Straßen-Umbenennung : Jugend stellt Senatoren bloß
Es ist schon bemerkenswert, dass die Bewohner der „Eupener Straße“ sich offenbar nach 1945 nicht dafür eingesetzt haben, dass ihre Straße den alten Namen zurückbekommt. Auch in der Bauverwaltung scheinen nach 1945 diejenigen geschwiegen zu haben, die 1938 die Umbenennung vollzogen haben. Offenbar haben die Anwohner die Geschichte von der „Emmanuel-Straße“ auch ihren Kindern nicht erzählt – vielleicht hätte es sonst im Rahmen der Studentenbewegung 1968 eine derartige Initiative gegeben.
Kommentarvon Klaus Wolschner
Am 10. November gibt es wieder die Nacht der Jugend im Bremer Rathaus. Da werden dann große Reden gehalten darüber, wie desinteressiert Jugendliche heute an der Geschichte vom nationalsozialistischen Unrecht sind und wie wichtig Vorbilder für demokratisches Handeln sind. Dabei hatte eine Schülergruppe des Ökumenischen Gymnasiums sich ausführlich und preisgekrönt mit dem umstrittenen Straßen-Thema befasst und dieses bei der letzten Nacht der Jugend vorgestellt. Damit führt sie vor Augen, dass den heute 40- oder 65-Jährigen im Senat schon eine kleine symbolische Straßenrückbenennung zu weit geht in der Abwägung dessen, was man an Geschichts-Aufarbeitung heute betroffenen Anwohnern zumuten muss. Die Senatoren, die am Dienstag die Ablehnung der Straßen-Rückbenennung beschließen, sollten zumindest so viel Scham haben, den Schülern ihr salbungsvolles Geschwätz in der Nacht der Jugend zu ersparen.