: Stillschweigen nach Dasa-Spitzentreffen Stillschweigen vereinbart
■ Zukunft für Lemwerder bleibt ungewiß / Streit um Wirtschaftlichkeitsgutachten
Hannover/München Die Zukunft der rund 1.200 Arbeitsplätze im von Schließung bedrohten Dasa-Werk Lemwerder bleibt ungewiß. Nach einem mehrstündigen Spitzentreffen zwischen Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) und dem Vorstandschef der Deutschen Aerospace AG (Dasa/München), Jürgen Schrempp, am Freitag abend in München waren beide Seiten am Sonnabend zu Stellungnahmen nicht bereit. Es sei „strengstes Stillschweigen“ über das Gespräch vereinbart worden, hieß es übereinstimmend. Für heute kündigte die Staatskanzlei in Hannover allerdings eine Pressekonferenz mit Schröder an.
Unmittelbar vor dem Treffen hatte es am Freitag zwischen Landesregierung und Dasa neuen Streit gegeben. Die Landesregierung warf der Dasa vor, auf ein von der Landesregierung in Auftrag gegebenes Gutachten zu wirtschaftlichen Perspektiven des Werks Lemwerder Einfluß genommen zu haben. Danach soll die Dasa bei der Unternehmensberatung Roland Berger (München), der ebenfalls an dem Treffen in München teilnahm, Änderungen gewünscht und bewirkt haben.
Nach Angaben der Oldenburger „Nordwest-Zeitung“ hat es eine enge Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Aerospace AG (München) und der Münchener Unternehmensberatung gegeben.
Ein Dasa-Sprecher hatte schon am Freitag eine Beeinflussung des Berger-Gutachtes zurückgewiesen. „Es gab keinen 'Druck' oder eine Beeinflussung in irgendeine Richtung.“ Die Vorwürfe seien substanzlos. Das Gutachten wurde von der niedersächsischen Landesregierung in Auftrag gegeben.
Aus einer der dpa vorliegenden Dokumentation geht hervor, daß in einer Gutachtenfassung vom 11. April der Dasa von Berger bescheinigt wurde, sie sei „gezwungen, sich im Rahmen der bundesweiten Standort- und Werksrestaurierungen von Lemwerder zurückzuziehen“. Diese Fassung soll nach Angaben der „Nordwest-Zeitung“, die sich auf einen vertraulichen Brief von Berger an die Dasa beruft, in enger Zusammenarbeit mit der Dasa entstanden sein.
Die Landesregierung Niedersachsens hat nach dpa-Informationen dann bei Berger auf eine Korrektur gedrungen. Die Passage zur Unternehmensentscheidung der Dasa ist in der Endfassung des Gutachtes vom 14. April überarbeitet worden. Dort heißt es jetzt: „Die Dasa scheidet als potentieller Gesellschafter für eine in Lemwerder eventuell neu zu gründende Gesellschaft aus. Die zivile Wartung wird innerhalb des Dasa-Konzerns aufgegeben, da sich dieses Geschäft (...) nicht mehr wirtschaftlich darstellen läßt“. dpa
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