: Stolpe: In drei Jahren gleiches Lebensniveau
■ Stolpe und Platzek (B‘90) über Ampelkoalition zufrieden
Potsdam. Trotz anfänglicher Unkenrufe, die Ampelkoalition aus SPD, FDP und Bündnis 90 ist arbeitsfähig und hat ihre ersten Aufgaben bewältigt. Diese Bilanz zog Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) nach 100 Tagen Regierung in Potsdam. „Wir in Brandenburg wollen innerhalb von drei Jahren die Eckdaten für gleiche Lebensverhältnisse wie in den Alt- Bundesländern schaffen", sagte Stolpe.
Der doppelte Umbruch, von der Diktatur zur Demokratie und von der zentralistischen Plangesellschaft zu einer Marktwirtschaft, mußte im Schnellverfahren vollzogen werden. „Der Zeitraffer, der hier seit Herbst 1989 läuft, läuft weiter."
Dieses Tempo, so Stolpe, falle vor allem den Menschen zur Last. Ihnen werde unerhört viel zugemutet. Die Regierungen sollten die Ängste und die Unruhe einkalkulieren und auf sozialem und ökonomischen Gebiet entscheidend im Interesse der Menschen einwirken.
Alle 10 Ministerien in Brandenburg seien Aufbauministerien, die es jetzt schwerer hätten, als würde noch einmal bei Null angefangen, sagte der Regierungschef. „Alle Ressorts müssen zusammenarbeiten, wie eine gemeinsame Antriebskette, die das Land voranbringt."
An die Journalisten gewandt, sagte Stolpe, die sogenannte vierte Gewalt im Staat, die Öffentlichkeit, werde eine größere Bedeutung einnehmen, als in der Theorie des Westens oftmals dargestellt.
Die Ampel läuft gut, obwohl die Liberalen die Koalition nicht mit Vorschußlorbeeren bedacht habe, sagte Wissenschafts- und Kulturminister Hinrich Enderlein vom Koalitionär FDP. Im Kabinett werde viel gestritten, aber vor allem zu Sachthemen. Inzwischen sei auch Koalitionspartner Bündnis 90 voll akzeptiert worden. Im Augenblick, so Enderlein, sei das „spannendste Geschäft im politischen Raum" in eine Normalität übergegangen. Lakonisch fügte er hinzu, daß er schon überlegt habe, ob nicht ein wenig „gezündelt" werden sollte, um die Spannung wieder herzustellen.
Bündnis 90-Umweltminister Matthias Platzeck rechnet mit einem Bestand der Koalition auch über das Ende der Legislaturperiode 1994 hinaus. Es müsse gelingen, die alten, heute nicht mehr adäquaten Schemata der Alt-Bundesländer aufzubrechen und neue Wege zu beschreiten. adn
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen