Stephanie Grimm hört auf den Sound der Stadt:
Als Labelbetreiber und Mitbegründer des weit über die Tore der Stadt berühmten Plattenladens Hardwax macht Techno-Pionier Mark Ernestus sich seit Jahrzehnten um die musikalische Entwicklung Berlins verdient. Am Donnerstag gibt er im Yaam mit der Ndagga Rhythm Force eine seiner lohnenswerten Nachhilfestunden zum Thema Afrikanische Roots in der elektronischen Tanzmusik.
Auf das senegalesische Mbalax – so heißt die in den 1970er Jahren entstandene Fusion aus westafrikanischen und lateinamerikanischen Einflüssen, die von den schnellen wie komplexen Rhythmen einer Trommel namens Sabar geprägt ist –, auf diese Musik stieß Ernestus 2007 bei einem Straßenfest, und seine Begeisterung führte zu Kooperationen mit Musikern aus Westafrika (19.30 Uhr, An der Schillingbrücke 3).
Viel Material zum Umschreiben der Musikgeschichte hat man vermutlich auch nach einem Besuch im Silent Green. Dort beginnt am Donnerstag das dreitägige Konzert- und Filmwochenende „Female to Empower“. Zum Auftakt gibt es einen Film über Sigrídur Níelsdóttir, die große alte Dame der isländischen Musik. Sie produzierte mit 71 Jahren ihr erstes Album auf Kassette – der Anfang einer bemerkenswerten Karriere. Auch Fee Kürtens aka Tellavisions ganz eigene Mischung aus Synthie-Pop, DIY-Ästhetik und Krautbeats ist am Donnerstag zu erleben. Am Freitag wird es einen Streifzug durch das Videoarchiv des von Gudrun Gut gegründeten Labels „Monika Enterprise“ geben. Zudem wird die live immer extracharmante Barbara Morgenstern auftreten (ab 19.30 Uhr, Gerichtstraße 35).
Nachdem viele lieb gewonnene Festivals in diesem Jahr nicht stattgefunden haben – das Down By The River etwa oder auch By The Lake fehlten bitter –, kann man sich vor den Toren der Stadt, aber immerhin im S-Bahn-Bereich beim Bergfunk Open Air an einem mit ähnlich viel Herzblut zusammengestellten Programm erfreuen: Am Freitag treten unter anderen Gisbert zu Knyphausen und Charlotte Brandi (ehemals Me and My Drummer) auf, am Samstag folgt etwa das tolle Indie-Punk-Duo Gurr. Ein gute Gelegenheit, ein bisschen Draußenatmosphäre zu tanken (Fr. ab 16, Sa. ab 14 Uhr, Auf dem Funkerberg, nur noch Tagestickets: Fr. 20, Sa. 22 Euro).
Schließlich ist die Sause zum 50. Geburtstag der Zeitschrift Musikexpress am Dienstag von der Wuhlheide in die Max-Schmeling-Halle verlegt. Es könnte trotzdem ein psychedelisch-poppiges Sommerfest werden mit Tame Impala, Blood Orange und den live immer tollen Yeasayer (19 Uhr, Falkplatz 1.)
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