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Streik bei Daimler in Südafrika

■ 3.000 Arbeiter hatten gegen die Entlassung von 13 Kollegen gestreikt / Androhung eines Gerichtsverfahrens beendete Aktion

Von Franz Krüger

East London (taz) - Im südafrikanischen Daimler–Benz Werk bei East London haben fast 3.000 Arbeiter, die sich seit Mittwoch letzter Woche im Ausstand befanden, Anfang dieser Woche nach Androhung eines Gerichtsverfahrens ihren Streik beendet. Der deutsche Automobilgigant feuerte jedoch eine Reihe von Arbeiten, die angeblich nicht rechtzeitig genug zur Arbeit zurückgekehrt waren. Während die Werksleitung keine Angaben über die Zahl der Entlassungen machen wollte, wird von Gewerkschaftsseite davon gesprochen, daß 250 Arbeiter entlassen wurden. Das Werk, das in diesem Jahr schon 53 Tage durch Streikaktionen verloren hat, hat insgesamt eine Belegschaft von etwa 3.800 Arbeitern. Zu der jüngsten Streikaktion war es gekommen, nachdem 13 Arbeiter nach einem Disziplinarverfahren entlassen worden waren. Die 13 sollen Kollegen, die sich nicht an einem früheren, stadtweiten Generalstreik beteiligt hatten, bedroht haben. Die Arbeiter protestierten dagegen, daß während des Disziplinarverfahrens keine Zeugen angehört worden waren. Stattdessen sei es Ziel des Verfahrens gewesen, die im Werk stark vertretene Gewerkschaft South African Allied Workers Union (SAAWU) zu schwächen. Die Firma behauptet andererseits, daß ihre Zeugen aus Angst vor Repressalien nicht identifiziert werden wollten. Über die Entlassung der 13 soll nun auf Antrag der SAAWU das Industriegericht entscheiden. Der Streik wurde gebrochen, nachdem die Werksleitung die Belegschaft bei einer Versammlung am Freitag letzter Woche gewarnt hatte, daß der Streik illegal sei. Ultimativ wurden die Arbeiter aufgefordert, am Montag wieder am Arbeitsplatz zu erscheinen. Andernfalls würde die Werksleitung eine dringene Klage vor dem Industriegericht einreichen. Das Ultimatum wurde zumindest teilweise aufgrund der angedrohten Klage befolgt. SAAWU behauptet allerdings auch, daß Mitglieder einer anderen im Werk vertretenen Gewerkschaft, der Nationalen Automobilarbeitergewerkschaft (NAAWU), den Streik zuerst gebrochen hätten. Die Daimler–Tochter in Südafrika ist die bei weitem größte Herstellerin von schweren Nutzfahrzeugen im Lande, mit einem Marktanteil von mehr als 30 Prozent. Ein nicht unerheblicher Teil der Produktion wird an das südafrikanische Militär geliefert - der sandbraune Militärunimog gehört zum festen Erscheinungsbild der Apartheid–Armee. Darüber hinaus ist Daimler–Benz mit 12,5 Prozent am halbstaatlichen Konzern „Atlantic Diesel Engines“ bei Kapstadt beteiligt, wo in Lizenz Daimler–Dieselmotoren produziert werden. Auch hier geht ein Teil der Produktion ans Militär. Dieses Engagement im Apartheid–Staat bestätigte die Daimler– Benz AG überzeugend im November letzten Jahres, als sie 150 Millionen Mark zusätzlich in Südafrika investierte.

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