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Straßenfest bringt KohleDer Karneval rentiert sich

Die Steuereinnahmen durch den Karneval der Kulturen sind fünfmal so hoch wie die Fördergelder, die der Senat lockermacht. Nur die Künstler zahlen drauf.

Spielen mächtig Kohle ein: Teilnehmer des diesjährigen Karnevals. Bild: dapd

Der Karneval der Kulturen ist zu einem Wirtschaftsfaktor geworden. Jedes Jahr lässt er Millionen Euro in die Stadt fließen. "Alles in allem haben die Ausgaben der Veranstalter, die Investitionen der Künstlergruppen und der Konsum der karnevalsbegeisterten Touristen in den vergangenen fünf Jahren ein zusätzliches Bruttoinlandsprodukt von insgesamt 53,2 Millionen Euro angestoßen", teilte die Investitionsbank Berlin (IBB) mit.

Die IBB hat in diesem Jahr erstmals berechnet, wie viel Geld das Fest dem Wirtschaftsstandort Berlin einbringt. Die öffentlichen Einnahmen seien durch den Karneval seit 2007 um insgesamt 4,2 Millionen Euro gestiegen. "Allein 2011 bringt jeder in den Karneval der Kulturen öffentlich investierte Euro das Fünffache an öffentlichen Einnahmen zurück", so die IBB. 220 Arbeitsplätze seien in dem Zeitraum durch den Karneval entstanden oder zumindest gesichert worden.

Der Senat förderte den Karneval in diesem Jahr mit 270.000 Euro. Zusammen mit den übrigen Einnahmen, etwa aus der Standplatzvermietung und dem Anwerben von Sponsoren, standen dem Karnevalbüro rund 800.000 Euro zur Verfügung. Auf den ersten Blick viel Geld, aber das Budget reicht gerade so aus, um die Logistik und Hygiene auf dem von einer Millionen Menschen besuchten Event zu gewährleisten. Da müssen Straßen abgesperrt, Ordnungskräfte organisiert und der Müll von unzähligen Besuchern weggeräumt werden.

Die Teilnehmer des Umzuges, die den Karneval erst interessant machen, erhalten dagegen kein Geld. Dabei investiert jede Gruppe im Schnitt 7.000 Euro pro Fest für Umzugswagen, Kostüme, Proberäume oder Übernachtung. Die afro-brasilianische Gruppe Afoxé Loni, die den Umzug 15 Jahre lang angeführt hat, hat daher ihren Ausstieg angekündigt: "Die Akteure, denen die Stadt und die Unternehmen das alles zu verdanken haben - die migrantischen Einwohner Berlins, die seit Jahren in zigtausenden von ehrenamtlich geleisteten Stunden und mit ihrem eigenen spärlichen Geld das alles ermöglichen - gehen leer aus", teilte Afoxé Loni in einem offenen Brief mit. Philippa Ebéné, Leiterin der Werkstatt der Kulturen, die den Karneval ausrichtet, weiß um die Belastung der Teilnehmer: "Schon viele, künstlerisch sehr interessante Karnevalsgruppen, mussten aus finanziellen Gründen aussteigen." Für die Veranstalter sei die Förderung der Gruppen daher vorrangig. Ebéné schlägt vor, für die Unterstützung der Teilnehmer einen Fonds einzurichten. Die Karnevalsgruppen könnten sich dann anhand eines Kriterienkataloges für eine Förderung bewerben. "Um den Umzug künstlerisch zu fördern und weiter zu entwickeln, ist es dringend erforderlich, wenigstens einen Teil der Gruppen mittels eines unkomplizierten Antragsverfahrens finanziell zu unterstützen." Auch durch die kostenlose Bereitstellung von Atelier-, Lager-, und Proberäumen könnten die Gruppen sehr effizient unterstützt werden, sagt Ebéné. Der Bedarf sei überschaubar: "Mit 200.000 Euro könnte man schon etwas bewirken." Das Geld müsste von der öffentlichen Hand kommen, sagt Ebéné, schon damit ein unabhängiges Vergabeverfahren garantiert sei. Von der Idee, die Einnahmen des Karnevalbüros zu steigern, indem man etwa die Standplatzgebühren für die Getränkehändler erhöhte, hält sie nichts: "Niemand wäre geholfen, wenn die Händler die gestiegenen Gebühren auf die Besucher umlegten."

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