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Strafe schützt nicht, Strafe nützt nicht

■ betr.: „Kids früher bestrafen?“, taz vom 9. 5. 97

Jeden Tag beweist uns der Blick in unsere Tageszeitung, daß das derzeitige, auf Abschreckung basierende Prinzip der Strafverfolgung, sei es nun verwirklicht in der Todesstrafe oder der Gefängnisstrafe, nicht funktioniert. Über Alternativen denkt dennoch niemand nach, aber kein Gesetz besagt schließlich, daß Politik logisch sein soll.

Nun fordert die Polizeigewerkschaft die Herabsetzung der Strafmündigkeit auf zwölf Jahre und begründet dies damit, daß die „Kriminalität Minderjähriger“ besorgniserregend zugenommen habe. An Ursachenforschung denkt wieder niemand, Symptomeliminierung ist angesagt. Solange die Jugendlichen im Gefängnis sitzen, können sie den Bestand der Ordnung nicht gefährden, indem sie als lebende Beweise des kapitalistischen Versagens herumlaufen. Ich denke, Kriminalität, vor allem bei jungen Menschen, wird in der Zukunft solange kontinuierlich zunehmen, wie die Werte Machtstreben und Konkurrenzdenken von der Politik in die Gesellschaft projiziert werden. [...] Daniel Hard, Platten

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