■ Straßmanns kleine Warenkunde: Einkaufswagenchips
Gähn! Einkaufswagenchips! Sie klopfen sich die Brötchenkrümel vom Hesse-Natur-Pulli, schmieren sich das Nutella aus den Mundwinkeln und wollen soeben die dieswöchige Warenkunde überspringen (Zeit ist Geld!), da lesen Sie mit einem Auge gerade eben noch, daß es genau um Geld geht! Mit Hilfe der CDU verdient! Holla! Hast du noch einen Kaffee für mich, Liebes?
Es ist ja heute schon die rare Ausnahme, daß man sich auf dem Parkplatz des Supermarktes einfach einen Einkaufswagen schnappt. Und ihn hinterher einfach stehen läßt. Heute parken die Wägelchen in Reih und Glied angekettet unter einem Polyacryldach. Zum Abketten braucht man eine Mark.
Zwang führt zur Subversion. Ich ersann das Einkaufen-im-Pappkarton. Die Supermärkte reagierten schnell und ließen die Altkartonecke verschwinden.
Weil ich Markstücke grundsätzlich in Automaten stecke, die erfunden wurden, damit ich mich ins Grab rauche, stand ich meist mit hängenden Armen vor den angeketteten Einkaufswagen und murmelte „Hassemanemark?“ Die Supermärkte reagierten schnell und boten Schlüsselanhänger mit Einkaufswagenchips an. Die Chips hatten die Größe eines Markstücks, aber den Vorteil, nicht in Zigarettenautomaten zu passen. Ein Mann namens Möllemann stolperte mal über solche Chips, worauf diese populär wurden.
In einem weiteren Anfall von Subversion machte ich eine Erfindung. Man kann den Einkaufswagenchip aus dem Schlüsselanhänger ersetzen durch ein Markstück! Das sieht klasse aus, und man hat immer ne Mark zur Hand. Dies ist insofern eine altruistische Erfindung, als sie nur bei Nichtrauchern funktioniert.
Was aber macht man mit dem überflüssigen Einkaufswagenchip? Ich machte eine zweite Erfindung. Vor den Polyacrylhäuschen der angeketteten Einkaufswagen erlebt man immer häufiger, daß Leerewagenzurückbringer von Menschen angesprochen werden, die mit einer Mark winken: „Verkaufense mir den?“ Ein lustiger kleiner Deal zwischen kommunikativen Menschen. Nie, NIEMALS schaut einer nach, ob im Einkaufswagen wirklich eine Mark steckt. Oder mein Chip. Sicher sind Sie schon mal an mich geraten.
Die CDU verteilte neulich im Wahlkampf Einkaufswagenchips mit dem Aufdruck „CDU“. Hab' ich die gesammelt! Bin ich reich geworden! Tja, Hesse -Natur -Träger, Nutellafresser! Mit der CDU kann man seine Finanzen sanieren! Ihr werdet schon sehen! BuS
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