Stichwahl in Haiti: Verwirrung über Aristides Rückkehr
Der Ex-Präsident Haitis Jean-Bertrand Arisitde will sein südafrikanisches Exil noch vor der Wahl am Sonntag verlassen. Die USA hatten etwas anderes gefordert.
JOHANNESBURG taz | Haitis Expräsident Jean-Bertrand Aristide wird noch vor der Stichwahl um die Präsidentschaft am Sonntag in seiner Heimat zurückerwartet. Nach sieben Jahren im Exil in Südafrika war die Ausreise angeblich für Donnerstag vorgesehen. Eine Pressekonferenz am Johannesburger Flughafen wurde allerdings am Vormittag abgesagt. Plötzlich weiß niemand etwas über die dubiose Ausreise des Expräsidenten.
Ob er später dazu mehr wisse, hänge davon ab, ob Aristide ihn informiere, sagte Clayson Monyela, Sprecher in Südafrikas Ministerium für Internationale Beziehungen. "Wir wissen von nichts", sagte auch US-Botschaftssprecherin Elizabeth Kennedy Trudeau, fügte allerdings hinzu: "Wir hoffen, dass bei seiner Rückkehr die Sensibilität um die Wahlen in Haiti mit in Betracht gezogen wird."
Die USA hatten Aristide aufgefordert, seine geplante Reise nach Haiti bis nach den Wahlen zu verschieben, denn seine Anwesenheit würde die Wähler ablenken. Südafrikas Minister im Präsidentenbüro, Collins Chabane, sagte dazu jedoch: "Wir können Mister Aristide nicht gefangenhalten."
Aristides Anwalt Ira Kurzban erklärte, der Expräsident habe noch logistische Probleme zu regeln. Zusammen mit ihm traf am Donnerstag US-Schauspieler Danny Glover in Südafrika ein, um Aristide in seine Heimat zu begleiten. Glover ist Vorsitzender der Menschenrechtsorganisation TransAfrica Forum und will nach eigenem Bekunden Solidarität mit dem haitianischen Volk zeigen.
Der heute 57 Jahre alte Aristide war 1990 der erste freigewählte Präsident Haitis und fand damals viele Anhänger bei den Armen. 1991 wurde er vom Militär gestürzt. Eine US-Militärintervention brachte ihn 1994 wieder an die Macht, und er regierte weitere zwei Jahre; 2000 wurde er erneut gewählt und 2004 erneut gestürzt, diesmal vom Volk. Ihm hafteten Vorwürfe der Korruption und Gewalt an. Trotzdem nahm Südafrika Aristide auf. Er studierte an der University of South Africa (Unisa) und erhielt 2007 einen Doktortitel für eine vergleichende Studie des haitianischen Kreyòl und der Zulu-Sprache. Seine Frau lehre am Institute for African Renaissance Studies der Unisa.
Aristide behauptete kürzlich, er wolle sich nicht in die Politik auf Haiti einmischen, sondern mit Hilfe seiner Stiftung die Bildung in dem erdbebenverwüsteten Land verbessern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut