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Strauß als Bote Gorbatschows?

■ In einem Brief an Botha soll Gorbatschow auf Dialog zwischen Südafrika und UdSSR drängen / FDP-Vize Baum kritisiert Strauß / Mit seinem Besuch wertete Strauß Bophutatswana auf

Johannesburg (afp/dpa/taz) – Bayernchef Strauß soll angeblich Apartheid-Chef Botha im Verlauf seines Besuchs in Südafrika eine persönliche Botschaft des sowjetischen Parteichefs Gorbatschow übergeben. Die in Johannesburg erscheinende Tageszeitung Sunday Star berichtete am Sonntag, in dieser „Botschaft“ werde vom Kreml-Chef die Notwendigkeit betont, trotz traditioneller, tiefgreifender Differenzen einen Dialog zwischen den Regierungen Südafrikas und der Sowjetunion aufzunehmen. Beobachter in Johannesburg wiesen darauf hin, beide Staaten hätten ein übereinstimmendes Interesse daran, vor allem die für alle Seiten kräfteraubenden Bürgerkriege in Angola und Mosambik zu beenden.

Der stellvertretende FDP-Chef Baum warf Strauß am Sonntag vor, sich bisher nicht moralisch von der weißen Minderheitsregierung distanziert zu haben. Es fehle ein klares Wort des CSU-Chefs zur „Folter in Südafrika“, sagte Baum.

Deutlich äußerte sich Strauß am Freitag hingegen zu dem von Südafrika geschaffenen Homeland Bophuthatswana, das nur vom Apartheid-Regime als „unabhängiger Staat“ anerkannt ist: „Wenn die DDR dasselbe Ausmaß an Unabhängigkeit besäße, wären wir ein Stück weiter.“ Am Sonntag wurde er dort mit militärischen Ehren empfangen, als er zu einem offiziellen Besuch in der Hauptstadt Bophutatswanas, Mmabatho, eintraf.

Strauß offizieller Besuch in dem Homeland bedeutet eine enorme Aufwertung der sogenannten Unabhängigkeit dieser Gebiete und eine Unterstützung für die Ausbürgerung von Millionen Schwarzen im Sinne der Apartheidspolitik.

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