: Sterbehilfe im Kreißsaal?
Hamburg (afp) — Der Präsident der Berliner Ärztekammer, Ellis Huber, hat die im Zusammenhang mit der angeblichen Tötung von Frühgeborenen an der Erfurter Frauenklinik ausgelöste Diskussion begrüßt, ob Leben um jeden Preis mit Hilfe der modernen Apparatemedizin gerettet werden muß.
In einem Interview des 'Spiegel‘ sagte Huber, er könne „nicht ausschließen, daß so etwas auch in anderen westeuropäischen Ländern, auch in den alten Bundesländern, vorgekommen ist“. Der Ärztekammer- Präsident unterstrich: „Ost- und Westärzte handeln in dieser Konfliktlage gleich.“
Differenziert äußerte sich Huber zur Frage, ob bei extrem unreifen Frühgeborenen passive Sterbehilfe geleistet werden darf. Eine „allgemeingültige Verhaltensnorm“ könne es nicht geben. Der medizinisch-technische Fortschritt habe eine „Grauzone der Lebensfähigkeit“ geschaffen, in der Ärzte in jedem Einzelfall entscheiden müßten, was humaner sei. Huber bedauerte, daß die Problematik der Sterbehilfe bislang überwiegend nur in bezug auf das Ende, nicht aber auf den Beginn des Lebens diskutiert worden sei.
Die angeblich in Erfurt praktizierte Methode, Frühgeborene unter 1.000 Gramm im Wassereimer zu ertränken, lehnte Huber jedoch als unzulässig ab, weil sie „eine aktive Handlung zum Tod“ darstelle.
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