: Stolperstein Vereinigungsfrage
■ betr. "Neugeburt oder Exitusverwaltung", taz vom 5.12.90
betr.: „Neugeburt oder Exitusverwaltung“, taz vom 5.12.90
Als Leser traut mensch seinen Augen kaum, wie schnell Fischer und Vollmer es schaffen, das Wahldebakel, durch die real- (sprich macht-)politische rosa(!) Brille gefiltert, zu „erklären“. Köpfe (Birnen?) müssen her, dann geht's wieder aufwärts. Basisdemokratische Prinzipien, die die grüne Partei ehemals für viele Menschen wählbar gemacht hatten, werden dabei gleich haufenweise zur Disposition gestellt. Selbstkritik? Fehlanzeige.
Tatsache bleibt, daß diese Wahl am Thema Einheit entschieden worden ist. Auch für die Grünen, deren grundsätzliches Ja zur Einheit viele WählerInnen irritiert hat. [...] Das Ja zur Vereinigung war unehrlich und auf durchsichtige Art opportunistisch — ein klarer Bruch zu bisheriger grüner Politik. Für viele linke WählerInnen war diese Aufgabe antinationalistischer Positionen eine große, entscheidende Enttäuschung. Ergebnis: 300.000 sind daheim geblieben.
Stolperstein war die Vereinigungsfrage deshalb, weil die Chance auf ein klares, für viele hoffnungsstiftendes Nein zur Einheitsnation vertan wurde. Damit wurde die Möglichkeit verpaßt, endlich wieder inhaltliches Profil, in Abgrenzung zu den anderen Parteien, eben eine echte Alternative, zu bieten. [...] Günter Ruggaber, München
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