habe die Umsatzsteigerung bei 24 Prozent gelegen.
Croupiers werden normalerweise aus den Trinkgeld-Einnahmen entlohnt. Dies ist auch in Bremen der Fall, in schlechten Monaten legt allerdings der Arbeitgeber — mit 75 Prozent ist die Westdeutsche Landesbank beteiligt — etwas drauf, so daß ein Lohnsockel von 3.000 bis 5.000 Mark netto für die Nacht- und Schichtarbeit garantiert ist. Die Tarifverhandlungen für die rund 100 Beschäftgten der Bremer Spielbank gehen Mitte Januar weiter, wenn HBV-Gewerkschaftssekretär Helmut Thiel aus dem Urlaub zurück ist. Dann wird absehbar, ob der Warnstreik an dem empfindlichen Neujahrs- Tag Wirkung zeigt. K.W.
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