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Stereotypisierung

■ betr.: „Penibel und eitel“, Portrait, taz vom 8. 1. 96

Das Portrait gehört zu den Rubriken, die ich am häufigsten lese – interessant und kurzweilig, ein kleines Scheinwerferlicht auf Leute, die entweder gerade ganz groß rauskommen oder aber gar nicht tagesaktuell sind und gerade darum einen Augenblick des Lesens wert. Wenn auch nicht gerade zu 50 Prozent, so finden sich doch relativ viele Frauen hier portraitiert.

So wie Nwal at-Tatawi, die neue ägyptische Außenministerin. Wir erfahren viel Wissenswertes über sie und über die Feminisierung des Bankwesens. Was aber beliebt den Redakteuren als Titel? „Penibel und eitel“ – genau die Art von Stereotypisierung, der Politikerinnen häufig ausgesetzt sind. Aber wenn Journalisten sie so charakterisiert haben, muß es ja wohl stimmen. Man hätte auch titeln können: „Starke Persönlichkeit“ oder „Eine ägyptische Tansu Çiller“ oder „Erfolgreiche Bankerin goes politics“ oder „Privatisierungsanhängerin für das Kabinett“ oder sonst irgendwas. Aber nein, es mußte „Penibel und eitel“ sein.

Mann, ey! Solche Frauenfeindlichkeit ist echt nervig! Dank Modem werde ich mich aber jetzt öfter beschweren, denn dies war nicht der dickste Klopfer und wohl auch nicht der letzte. Gesine Fuchs, Basel/Schweiz

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