piwik no script img

Stepanakert: Streik geht weiter

■ Behörden erließen Dekret zur Umsetzung der Entschließung des Politbüros / Streik verursachte bereits Millionenverluste

Berlin (afp/ap/taz) - Während die sowjetischen Behörden am Montag ein Dekret über die Wirtschaftsförderung der Krisenregion Berg–Karabach veröffentlichten, setzte ein großer Teil der Bevölkerung in der armenischen Enklave Aserbeidjans den seit Tagen währenden Streik fort. Die Zeitung des Obersten Sowjet, die Iswestija bestätigte am Montagabend, daß die Werktätigen vieler Betriebe in der Hauptstadt der Region, Stepanakert, nicht am Arbeitsplatz erschienen seien. An den Universitäten seien die Studenten den Vorlesungen ferngeblieben und die Eltern hätten ihre Kinder nicht in die Kindergärten gebracht. Nachdem die Behörden mit Lautsprecherwagen und Flugblättern die Werktätigen zur Wiederaufnahme der Arbeit gedrängt hatten, wurden Arbeitswillige laut Iswestija von „Banden von Jugendlichen“ daran gehindert, sich zu ihren Betrieben zu begeben. Nur Bäckereien und Molkereien und ein Teil der Verkehrsbetriebe arbeiteten normal, hieß es aus anderen Quellen. Die Streiks in Berg–Karabach haben laut der Parteizeitung Prawda der aserbeidjanischen Wirtschaft Verluste in Millionenhöhe eingebracht. Die Arbeiter in den Fabriken für Seide, Schuhe und elektrische Teile hätten das Herzstück der Industrie lahmgelegt. 93 Wagons auf dem Bahnhof der Stadt warteten darauf, entladen zu werden. Unterdessen wurde in Moskau bekannt, daß gegen drei armenische Aktivisten Anklage wegen „Verbreitung falscher Nachrichten und Anti–sowjetischer Verleumdung“ erhoben wurde. Das kann mit drei bis fünf Jahren Arbeitslager geahndet werden. Die sowjetischen Behörden haben am Montag ein Dekret veröffentlicht, das die Entschließung des Politbüros zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation in der Provinz umsetzen soll. Danach sollen der Wohnungsbau gesteigert, Schulen, Jugendclubs und Büchereien gebaut und ein Fernsehprogramm in armenischer Sprache installiert werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen