■ Störzeile: Kein Tor zur Welt
Manche stören die drei blauen Container an der Binnenalster schon seit 1989 – in den nächsten Wochen soll der innerstädtische Hinweis auf Hamburgs Handelsgüter endgültig demontiert werden. Damit zerstört Hamburg ein modernes und werbewirksames Wahrzeichen. Denn die in fünfzehn Meter Höhe zum Tor verbundenen Überseecontainer sind über die Jahre zum ebenso ironischen wie konzeptionell stimmigen „Tor zur Welt“ geworden. Anläßlich der S&S-Ausstellung des Kunstvereins vor fünf Jahren vom belgischen Künstler Luc Deleu als nur vorübergehender Eingriff in den Stadtraum geplant, wurde die Aufstellzeit bisher immer wieder verlängert.
Setzt jetzt angesichts leerer Kassen der Ausverkauf von städtischen Kunstwerken ein? Wird als nächstes das Rathaus ganz oder teilweise nach Japan verkauft, oder die Stahlplastik von Richard Serra an den Deichtorhallen, besser noch das Firmenzeichen mit den zwei Ringen eingeschmolzen? Doch nicht gewinnträchtiger Verkauf, sondern kostenintensiver Abriß droht. Es kostet gutes Geld, Gutes unnötig zu entfernen.
Zu recht erweichen Beschwerden gegen Kunstwerke nicht die Haltung der Kulturbehörde, doch auch Plädoyers für deren Erhalt ändern meist wenig.
So wird auch neue Begeisterung für das Tor-Objekt nichts nützen, geht es doch im Ende darum, ein störungsfreies Umfeld für die wirkungsgeile Architektur der neuen Kunsthallen-Erweiterung zu schaffen.
Hajo Schiff
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