Stellvertreter-Krieg in Somalia: Äthiopien gegen Eritreas Islamisten
Äthiopien interveniert erneut im Süden Somalias, den Islamisten mit Hilfe Eritreas kontrollieren. Regionalorganisation verlangt nun UN-Sanktionen gegen Eritrea.
BERLIN taz | Die Verschärfung des Krieges zwischen radikalen Islamisten und Regierung in Somalia droht, sich zu einem Regionalkonflikt auszuweiten. Die Regionalorganisation der Staaten am Horn von Afrika IGAD (Inter-Governmental Authority on Development) forderte am Mittwoch "unverzügliche" UN-Sanktionen gegen Eritrea, weil dieses Somalias Islamisten mit Waffen beliefere. Zur Umsetzung solle eine Flugverbotszone und eine Seeblockade gegen Häfen in Südsomalia verhängt werden.
Der IGAD-Aufruf kann kaum als neutral gelten, denn die Organisation sitzt in Eritreas Erzfeind Äthiopien, und dort fand auch das Treffen am Mittwoch statt. Eritrea verließ 2007 die IGAD.
Somalias islamistische Milizen al-Shabaab und Hizbul Islam kontrollieren derzeit fast die gesamte Südhälfte Somalias sowie Teile der Hauptstadt Mogadischu. Die international anerkannte Regierung unter Präsident Ahmed Sharif Ahmed hält sich nur noch mit Hilfe von Eingreiftruppen der Afrikanischen Union. Seit Dienstag sollen wieder äthiopische Truppen im Süden Somalias eingerückt sein.
Äthiopien und Eritrea unterstützen seit Jahren rivalisierende Kriegsparteien in Somalia, was viele Somalis zu dem Vorwurf veranlasst, die beiden Länder trügen jetzt ihren Konflikt als Stellvertreterkrieg auf somalischem Boden aus. Äthiopien intervenierte Ende 2006 militärisch in Mogadischu, um eine islamistische Regierung zu stürzen, und zog erst Anfang 2009 wieder ab.
Einige Führer der gestürzten Regierung und andere somalische Gegner Äthiopiens flohen nach Eritrea. Das UN-Expertenpanel, das die Einhaltung des gegen Somalia geltenden Waffenembargos überwachen, schrieb in seinem Jahresbericht 2008: "Eritrea stattet bewaffnete Oppositionsgruppen weiterhin mit Training, Waffen und finanzieller Unterstützung aus."
Die Offensive der Islamisten in Somalia wird laut Regierung von "Ausländern", al-Qaida und Eritrea, unterstützt. Am 15. Mai erklärte der UN-Sicherheitsrat, er sei "besorgt" über entsprechende Berichte. Eritrea wies die Vorwürfe zurück. Die Islamisten bestreiten nicht, Unterstützung aus dem Ausland zu erhalten. "Muslime aus aller Welt kämpfen mit uns", sagt ein Shabaab-Kommandant.
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