■ Störzeile: McDuck
Frierend drängte sich gestern eine Gruppe gestandener Menschen unter dem Vordach eines Fast-Food-Restaurants in der Spitaler Straße. Ein Blick genügte, und es war klar: Hier bibbern die KollegInnen Medien-Vertreter. Während die nasse Kälte den versammelten JournalistInnen und FotografInnen eiskalt die Beine hochkroch, schauten sie jeder Tüte, jeder Serviette und jedem Pappbecher, der den Imbiß in der Hand einer Kundin verließ, sehnsüchtig hinterher.
Was war passiert? „Überlebenstraining für Journalisten“? Oder eine Empathie-Übung – „Obdachlos für einen Tag“? Nichts von alledem. Eine Zeitungsmeldung hatte verheißen, daß gegen 13 Uhr an diesem unwirtlichen Ort sich gar Erschröckliches ereignen solle. Dort würde die „Werbegemeinschaft Spitaler Straße“ – ganz im Stile der undogmatischen Linken – gegen den Müll, den das Schnellrestaurant verursache, demonstrieren: Sie wolle die „unästhetischen“ Überreste des transportablen Essens dem Verursacher vor die Türen kippen.
Stimmt und stimmt nicht, sagt der Geschäftsführer des „Spitalerstraße Partnerschaft e.V.“, Manfred Burger-Jünemann (der heißt wirklich so). Richtig sei, daß sich die Inhaber von 29 Geschäften von dem durch die Fußgängerzone fliegenden Müll belästigt fühlten und Gespräche mit den Betreibern des Restaurants bisher zu keinem Ergebnis geführt hätten. Aber der Müll sei nicht hingekippt, sondern ordentlich in Tüten abgeliefert worden. Und was erschwerend hinzukommt: Die Aktion fand bereits am vergangenen Sonnabend statt.
Fazit: Weihnachtsente, eiskalt serviert vom Hamburger Abendblatt. Iris Schneider
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